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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch Hartmann sie ungläubig anblickten. »Das war nicht als Witz gemeint. Ich weiß, daß er seit Tagen versucht, Kontakt zu ihnen aufzunehmen.« »Woher?« »Ich gehöre dem Rat an«, erinnerte Dubois. »Drasko glaubt, daß Verhandeln unsere einzige Chance ist.« »Vielleicht hat er ja recht damit«, sagte Skudder. Charity ignorierte ihn. »Wie, bitte schön, will er denn mit jemandem verhandeln, von dem wir nicht einmal wissen, was er will?« fragte sie. »Oder wer er ist?« Dubois hob die Schultern.»Ich zitiere nur. Aber unterschätze Drasko nicht. Er hat seine Macken, aber er ist kein Dummkopf. Er darf auf keinen Fall etwas von diesem Schiff wissen.« »Was mich wieder zu meiner Frage zurückbringt«, sagte Charity grimmig. »Was habt ihr vor?« Niemand antwortete. Nach ein paar Minuten fuhr Charity fort: »Einer von euch will es tun, nicht wahr? Ihr wollt in die Stingray steigen und zu ihnen fliegen.« »Du hast es selbst gesagt«, sagte Hartmann. »Wir wissen nicht einmal, wer sie sind. Geschweige dann, was sie vorhaben.« Charity blickte aufmerksam von einem zum anderen. Sie hatte immer noch nicht alles erfahren, das spürte sie. »Verratet ihr mir auch, wie ihr das anstellen wollt?« fragte sie. »Der Treibstoff in dieser Kiste reicht nicht einmal, um ein Zehntel der Strecke zurückzulegen.« »Wir bringen es hin«, sagte Harris. »Zum Mars?« Charity blickte ihn fassungslos an. »Hast du eine ungefähre Ahnung, wie weit das ist?« »Ziemlich genau«, erwiderte Harris. Er grinste immer noch, doch seine Stimme klang jetzt ein bißchen beleidigt. »Wir nehmen es Huckepack, ganz einfach.« »Und womit?« »Die HOME RUN«, sagte Harris. Charity riß überrascht die Augen auf. »Wie bitte? Du… du willst sagen…« »Daß es sie noch gibt«, erwiderte Harris. »Nicht mehr ganz neu und eingemottet, aber flugfähig. Wenigstens hoffe ich es.« »Die HOME RUN«, murmelte Charity. »Ich wußte nicht einmal, daß sie noch existiert.« Plötzlich grinste Harris noch breiter. »Jetzt beleidigst du mich. Ich bin Schotte, schon vergessen? Wir werfen niemals etwas weg.« »Und schon gar kein ausgewachsenes Raumschiff«, fügte Dubois hinzu. »Die HOME RUN ist kein Raumschiff«, sagte Charity ernst. »Sie ist eine Konservendose mit einem hastig zusammengepfuschten Triebwerk. Ich war nicht einmal sicher, daß sie den Weg bis zum Mond schafft, geschweige denn zum Mars! Und sie ist vor acht Jahren das letzte Mal geflogen!« »Ich hätte auch lieber die EXCALIBUR genommen«, sagte Hartmann. »Aber ich bezweifle, daß unsere Freunde dort draußen begeistert reagieren, wenn wir mit einem ausgewachsenen Schlachtschiff vor ihrer Tür auftauchen. Außerdem«, fügte er mit einem säuerlichen Blick in Charitys Richtung hinzu, »hat jemand ein Loch von der Größe eines Tennisplatzes hineingeschossen. Die HOME RUN ist alles, was wir haben. Gib mir drei Wochen, und ich lasse sie zu einem erstklassigen Schiff umrüsten.« »Hier?« »Wo sonst?« fragte Hartmann. »Ich will dir nicht zu nahe treten, Charity, aber diese Basis ist besser ausgestattet als die entsprechenden Anlagen in den USA.« »Das weiß ich«, antwortete Charity unwillig. »Aber wie willst du ein achtzig Meter langes Raumschiff hierher schaffen, vollständig umrüsten und wieder wegbringen, ohne daß Drasko oder einer seiner Zuträger es bemerkt?« »Ohne daß er es merkt?« Hartmann schüttelte den Kopf. »Wie kommst du auf die Idee? Er soll es ja gerade merken. Ich habe bereits mit ihm gesprochen.« »Selbstverständlich, ohne daß ich etwas davon erfahre –« »Er ist nicht gerade vor Begeisterung an die Decke gesprungen, aber immerhin hat er mir zugestimmt, daß die HOME RUN im Moment die einzige Möglichkeit darstellt, zum Mars zu kommen.« »– geschweige denn, deinen Plan mit mir abzustimmen.« Hartmann ignorierte sie stoisch weiter. »Mit den verbesserten Triebwerken, die wir einbauen werden, brauchen wir ungefähr acht Wochen bis zum Mars«, fuhr er fort. »Wir packen dieses Baby hinein und beten, daß die Rückholautomatik es direkt in den Hangar des Mutterschiffes bringt.« Charitys Geduld näherte sich endgültig dem Ende. Sie kannte Hartmanns Art, unliebsame Fragen einfach zu ignorieren, zur Genüge. Aber es war ihm niemals gelungen, sie damit so schnell zur Weißglut zu bringen wie jetzt. Vielleicht, weil sie noch nie so direkt davon betroffen gewesen war wie heute. »Und wann wolltet ihr mir davon erzählen?«

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