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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hundertprozentig überzeugend klangen. Sie konnte selbst nicht genau sagen, warum sie eigentlich hergekommen war. Vielleicht nur, um einen Moment allein zu sein. Ungestört. Sicher. Nach dem, was sie von Harris erfahren und vor allem gestern selbst erlebt hatte, war dieser Hangar vielleicht der einzige Ort auf der Basis, an dem sie wirklich sicher sein konnte, nicht abgehört zu werden. »Hartmann hat uns erzählt, was passiert ist«, sagte Dubois. »Das mit Gurk tut mir leid. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich mochte den kleinen Kerl.« »Er ist noch nicht tot«, antwortete Charity scharf. »Das wissen wir nicht«, sagte Hartmann rasch, hob aber zugleich beruhigend die Hände. »Aber ich glaube es auch nicht, wenn es das ist, was du hören willst… Wenn sie ihn hätten umbringen wollen, hätte sie es leichter haben können.« »Hätten. Wenn. Vielleicht.« Charity schüttelte zornig den Kopf. »Gibt es denn niemanden hier, der Gurk ganz einfach glaubt, ohne Wenn und Aber? Ihr hört euch mittlerweile alle schon an wie Drasko. Ist Paranoia neuerdings ansteckend?« »Nein«, antwortete Harris  grinsend. »Aber Vorsicht.« »Jemand kommt.« Dubois deutete durch das schmale Seitenfenster der Kanzel nach draußen. Als Charitys Blick der Geste folgte, erkannte sie ohne große Überraschung, daß Skudder den Hangar betreten hatte und mit schnellen Schritten auf die Stingray zukam. Sie drehte sich wieder herum und sah gerade noch, wie Hartmann hastig den Arm senkte und den Jackenärmel über das Handgelenk schob. Genauer gesagt: über seine Armbanduhr. »Ach, so ist das«, murmelte sie. »Was?« »Verkauf mich nicht für dumm«, sagte sie scharf. »Diese kleine Zusammenkunft ist kein Zufall. Ihr habt euch hier verabredet, stimmt’s?« Hartmann senkte betreten den Blick, und auch Dubois schien irgend etwas ungemein Interessantes irgendwo draußen in der Halle entdeckt zu haben. Nur Harris grinste unerschütterlich  weiter. »Dürfte ich vielleicht auch erfahren, warum ich als einzige nicht zu eurer Party eingeladen war?« »Es gibt keinen Grund«, behauptete Hartmann. Er war noch nie ein besonders guter Lügner gewesen. »Hör endlich auf, in jede Kleinigkeit irgend etwas hineinzugeheimnissen. Harris und Dubois wollten das Schiff sehen, und Skudder hat es zufällig mitbekommen, das ist alles.« »Quatsch«, erwiderte Charity schroff. »Ihr habt etwas vor. Und aus irgendeinem Grund soll ich nichts davon wissen.« »Bitte, Charity«, sagte Hartmann, doch Charity schnitt ihm sofort und mit einer energischen Geste das Wort ab. »Ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird«, sagte sie scharf. »Was, zum Teufel, geht hier vor? Mißtraut ihr mir etwa?« »Natürlich nicht!« antwortete Hartmann hastig. Er klang immer weniger überzeugend. Bevor er jedoch weiter reden konnte, drang Skudders Stimme von draußen herein: »Habt ihr da drinnen noch Platz für einen vierten Mann?« Harris grinste, drehte sich herum und trat gebückt durch die niedrige Tür, dicht gefolgt von Dubois und Hartmann, der sichtlich froh war, das immer unangenehmere Gespräch wenigstens für einen Moment unterbrechen zu können. Charity verließ die Stingray als letzte und sagte laut: »Einer Fünften.« Sie behielt Skudder genau im Auge, als sie das Schiff verließ. Es wäre allerdings nicht nötig gewesen: Skudder sah nicht überrascht, sondern für einen kurzen Moment regelrecht entsetzt aus. »Tu erst gar nicht so, als wärst du nur rein zufällig vorbeigekommen«, sagte sie. »Was ist hier los?« »Ich verstehe gar nicht –«, begann Skudder. »Sagt es ihr«, unterbrach ihn Dubois. Zwei, drei Sekunden lang sagte niemand etwas. Hartmann wich ihrem Blick aus, während Harris immer noch grinste, jetzt aber nicht mehr ganz echt. Schließlich war es Dubois selbst, die fortfuhr. »Wir haben uns hier verabredet, das stimmt. Es war Skudders Idee.« »Die alte Truppe«, bestätigte Skudder. »Abgesehen von Net und Gurk sind wir wieder komplett.« »Komplett wozu?« fragte Charity. »Endlich etwas zu unternehmen!« Hartmann machte ein wütendes Geräusch. »Abgesehen von euch Vieren traue ich niemandem mehr. Drasko schon gar nicht. Wenn er von diesem Schiff wüßte, würde er es vermutlich höchstpersönlich auseinanderschrauben!« »Kaum«, entgegnete Dubois. »Aber er würde eine rote Schleife darum binden und es den Fremden zurückgeben. Als Zeichen seines guten Willens.« Sie nickte ein paarmal, als sowohl Charity als

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