Der dritte Mond
auf zu nörgeln.« Charity wurde schlagartig wieder ernst. Dicht hinter Skudder trat sie aus der winzigen Schleusenkammer hinaus und in einen Raum, der nicht nur kaum größer war als dieser, sondern den ersten Eindruck, den das Schiff machte, noch zu unterstreichen schien. Alles hier war primitiv und grob, in sichtlicher Hast zusammengeschweißt und -geschraubt. Nackte Kabelverbindungen schlängelten sich unter der Decke und an den Wänden entlang, Monitore und Computerterminals standen in chaotischer Unordnung herum. Die beiden einzigen sichtbar modernen Geräte waren die zwei matt verchromten Schlaftanks, die fast die Hälfte des vorhandenen Raumes einnahmen. Der verbliebene Platz reichte kaum für Skudder und Charity aus. »Urgemütlich«, sagte sie. »In einem Designerwettbewerb hätten Hartmanns Techniker keine Chance«, bestätigte Skudder. »Aber dafür ist es sicher. Nicht einmal die Konstrukteure dieses Schiffes würden diesen Raum bemerken.« »Hoffentlich.« Charity streifte die beiden Schlaftanks mit einem nervösen Blick. »Bestimmt«, versicherte Skudder. »Wir sind vollkommen autark. Eigene Energieversorgung, eigene Sauerstoffversorgung, eigene Lebensmittel… wir haben sogar einen eigenen Eingang. Trautes Heim, Glück allein.« Charity schaute sich nach einem Platz um, an dem sie ihren Helm ablegen konnte, fand keinen und tat schließlich dasselbe wie Skudder: Sie ließ den Helm einfach los. Er fiel jedoch nicht zu Boden, sondern blieb schwerelos neben ihr in der Luft hängen. Skudder lachte spöttisch. »Du hast doch nicht etwa künstliche Schwerkraft erwartet? So einen Luxus kann ich leider nicht bieten.« Charity starrte erneut den Schaftank an. Es fiel ihr schwer, Skudders Worten zu folgen, und noch schwerer, seiner aufgesetzten Fröhlichkeit irgend etwas abzugewinnen. Wahrscheinlich war es ohnehin nur Hysterie. Das Ding… machte sie nervös. Vorsichtig ausgedrückt. Einer der Monitore begann zu flackern. Skudder quetschte sich umständlich an Charity vorbei, drückte ein paar Tasten, und aus dem bunten Flimmern auf dem zweidimensionalen Monitor wurde ein leicht verzerrtes Abbild General Hartmanns. Allerdings war es nicht annähernd verzerrt genug, um den besorgten Ausdruck darauf zu verbergen. »Hallo, Charity. Hallo, Skudder«, begann er. »Alles in Ordnung bei euch?« Charity nickte knapp. Sie konnte nirgendwo eine Kamera entdecken, war aber trotzdem sicher, daß Hartmann sie sah. »Ist die Verbindung sicher?« fragte sie. Hartmann nickte. »Ja. Aber wir haben nicht viel Zeit. Wir legen in acht Minuten an der EXCALIBUR an. Ihr habt eine Stunde.« »Das ist mehr als genug.« Skudder schlug mit der flachen Hand auf die verspiegelte Oberfläche eines der Schlaftanks. »Wir müssen noch die Soldfrage klären. Ich meine, wenn ich mich sieben Wochen in dieses Ding lege, steht mit eigentlich eine fette Prämie zu.« Hartmann blinzelte. »Wie?« »Ich werde für acht Stunden am Tag bezahlt«, antwortete Skudder mit todernster Miene. »Aber ich werde vierundzwanzig Stunden schlafen. Das ist die dreifache Zeit. Also steht mir auch der dreifache Sold zu. Die Sonn- und Feiertagszuschläge für die zwei Monate noch gar nicht eingerechnet.« »Skudder!« sagte Charity scharf. Skudder grinste sie breit an, hielt aber wenigstens die Klappe. Charity wandte sich wieder an Hartmann. Für einen Moment wußte sie nicht, was sie sagen sollte. Sie haßte Abschiedsszenen. Hartmann machte es ihr leicht, indem er sagte: »Ich muß Schluß machen. Wir docken gleich an, und ich muß unseren hochverehrten Gouverneur Drasko noch begrüßen.« »Drasko?« fragte Skudder erschrocken. Hartmann nickte. »Er ist bereits auf der EXCALIBUR. Er hat es sich nicht nehmen lassen, dem Abflug der HOME RUN persönlich beizuwohnen.« »Wieso?« »Immerhin seid ihr offiziell eine Friedensmission.« Hartmann grinste schief. »Es könnte ja sein, daß sie erfolgreich ist. In diesem Fall will er natürlich die Lorbeeren einheimsen.« »Vielleicht sollten wir uns schon mal daran gewöhnen, ihn mit Mister President anzureden«, knurrte Skudder. »Nicht, wenn ich es verhindern kann.« Hartmann hob grüßend die Hand. »Viel Glück. Und laßt euch ja nicht einfallen, nicht zurückzukommen.« Er schaltete ab. Charity starrte den jetzt wieder dunklen Bildschirm noch zwei oder drei Sekunden lang an. Sie fühlte sich… sonderbar. Bei allem, was vor ihnen lag, hätte sie eigentlich Angst haben müssen oder hätte
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