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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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hat, einem großen Volk als Lebensraum zu dienen und zu einem Ort der Zivilisation zu werden?«
    Präsident Theodore Roosevelt : »Die Siedler und Pioniere hatten im Grunde das Recht auf ihrer Seite ; dieser groß-artige Kontinent konnte auf Dauer kein Reservat für schmutzige Wilde bleiben.«
    General Philip Sheridan : »Die einzigen guten Indianer, die ich je sah, waren tote Indianer.«

TEIL V
Umkehrung des Fortschritts über Nacht
    Unsere Spezies steht heute auf dem Höhepunkt ihrer zahlenmäßigen und geographischen Verbreitung, ih­rer Macht und ihres Anteils an der Produktivität der Erde, die sie sich aneignet. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte lautet, daß wir dabei sind, alles Erreichte sehr viel schneller wieder rückgängig zu machen, als wir es schufen. Unsere Macht droht uns selbst zu vernich­ten. Wir wissen noch nicht, ob wir uns mit einem Schlag in die Luft jagen werden oder ob unser Ende langsamer eintreten wird, als Folge einer Kombination aus Treib­hauseffekt, Umweltverschmutzung, der Zerstörung na­türlicher Lebensräume, der wachsenden Zahl hungriger Mäuler bei gleichzeitiger Abnahme der Nahrungsres­sourcen sowie der Ausrottung der Pflanzen- und Tier­arten, die unsere Lebensgrundlage bilden. Zogen diese drohenden Wolken wirklich erst seit der Industriellen Revolution auf, wie oft angenommen wird?
    Einem verbreiteten Glauben zufolge leben die ver­schiedenen Arten von Natur aus im Gleichgewicht mit­einander und im Einklang mit der Umwelt. Weder rot­ten Raubtiere ihre Beute aus noch vernichten Pflanzen­fresser ihre Lebensgrundlage durch Überweidung. Aus dieser Sicht ist der Mensch der große Außenseiter. Träfe dies zu, könnten wir von der Natur nichts lernen.
    Richtig ist daran, daß Arten unter natürlichen Bedin­gungen nicht so rasch aussterben, wie wir sie heute aus­rotten, sieht man von seltenen Ereignissen ab. Ein sol­ches Ereignis war das möglicherweise durch den Ein­schlag eines Asteroiden verursachte Massensterben vor 65 Millionen Jahren, das dem Zeitalter der Dinosaurier ein Ende setzte. Da sich die Artenzahl im Zuge der Evo­lution nur sehr langsam vermehrt, muß natürlich auch das Aussterben langsam erfolgen, da es sonst ja schon lange keine Arten mehr geben würde. Anders ausge­drückt verschwinden die empfindlicheren Arten schnell wieder, während die in der Natur überlebenden die ro­busteren darstellen.
    Demnach gibt es eine ganze Reihe lehrreicher Beispie­le dafür, daß Arten andere Arten ausrotteten. In fast al­len bekannten Fällen waren zwei Voraussetzungen ge­geben. Erstens handelte es sich um Arten, die in eine neue Umwelt vordrangen, in der sie vorher nicht ver­treten waren und wo sie auf Beutepopulationen stießen, die der von ihnen verkörperten Gefahr arglos gegen-überstanden. Wenn sich nach einiger Zeit der Staub ge­legt und sich ein neues ökologisches Gleichgewicht ein­gestellt hatte, waren manche der alteingesessenen Arten von der Bildfläche verschwunden. Zweitens erwiesen sich die an solchen Ausrottungen beteiligten Räuber als fähig, sich von vielen verschiedenen Arten von Beutetie­ren und nicht nur von einer einzigen zu ernähren. Nach Ausrottung einer Art ist somit jederzeit ein Wechsel zu einer anderen möglich.
    Zum Artensterben kommt es oft, wenn Exemplare einer Spezies von Menschen gewollt oder ungewollt in einen neuen Teil der Erde mitgebracht werden. Ratten, Katzen, Ziegen, Schweine, Ameisen und sogar Schlan­gen sind hierfür Beispiele. So gelangte während des Zweiten Weltkriegs eine auf den Salomon-Inseln hei­mische Baumschlange unbemerkt per Schiff oder Flug­zeug auf die bis dahin schlangenfreie Pazifikinsel Guam. Inzwischen hat dieser Räuber bereits die meisten dor­tigen Waldvogelarten ganz oder fast ausgerottet, da sie keine Gelegenheit zur Entwicklung von Abwehrmecha­nismen gegen Schlangen hatten. Letzteren droht jedoch keine Gefahr, auch wenn sie ihre Vogelbeute praktisch vollkommen vernichtet haben, können sie sich doch auf Fledermäuse, Ratten, Eidechsen und andere Kost um­stellen. Ein weiteres Beispiel sind die von Menschen in Australien eingeführten Katzen und Füchse, welche die kleinen Beuteltiere und Ratten dort weitgehend vernich­tet haben, ohne das eigene Überleben zu gefährden, da ja noch genügend Kaninchen und andere Arten potenti­eller Beutetiere vorhanden sind.
    Der Mensch liefert das beste Beispiel für ein derart flexibles Raubtier. Unser Speiseplan ist extrem breit ge­fächert –

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