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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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mich ähneln sich Tudawhe und Daribi sehr stark, doch in den Augen Karinigas waren Angehörige des Daribi-Stam­mes unsagbar scheußliche Wesen. Durch eine Serie von Hinterhalten gelang es den Daribi, viele Tudawhe um­zubringen, darunter auch Karinigas Vater. Das ging so lange so weiter, bis die überlebenden Tudawhe in gro-ße Verzweiflung gerieten. Eines Nachts umzingelten alle verbliebenen Tudawhe-Männer das Daribi-Dorf und steckten im Morgengrauen die Hütten in Brand. Als die Daribi schlaftrunken aus ihren brennenden Hütten stolperten, wurden sie mit Speeren durchbohrt. Einige konnten in den Wald fliehen und sich dort verstecken, doch die Tudawhes verfolgten und töteten die meisten von ihnen in den folgenden Wochen. Die Einführung der australischen Verwaltung beendete die Jagd, bevor Kariniga den Mörder seines Vaters erwischen konnte.
    An die Einzelheiten dieses Abends denke ich oft mit Grauen zurück – das Glühen in Karinigas Augen, als er mir von dem Massaker im Morgengrauen berichte­te ; jene äußerst befriedigenden Augenblicke, als er sei­nen Speer in die Brust eines der Mörder seines Volkes rammen konnte ; und seine Tränen vor Wut und Ent­täuschung über das Entwischen des Mörders seines Va­ters, den er immer noch eines Tages zu vergiften trach­tete. An jenem Abend glaubte ich, verstanden zu ha­ben, wie sich ein netter Mensch in einen Massenmörder hatte verwandeln können. Das Potential zum Genozid, das die Umstände in Kariniga wachriefen, steckt in je­dem von uns. Durch das Anschwellen der Weltbevölke­rung werden die Konflikte zwischen den Gesellschaften und in ihrem Inneren noch verschärft, so daß die Men­schen künftig noch mehr Anlaß haben werden, sich ge­genseitig umzubringen, wozu ihnen gleichzeitig ein im­mer wirksameres Arsenal von Waffen zur Verfügung steht. Berichte aus erster Hand über Genozid gehen an die Grenze des Erträglichen. Doch wenn wir uns weiter abwenden und uns weigern, dieses Phänomen zu verste­hen, stellt sich nur die Frage, wann wir selbst an der Rei­he sind, als Opfer oder als Täter.
Die Indianerpolitik einiger berühmter Amerikaner
    Präsident George Washington: »Unmittelbare Ziele sind die völlige Zerstörung und Verwüstung ihrer Siedlun­gen. Besonders wichtig wird es sein, ihre Feldfrüchte in der Erde zu vernichten und die Felder unbestellbar zu machen.«
    Benjamin Franklin: »So es die Vorsehung will, diese Wilden auszumerzen, um Raum für die wahren Bestel­ler der Erde zu schaffen, ist es nicht unwahrscheinlich daß Rum das dazu ausersehene Mittel ist.«
    Präsident Thomas Jefferson : »Diese unglückselige Ras­se, für deren Rettung und Zivilisation wir soviel Mü-hen auf uns nahmen, hat durch ihre plötzliche Untreue und gräßliche Barbarei genug verbrochen, um ihre Aus­löschung zu rechtfertigen, und harrt nun unseres Be­schlusses über ihr Schicksal.«
    Präsident John Quincy Adams : »Welches Recht hat schon der Jägersmann an dem Wald von tausend Mei­len, durch den ihn der Zufall auf der Suche nach Beute streifen ließ ?«
    Präsident James Monroe : »Die Lebensweise des Wilden bzw. Jägers erfordert mehr Land, als mit dem Fortschritt und den berechtigten Ansprüchen des zivilisierten Le­bens vereinbar ist … und hat diesem zu weichen.«
    Präsident Andrew Jackson : »Sie besitzen weder die In­telligenz und den Fleiß noch die sittlichen Bräuche und den Wunsch nach Verbesserung als Voraussetzung für einen positiven Wandel ihrer Lage. Da sie nun mitten unter den Angehörigen einer überlegenen Rasse weilen, ohne aber die Ursachen ihrer Unterlegenheit zu erken­nen geschweige denn nach Abhilfe zu trachten, müssen sie zwangsläufig der Macht der Umstände weichen und bald verschwinden.«
    Justizminister John Marshall : »Die Indianerstämme in diesem Land waren Wilde, deren Hauptbeschäftigung im Führen von Kriegen bestand und die sich ihre Nah­rung im Wald beschafften … Das Gesetz, welches das Verhältnis zwischen Eroberern und Eroberten regelt und generell auch regeln sollte, war auf ein unter sol­chen Umständen lebendes Volk nicht anwendbar. Die Entdeckung [Amerikas durch Europäer] begründete ei­nen Alleinanspruch darauf, das indianische Besitzrecht durch Kauf oder Eroberung aufzuheben.«
    Präsident William Henry Harrison : »Soll etwa einer der schönsten Teile des Erdballs im Naturzustand verhar­ren, als Schlupfwinkel von ein paar erbärmlichen Wil­den, wo ihn doch offenbar der Schöpfer dazu auserkoren

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