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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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menschenähnlicher und affenunähnlicher werden ließ, war der regelmäßige Ge­brauch von Steinwerkzeugen. Dieses typische Merkmal des Menschen hat klare Vorläufer im Tierreich : Altwelt­geier und Seeottern sind nur zwei der Arten, die beim Fang oder bei der Zubereitung von Nahrung ebenfalls Werkzeuge einsetzen, wenngleich keine dieser Arten so sehr von Geräten abhängig ist wie wir heutzutage. Schimpansen gebrauchen ebenfalls Werkzeuge, manch mal auch steinerne, aber niemals in solcher Zahl, daß sie über die ganze Landschaft verbreitet würden. Vor unge­fähr zweieinhalb Millionen Jahren tauchten sehr grobe Steinwerkzeuge in großer Menge in verschiedenen Ge­genden Ostafrikas auf, in denen die Urmenschen lebten. Da es zwei oder drei solcher Arten gab, stellt sich die Frage, von welcher die Werkzeuge stammten. Am ehe­sten dürft e es die Art mit dem leichteren Schädel gewe­sen sein, da sie zusammen mit den Werkzeugen fortbe­stand und sich weiterentwickelte.
    DER STAMMBAUMDES MENSCHEN

    Abb. 2 : Mehrere Zweige unseres Stammbaums sind ausgestor­ben, unter anderem der des Australopithecus robustus, des Neandertalers und möglicherweise eines »dritten Menschen«, über den nur wenig bekannt ist, sowie einer asiatischen Po­pulation von Zeitgenossen des Neandertalers. Aus Nachfahren des Homo habilis entwickelten sich die modernen Menschen. Nach den Veränderungen, die sich an den Fossilien ablesen lassen, wurde dieser Zweig etwas willkürlich in Homo habilis, Homo erectus (vor rund 1,7 Millionen Jahren) und Homo sapi­ens (vor etwa 500 000 Jahren) unterteilt. A . steht für den Gat­tungsnamen Australopithecus, H . für Homo .
    Da es heute nur eine einzige menschliche Art gibt, vor ein paar Millionen Jahren aber zwei oder drei, müssen eine oder zwei Arten ausgestorben sein. Wer waren un­sere Ahnen, welche Art endete auf dem Müllhaufen der Evolution, und wann geschah das ? Als Sieger ging je­denfalls der Homo habilis hervor, dessen Hirnvolumen und Körpergröße fortan zunahmen. Vor ungefähr 1,7 Millionen Jahren hatten die Unterschiede solches Aus­maß angenommen, daß ein neuer Name vergeben wur­de : Homo erectus , »der aufgerichtete Mensch«. (Da Ske­lettreste des Homo erectus früher gefunden wurden als ältere Fossilien, hielt man ihn zunächst für den ersten Urmenschen mit aufrechtem Gang.) Der robuste Affen­mensch war vor etwa 1,2 Millionen Jahren verschwun­den, und auch die geheimnisvolle dritte Art (falls sie je existierte) muß zu dieser Zeit bereits ausgestorben gewe­sen sein. Wir können nur spekulieren, warum der Homo erectus überlebte und der robuste Affenmensch nicht. Eine plausible Erklärung wäre, daß letzterer im Konkur­renzkampf unterlag, da der Homo erectus sowohl Fleisch als auch pflanzliche Nahrung verzehrte und dank seiner Werkzeuge und seines größeren Gehirns in der Lage war,
    mehr Pflanzen zu ernten als sein robuster Verwandter. Denkbar ist auch, daß der Homo erectus direkt für das Aussterben des Australopithecus robustus verantwort­lich war, indem er ihn jagte und fraß.
    Alle bisher erörterten Entwicklungen spielten sich nur in Afrika ab. Dort blieb der Homo erectus am Ende als einziger Urmensch übrig. Erst vor rund einer Milli­on Jahren begann er schließlich, auf andere Kontinente vorzustoßen. Seine Steinwerkzeuge und Skelette bewei­sen, daß er den Nahen Osten erreichte, dann den Fer­nen Osten (wo ihn berühmte Fossilien als Peking-Men­schen und Java-Menschen ausweisen) und Europa. Mit einer Zunahme des Hirnvolumens und der Schädelrun­dung entwickelte er sich weiter in Richtung auf den mo­dernen Menschen. Vor etwa 500 000 Jahren ähnelten uns manche unserer Vorfahren so sehr und unterschie­den sich vom früheren Homo erectus dermaßen, daß sie als Angehörige unserer eigenen Art ( Homo sapiens , »der wissende Mensch«) eingestuft werden, wenngleich ihre Schädeldecken und Augenbrauenwülste immer noch viel massiver waren als unsere heutigen.
    Mancher Leser wird vielleicht denken, das Erschei­nen des Homo sapiens sei gleichbedeutend gewesen mit dem »großen Sprung nach vorn«. War unser kometen­hafter Aufstieg zum sapiens- Status vor einer halben Mil­lion Jahren der glänzende Höhepunkt der Geschichte unseres Planeten ? Und brachen sich Künste und raffi­nierte Techniken nun endlich Bahn auf einem bis dahin öden Planeten ? Ganz und gar nicht. Das Erscheinen des Homo sapiens war kein glanzvolles Ereignis. Höhlenma­lereien, Häuser, Pfeil

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