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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Durchbruch unserer Spezies. Weitere eineinhalb Millionen Jahre blieb unser Lebens­raum auf Afrika beschränkt. Erst vor rund einer Million Jahren gelang uns die Ausbreitung in warme Gegenden Europas und Asiens, wodurch wir von allen drei Schim­pansenarten die größte Verbreitung erlangten, wenn­gleich wir in dieser Hinsicht von den Löwen noch um Längen geschlagen wurden. Unsere Werkzeuge verbes­serten sich unendlich langsam, von extrem primitiv zu sehr primitiv. Vor 100 000 Jahren hatten wenigstens die menschlichen Bewohner Europas und Westasiens, die Neandertaler, den Gebrauch des Feuers erlernt, doch in anderer Hinsicht waren wir nach wie vor nichts weiter als eine Säugetierart unter vielen. Von Kunst, Landwirt­schaft oder höherer Technik gab es noch keine Spur. Nie­mand weiß, ob wir damals schon die Sprache besaßen, von Drogen abhängig waren oder unsere merkwürdi­gen sexuellen Gewohnheiten und unseren einzigartigen Lebenszyklus entwickelt hatten, doch bekannt ist, daß Neandertaler selten älter als 40 Jahre wurden und somit vielleicht noch kein weibliches Klimakterium kannten.
    Deutliche Hinweise auf einen »großen Sprung vor­wärts« in unserem Verhalten treten in Europa vor rund 40 000 Jahren relativ plötzlich auf, zeitgleich mit der An­kunft des anatomisch modernen Homo sapiens aus Afri­ka, der über den Nahen Osten einwanderte. In jener Zeit begannen wir, Kunstwerke anzufertigen, Werkzeuge auf komplexere Weise zu gebrauchen und uns von Ort zu Ort kulturell unterschiedlich zu entwickeln. Diese sprunghafte Änderung in unserem Verhalten hatte ih­ren Ursprung zweifellos außerhalb Europas, doch muß die Entwicklung rasch erfolgt sein, denn die vor 100 000 Jahren im südlichen Afrika lebenden modernen Homo sapiens -Populationen waren, nach den Funden in ihren Höhlen zu urteilen, noch immer nicht viel mehr als bes­sere Schimpansen. Was auch immer den Entwicklungs­sprung ausgelöst haben mag, kann davon nur ein win­ziger Bruchteil unseres Erbmaterials betroffen gewesen sein, da wir uns von Schimpansen auch heute in nur 1,6 Prozent unserer Gene unterscheiden, und diese Unter­schiede hatten sich zum größten Teil bereits sehr viel früher herausgebildet. Meine Vermutung ist die, daß die Vervollkommnung unseres Stimmapparats als Voraus­setzung der Sprachentstehung den Ausschlag gab.
    In der Regel betrachten wir die Cro-Magnons als die ersten Träger unserer edelsten Züge, doch wiesen sie auch schon zwei Eigenschaften auf, in denen unsere heu­tigen Probleme wurzeln : den Hang, sich massenhaft ge­genseitig umzubringen, und den Hang zur Umweltzer­störung. Doch selbst aus der Zeit vor dem Auftauchen der Cro-Magnons gibt es Zeugnisse für Mord und Kan­nibalismus in Form fossiler menschlicher Schädel, die von scharfen Objekten durchbohrt und zwecks Hirnent­nahme aufgebrochen worden waren. Die Plötzlichkeit des Verschwindens der Neandertaler nach der Ankunft der Cro-Magnons deutet darauf hin, daß Genozid nun in eine effizientere Phase getreten war. Unsere Effizienz bei der Zerstörung der eigenen Lebensgrundlage wird durch das Aussterben fast sämtlicher großer Tiere in Australien nach der Besiedlung dieses Kontinents vor rund 50 000 Jahren sowie einer Reihe großer eurasischer und afrikanischer Säugetiere im Zuge der Verbesserung unserer Jagdtechnologie belegt. Falls die Saat der Selbst­zerstörung auch in anderen Sonnensystemen so eng mit dem Aufstieg von Zivilisationen verknüpft war, ist leicht zu verstehen, warum uns der Besuch von fliegenden Un­tertassen bisher erspart blieb.
    Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren be­schleunigte sich das Tempo unseres Aufstiegs. Wir nah­men Nord- und Südamerika in Besitz, was mit einem möglicherweise von uns verursachten massenhaften Aussterben großer Säugetiere einherging. Bald darauf­trat die Landwirtschaft auf den Plan. Ein paar tausend Jahre später wurden die ersten schriftlichen Texte ver­faßt, die von da an das Tempo unserer Erfindungen do­kumentierten. Sie zeigen auch, daß wir bereits von Dro­gen abhängig waren und daß Genozid nicht nur an der Tagesordnung war, sondern sogar mit Bewunderung be­lohnt wurde. Die Zerstörung natürlicher Lebensräume begann, viele Gesellschaften zu unterminieren, und die ersten polynesischen und madagassischen Siedler verur­sachten blitzkriegartige Massenausrottungen von Arten. Ab 1492 n. Chr. ermöglichen uns die schriftlichen Do­kumente der in alle Welt ausschwärmenden

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