Der dritte Schimpanse
das Kohlendioxid, das wir ausatmen, zersetzen unseren Abfall, dienen uns als Nahrung, erhalten die Fruchtbarkeit unserer Felder und liefern uns Holz und Papier, um nur einige Beispiele zu nennen.
Könnten wir dann nicht nur diejenigen Arten erhalten, die wir brauchen, und andere aussterben lassen? Natürlich nicht, denn die Arten, auf die wir angewiesen sind, brauchen ihrerseits wieder andere Arten. So wie Panamas Ameisenvögel nicht hätten vorhersehen können, daß sie auf Jaguare angewiesen waren, ist die ökologische Kette von Dominosteinen viel zu komplex, als daß wir herausfinden könnten, auf welche Steine sich verzichten ließe. Oder kann mir jemand die folgenden drei Fragen beantworten ? Welche zehn Baumarten sind die größten Zellstofflieferanten der Welt? Welches sind für jede dieser zehn Arten die zehn Vogelarten, welche die meisten ihrer Insektenschädlinge vertilgen, und weiter die zehn Insektenarten, welche die meisten ihrer Blü-ten bestäuben, und die zehn Tierarten, welche die meisten ihrer Samen verbreiten ? Auf welche Arten sind wiederum diese zehn Vögel, Insekten und Tiere angewiesen? Man müßte diese drei Fragen beantworten können, wenn man Chef einer Holzfirma wäre und vor der Frage stünde, welche Arten ohne Schaden für den Menschen ruhig aussterben dürfen.
Falls Sie gerade eine Entscheidung über ein Projekt fällen müssen, das Ihnen eine Million Dollar einbrächte, dabei aber ein paar Arten vernichten würde, ist die Verlockung gewiß groß, dem sicheren Gewinn den Vorzug vor dem ungewissen Risiko zu geben. Vergegenwärtigen Sie sich aber folgende Analogie. Angenommen, jemand böte Ihnen eine Million Dollar für die Erlaubnis, Ihnen 50 Gramm von Ihrem kostbaren Fleisch aus dem Körper zu schneiden, ganz ohne Schmerz. Sie rechnen sich aus, daß 50 Gramm weniger als einem Tausendstel Ihres Körpergewichts entsprechen, so daß Ihnen immer noch 999 Tausendstel nachbleiben würden, was mehr als genug erscheint. Das mag stimmen, wenn die 50 Gramm aus Ihren Fettpölsterchen stammen und von einem qualifizierten Chirurgen entfernt werden. Doch was ist, wenn der Chirurg die 50 Gramm einfach irgendwo heraushackt, wo er bequem herankommt, oder wenn er gar nicht weiß, welche Teile lebenswichtig sind ? Vielleicht müssen Sie dann feststellen, daß in den 50 Gramm ausgerechnet Ihre Harnröhre enthalten ist. Falls Sie planen, den größten Teil Ihres Körpers zu verscherbeln, wie wir es jetzt mit dem größ-ten Teil der natürlichen Lebensräume unseres Planeten vorhaben, können Sie sicher sein, daß Ihre Harnröhre früher oder später dabei sein wird.
Lassen Sie uns abschließend einen Vergleich zwischen den beiden am Anfang dieses Kapitels erwähnten Wolken ziehen, die über unserer Zukunft hängen. Ein atomarer Holocaust hätte mit Sicherheit katastrophale Folgen, doch er tritt jetzt nicht ein und wird auch in Zukunft nicht mit Gewißheit eintreten. Eine Umweltkatastrophe hätte mit gleicher Sicherheit schreckliche Folgen, doch sie unterscheidet sich darin, daß wir auf dem Weg zu ihr bereits ein gutes Stück gegangen sind. Sie begann vor Zehntausenden von Jahren, zeitigt heute mehr Schäden denn je zuvor, nimmt an Tempo sogar noch zu und wird ihren Höhepunkt in etwa einem Jahrhundert erreichen, wenn wir keine wirksamen Vorkehrungen treffen. Unklar ist nur, ob die katastrophalen Folgen unsere Kinder oder Enkel treffen würden und ob wir uns jetzt dazu durchringen können, die vielen naheliegenden Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
EPILOG
Nichts gelernt und alles vergessen ?
Wir wollen zum Schluß noch einmal unseren Aufstieg während der letzten drei Millionen Jahre und die in jüngerer Zeit eingeleitete Umkehrung all unseres Fortschritts Revue passieren lassen.
Die ersten Anzeichen dafür, daß sich unsere Vorfahren in irgendeiner Hinsicht von anderen Tieren unterschieden, waren jene äußerst primitiven Steinwerkzeuge, die vor rund zweieinhalb Millionen Jahren in Afrika auftauchten. Die Menge der gefundenen Werkzeuge aus dieser Zeit läßt darauf schließen, daß sie begannen, in unserem Leben eine wichtige Rolle zu spielen. Von unseren nächsten Verwandten verwenden Zwergschimpansen und Gorillas keine Werkzeuge, während gewöhnliche Schimpansen gelegentlich Ansätze von Werkzeuggebrauch zeigen, jedoch kaum darauf angewiesen sind, um zu überleben.
Doch diese primitiven Werkzeuge bewirkten noch keinen entscheidenden
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