Der dritte Schimpanse
Sicher gibt es anlehnungsbedürftige Männer, die einen mütterlichen Typ heiraten, aber wie typisch sind solche Beziehungen ?
Psychologen bemühten sich um Aufschluß hierüber, indem sie in Untersuchungen mit einer großen Zahl von Ehepaaren alle erdenklichen äußerlichen und sonstigen Merkmale registrierten und die Ergebnisse dann vor dem Hintergrund der ja bereits erfolgten Partnerwahlen interpretierten. Eine einfache Möglichkeit, die Ergebnisse mit einer Zahl auszudrücken, bietet der Korrelationskoeffizient, ein statistischer Kennwert. Bringt man 100 Ehemänner nach einem bestimmten Merkmal, zum Beispiel der Körpergröße, in eine Rangordnung und tut das gleiche mit den 100 Ehefrauen dieser Männer, dann gibt der Korrelationskoeffizient Auskunft darüber, ob ein Mann innerhalb der Rangordnung der Männer tendenziell an gleicher Position steht wie seine Gemahlin in der Rangordnung der Frauen. Ein Korrelationskoeffizient von +1 würde auf eine völlige Entsprechung hinweisen : Der größte Mann heiratet die größ-te Frau, der Mann auf Platz 37 der männlichen Rangordnung heiratet die Frau auf Platz 37 der weiblichen und so weiter. Ein Korrelationskoeffizient von –1 würde dagegen eine völlig entgegengesetzte Entsprechung anzeigen: Der größte Mann heiratet die kleinste Frau, der zweitgrößte Mann die zweitkleinste Frau und so weiter. Und ein Korrelationskoeffizient von Null würde schließ-lich bedeuten, daß sich die Ehepartner im Hinblick auf die Körpergröße rein zufällig zusammenfinden: Ein großer Mann heiratet mit gleicher Wahrscheinlichkeit eine kleine wie eine große Frau. Ein Korrelationskoeffizient läßt sich natürlich nicht nur für die Körpergrö-ße, sondern auch für alle anderen Merkmale berechnen, wie zum Beispiel das Einkommen und den IQ.
Erhebt man genügend Daten über eine genügend gro-ße Zahl von Ehepaaren, so bekommt man folgendes Resultat: Der höchste Korrelationskoeffizient von ungefähr +0,9 ergibt sich, wie nicht anders zu erwarten, für Religion, ethnische Zugehörigkeit, sozioökonomischen Status, Alter und politische Einstellung. Das bedeutet, daß die meisten Eheleute der gleichen Religionsgemeinschaft , ethnischen Gruppe und so weiter angehören. Genausowenig dürfte es Sie überraschen, daß die zweithöchsten Korrelationskoeffizienten von etwa +0,4 für Merkmale der Persönlichkeit und Intelligenz, wie Extrovertiertheit, Ordentlichkeit und IQ, gemessen wurden. Schlampen heiraten meist Schlampen, wenngleich die Chancen für eine Schlampe, eine Person mit Sauberkeitszwang zu heiraten, nicht so schlecht stehen wie die Aussichten eines Reaktionärs auf Ehelichung einer linken Emanze.
Und wie passen die körperlichen Merkmale zusammen ? Die Antwort springt nicht gleich ins Auge, wenn man nur wenige Ehepaare betrachtet. Das liegt daran, daß wir unsere eigenen Partner nicht so sorgfältig nach körperlichen Kriterien aussuchen, wie wir es bei Zuchthunden, Rennpferden und Mastrindern tun. Doch eine Auswahl treffen wir dennoch. Bezieht man nur genü-gend viele Ehepaare in die Untersuchung ein, kristallisiert sich eine unerwartet simple Antwort heraus: Im Durchschnitt ähneln Ehegatten einander in fast jedem untersuchten Körpermerkmal zwar nur schwach, aber doch signifikant.
Dies gilt für all jene Merkmale, an die man zuerst denkt, wenn man seinen idealen Partner beschreiben soll : die Größe, das Gewicht, die Haar-, Augen- und Hautfarbe. Doch es trifft auch für eine erstaunliche Zahl anderer Eigenschaften zu, an die Sie bei Ihrer Beschreibung des perfekten Sexualpartners wahrscheinlich nicht gedacht hätten. Dazu zählen so verschiedenartige Merkmale wie die Nasenbreite, die Länge des Ohrläppchens und des Mittelfingers, der Augenabstand und sogar das Lungenvolumen. Experimente bestätigten diesen Sachverhalt an so unterschiedlichen Orten wie in Polen, im US-Bundesstaat Michigan und im afrikanischen Tschad. Falls Sie Zweifel haben, legen Sie doch beim nächsten Besuch einer größeren Party eine Liste über die Augenfarben der erschienenen Paare an (oder messen Sie die Ohrläppchen aus) und errechnen Sie dann mit dem Taschenrechner den Korrelationskoeffizienten.
Für Körpermerkmale beträgt der Wert des Koeffizienten im Durchschnitt +0,2; er liegt damit unter dem Wert für Persönlichkeitsmerkmale (+0,4) und Religion (+0,9), aber immer noch deutlich über Null. Für einzelne Merkmale ist die Korrelation
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