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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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biologischen Reparaturmechanismen näher anse­hen, denn das Altern läßt sich ja vereinfacht als Aus­bleiben von Reparaturen bzw. als sich verschlechtern­der Gesamtzustand beschreiben. Unsere erste Assozia­tion beim Wort »Reparatur« bezieht sich wahrscheinlich auf jene Reparaturen, die uns am meisten Ärger bereite­ten, nämlich Autoreparaturen. Auch unsere Autos wer­den alt und müssen sterben, aber wir geben viel Geld aus, um ihr unausweichliches Schicksal hinauszuschie­ben. Ähnlich sind wir auch unbewußt, aber doch stän­dig damit beschäftigt, uns selbst zu reparieren, und zwar auf jeder Ebene, von den Molekülen über das Gewebe bis hin zu ganzen Organen. Unsere Selbstheilungsme­chanismen sind wie bei der Zuwendung, die wir dem Auto angedeihen lassen, von zweierlei Art : Schadensbe­hebung und periodische Erneuerung.
    Ein Beispiel für Schadensbehebung am Auto ist das Ersetzen einer demolierten durch eine neue Stoßstange; wir wechseln die Stoßstange nicht etwa bei jedem Öl­wechsel aus. Das offenkundigste Beispiel für Schadens­behebung an unserem Körper ist die Heilung von Ver­letzungen, also die Reparatur von Schäden an unserer Haut. Viele Tiere vollbringen viel imposantere Leistun­gen : Eidechsen lassen sich einen abgetrennten Schwanz nachwachsen, Seesterne und Krebse ihre Glieder, See­gurken ihre Eingeweide und Schnurwürmer ihre Gift -stilette. Auf der für uns unsichtbaren Ebene der Mo­leküle erfolgt die Reparatur unserer Erbsubstanz, der DNS, ausschließlich auf dem Weg der Schadensbehe­bung. Wir besitzen dafür Enzyme, die beschädigte Stel­len in der DNS-Helix erkennen und reparieren, wäh­rend der intakte Rest ignoriert wird.
    Der andere Reparaturtyp, die periodische Erneue­rung, ist ebenfalls jedem Autobesitzer wohlbekannt. In regelmäßigen Abständen wechseln wir das Öl, den Luft -filter und andere Verschleißteile, ohne erst auf eine Pan­ne zu warten. Ähnlich werden in der Welt der Lebe­wesen Zähne regelmäßig auf vorprogrammierte Wei­se ersetzt : Menschen bekommen zweimal ein Gebiß, Elefanten sechsmal und Haie immer und immer wie­der. Während wir mit dem Skelett, das uns bei der Ge­burt mit auf den Weg gegeben wurde, durchs ganze Le­ben gehen, erneuern Hummer und andere Gliederfüßer ihr Außenskelett regelmäßig, indem sie das alte abwer­fen und sich ein neues wachsen lassen. Ein gutes Beispiel für vorprogrammierte Reparaturen ist auch das ständi­ge Nachwachsen unseres Haars : Wie kurz wir es auch schneiden, es wächst immer wieder nach.
    Die periodische Erneuerung macht auch vor der mi­kroskopischen und submikroskopischen Ebene nicht halt. Viele unserer Zellen werden ständig erneuert: Darmzellen etwa einmal alle paar Tage, Harnblasenzel­len alle zwei Monate und rote Blutkörperchen alle vier Monate. Auf der Ebene darunter erfahren unsere Pro­teinmoleküle eine fortwährende Erneuerung, mit un­terschiedlichem Tempo je nach Protein ; dadurch ver­meiden wir, daß es zu einer Anhäufung beschädigter Moleküle kommt. Wenn Sie das Aussehen eines Ihnen nahestehenden Menschen heute mit einem Photo von vor einem Monat vergleichen, dann sieht er vielleicht noch genauso aus, aber viele der Moleküle, aus denen sich sein Körper zusammensetzt, sind andere. Die Na­tur nimmt uns Tag für Tag auseinander und setzt uns immer wieder zusammen.
    Ein Großteil des tierischen Körpers kann also bei Be­darf repariert werden oder wird ohnehin periodisch er­neuert, doch wieviel im einzelnen erneuerbar ist, unter­scheidet sich je nach Körperteil und Spezies erheblich. Das beschränkte Reparaturvermögen des Menschen ist aus physiologischer Sicht keineswegs zwangsläufig.
    Wenn Seesterne sich amputierte Glieder nachwachsen lassen können, warum dann wir nicht ? Was hält uns da­von ab, wie ein Elefant sechsmal Zähne zu bekommen statt nur zweimal in jungen Jahren? Das würde uns Fül­lungen, Kronen und Prothesen ersparen. Warum beugen wir nicht der Arthritis vor ? – Wir müßten doch ledig­lich unsere Gliedmaßen periodisch wie Krebse erneuern. Warum schützen wir uns nicht vor Herzkrankhei­ten, indem wir unser Herz von Zeit zu Zeit erneuern, so wie Schnurwürmer ihre Giftstilette ersetzen ? Man wür­de doch annehmen, daß die natürliche Selektion den­jenigen favorisieren würde, der nicht im Alter von 80 an einer Herzkrankheit stirbt, sondern weiterlebt und Nachwuchs produziert, bis er 200 Jahre alt ist. Warum können wir also nicht alles in unserem

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