Der dritte Schimpanse
blauäugige, blonde Menschen als furchtbar häßlich anzusehen.
Um die Prägungstheorie der Partnerwahl einem strengen Test zu unterziehen, müßten wir Experimente wie dies anstellen : Man bringt einige schwedische Babys zu Adoptiveltern in Neuguinea oder sorgt dafür, daß ein paar schwedische Eltern dauerhaft schwarze Gesichter und Körper bekommen. Dann wartet man 20 Jahre, bis aus den Babys Erwachsene geworden sind, und untersucht, ob sie als Sexualpartner Schweden oder Neuguineaner bevorzugen. Wieder einmal scheitert die Suche nach der Wahrheit an praktischen Problemen. Doch zum Glück können solche Tests an Tieren mit ganzer experimenteller Strenge durchgeführt werden.
Zum Beispiel an Schneegänsen mit ihrer bläulichen oder weißen Färbung. Ist die Präferenz für weiße oder bläuliche Gänse erlernt oder angeboren ? Kanadische Biologen legten frisch ausgeschlüpfte Gänse aus Eiern, die im Brutapparat ausgebrütet worden waren, in ein Nest von »Pflegeeltern«. Nachdem die Jungen aufgewachsen waren, wählten sie Paarungspartner mit der gleichen Färbung wie der der Pflegeeltern. Gänsejunge, die in einer größeren, gemischten Schar aus bläulich gefärbten und weißen Gänsen groß geworden waren, zeigten später keinerlei Präferenz für Blau oder Weiß. Und noch ein Experiment führten die Wissenschaftler durch: Sie färbten einige der Gänse rosa, woraufhin der Nachwuchs eine Präferenz für rosa gefärbte Gänse entwickelte. Mithin ist Gänsen die Farbpräferenz nicht angeboren, sondern sie wird durch Prägung auf die Eltern (sowie Geschwister und Spielgefährten) gelernt.
Wie kam es also nach meiner Ansicht zu den Unterschieden zwischen den Bewohnern verschiedener Teile der Erde ? Das Innere unseres Körpers blieb für uns unsichtbar und wurde durch die natürliche Selektion gestaltet, beispielsweise mit dem Ergebnis, daß Afrikaner und nicht Schweden als Schutz gegen Malaria das Sichelzellen-Hämoglobin-Gen entwickelten. Viele unserer äußerlichen Merkmale gehen ebenfalls auf die natürliche Selektion zurück. Doch wie bei den Tieren hatte die sexuelle Selektion einen großen Einfluß auf die Formung jener äußerlichen Merkmale, die bei der Partnerwahl eine Rolle spielen.
Beim Menschen handelt es sich dabei vor allem um die Haut, die Augen, das Haar, die Brüste und Geschlechtsorgane. In allen Teilen der Welt entwickelten sich diese Merkmale parallel zu den durch Prägung entstandenen ästhetischen Präferenzen, wobei im Ergebnis Unterschiede im Aussehen standen, die ein gutes Maß an Willkür beinhalten. Welche Population am Ende gerade eine bestimmte Augen- oder Haarfarbe hatte, könnte zum Teil auch auf einem Zufall beruhen, den Biologen als »Gründereffekt« bezeichnen. Damit ist folgendes gemeint: Wenn eine kleine Zahl von Individuen ein unbesiedeltes Gebiet kolonisiert, in dem sich später ihre Nachkommen vermehren und ausbreiten, dann dominieren die genetischen Anlagen der wenigen Gründungsindividuen die spätere Population immer noch für viele Generationen. So wie manche Paradiesvögel ein gelbes Gefieder haben und andere ein schwarzes, so haben manche menschlichen Populationen blondes Haar und andere schwarzes, manche blaue Augen und andere grüne, manche orange Brustwarzen und andere braune.
Damit will ich nicht sagen, daß Klimabedingungen und Hautfarbe überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Ich gestehe ein, daß die Bewohner tropischer Regionen im Durchschnitt dunkler sind als die Bewohner gemäßigter Zonen, wenngleich mit vielen Ausnahmen, und daß dies wahrscheinlich das Ergebnis der natürlichen Selektion ist, wobei wir den genauen Mechanismus nicht kennen. Ich weise aber darauf hin, daß die sexuelle Selektion immerhin stark genug war, um für eine recht unvollkommene Korrelation zwischen Hautfarbe und Sonneneinstrahlung zu sorgen.
Falls Sie immer noch skeptisch sind, wie sich äußerliche Merkmale und ästhetische Präferenzen zusammen zu verschiedenen, willkürlichen Endpunkten hin entwickeln konnten, denken Sie doch nur an die wechselnde Mode. Als ich in den frühen fünfziger Jahren die Schule besuchte, fanden die Frauen Männer mit Bürstenhaarschnitt und Glattrasur besonders attraktiv. Seither haben wir eine ganze Parade von Herrenmoden erlebt – Barte, lange Haare, Ohrringe, lila gefärbtes Haar und den Irokesen-Haarschnitt, um einige aufzuzählen. Hätte irgendein Mann in
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