Der Dritte Zwilling.
ausschalten zu müssen.
Er hatte den Tag mit der Überzeugung begonnen, Jeannie Ferrami in der Hand zu haben, aber sie hatte sich als härterer Brocken erwiesen als erwartet. Ich werde mich davor hüten, sie noch einmal zu unter schätzen, dachte er.
Auf dem Rückweg von Washington hatte er kurz bei Preston Barck vorbeigeschaut, um ihn über die neueste Entwicklung zu informieren. Wie immer hatte sich Preston noch besorgter und schwarzseherischer erwiesen, als die Lage verlangte. Von seinem Pessimismus angesteckt, war Berrington in düsterer Stimmung heimgefahren. Aber in dem Moment, da er sein Haus betrat, läutete das Telefon, und Jim teilte ihm in improvisiertem Code mit, daß David Crane das FBI davon abhalten würde, mit Jeannie zusammenzuarbeiten. Er hatte versprochen, die erforderlichen Anrufe noch heute abend zu tätigen.
Berrington trocknete sich ab und zog einen blauen Baumwollpyjama an; dann schlüpfte er in einen blauweißgestreiften Bademantel. Marianne, die Haushälterin, hatte den Abend frei, aber im Kühlschrank stand eine Kasserolle, Hühnchen Provencal, laut dem Zettel, den sie mit sorgfältigen, kindlichen Buchstaben beschrieben und für ihn auf den Küchentisch gelegt hatte. Er schob die Kasserolle ins Back rohr und schenkte sich dann ein kleines Glas Springbank Scotch ein. Beim ersten Schluck läutete das Telefon.
Es war seine Exfrau, Vivvie. »Das Wall Street Journal schreibt, daß du bald in Geld schwimmen wirst.«
Er konnte Vivvie direkt vor sich sehen: Eine schlanke blonde Frau von sechzig, die auf der Terrasse ihres Hauses in Kalifornien saß und zusah, wie die Sonne über dem Pazifik unterging. »Ich nehme an, du möchtest zu mir zurückkommen.«
»Ich dachte daran, Berry. Ich dachte ernsthaft wenigstens zehn Sekunden daran.
Dann wurde mir klar, daß hundertachtzig Millionen Dollar zu wenig sind.« Er mußte lachen.
»Ernsthaft, Berry, ich freue mich für dich.«
Er wußte, daß sie das ehrlich meinte. Sie hatte selbst mehr als genug Geld.
Nachdem sie ihn verlassen hatte, war sie in Santa Barbara in ein sehr gewinnbringendes Immobiliengeschäft eingestiegen. »Nett, daß du das sagst.«
»Was wirst du mit dem Geld machen? Es dem Jungen überlassen?« Ihr Sohn machte sein Studium. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, Wirtschaftsprüfer zu werden. »Er wird es nicht brauchen. Er wird in seinem Beruf ein Vermögen machen. Ich gebe vielleicht Jim Proust einen Teil des Geldes. Vielleicht hilft es ihm auf dem Weg ins Weiße Haus.«
»Und was bekommst du dafür? Möchtest du US-Botschafter in Paris werden?«
»Nein. Ich denke da eher an Gesundheitsminister.«
»He, Berry, du meinst das ernst! Aber ich glaube, du solltest am Telefon nicht allzuviel darüber reden.«
»Stimmt.«
»Ich muß jetzt auflegen. Mein Verehrer holt mich ab und hat gerade an der Tür geläutet. Dann bis später, Schwerenöter!« Das war eine Redewendung, die sie sich einmal zum Spaß ausgedacht hatten.
»In ‘ner Stunde, Rosamunde«, antwortete er wie in den alten Zeiten und legte auf.
Es deprimierte ihn ein wenig, daß Vivvie mit einem Verehrer aus ging - er hatte keine Ahnung, wer es sein mochte -, während er allein mit seinem Scotch zu Hause saß. Vom Tod seines Vaters abgesehen, war es das Traurigste in seinem Leben, daß ihn Vivvie verlassen hatte. Er konnte es ihr jedoch nicht verdenken, denn er war ihr hoffnungslos untreu gewesen. Aber er hatte sie geliebt, und sie fehlte ihm immer noch, obwohl sie bereits seit dreizehn Jahren geschieden waren.
Daß es seine Schuld gewesen war, betrübte ihn nur noch mehr. Am Telefon mit ihr zu flachsen erinnerte ihn daran, wieviel Spaß sie während ihrer guten Zeit miteinander gehabt hatten.
Er schaltete den Fernseher ein und schaute sich Prime Time Live an, während sein Dinner allmählich warm wurde. In der Küche duftete es bereits nach den Kräutern, mit denen Marianne immer das Essen würzte. Sie war eine großartige Köchin. Vielleicht lag es daran, daß Martinique eine französische Kolonie gewesen war.
Gerade, als er die Kasserolle aus dem Backrohr nahm, läutete das Telefon aufs neue. Diesmal war es Preston Barck. Er klang sehr verstört. »Ich habe soeben von Dick Minsky aus Philadelphia gehört, daß Jeannie Ferrami morgen einen Termin in der Aventine-Klinik hat.«
Berrington ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. »Großer Gott! Wie in aller Welt ist sie auf die Klinik gestoßen?«
»Keine Ahnung. Dick war nicht dort, der Nachtportier hat den
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