Der Dritte Zwilling.
Bahnen befanden sich Bindestrichen ähnliche, exakt angeordnete schwarze Markierungen. Das Ganze sagte ihm gar nichts.
»Die schwarzen Markierungen zeigen an, wie weit sich die Ab schnitte entlang der Bahnen bewegt haben«, erklärte ihm Jeannie. »Aber in jeder Bahn befinden sich zwei schwarze Markierungen.«
»Das kommt daher, daß Sie zwei DNS-Stränge haben, einen von Ihrem Vater und einen von Ihrer Mutter.«
»Natürlich. Die Doppelhelix.«
»Richtig. Und Ihre Eltern hatten unterschiedliche Oligos.« Sie studierte ein Blatt mit Notizen, dann schaute sie auf. »Sind Sie sicher, daß Sie für das Ergebnis bereit sind - ob so oder so?«
»Ja.«
»Okay.« Sie blickte wieder auf das Blatt. »Bahn drei ist Ihr Blut.«
Es gab zwei, etwa zweieinhalb Zentimeter voneinander getrennte Markierungen in der Mitte der Filmlänge.
»Bahn vier dient der Kontrolle. Es ist wahrscheinlich mein Blut oder Lisas. Die Markierungen müßten an völlig anderen Stellen sein.«
»Das sind sie.« Die beiden Markierungen lagen sehr dicht beisammen am unteren Ende des Films, nahe der Nummern.
»Bahn fünf ist Dennis Pinker. Sind die Markierungen an der gleichen Stelle wie Ihre oder anderswo?«
»An der gleichen«, antwortete Steve. »Sie entsprechen einander völlig.«
Jeannie blickte ihn an. »Steve«, sagte sie, »ihr seid Zwillinge.« Er wollte es nicht glauben. »Wäre nicht doch ein Irrtum möglich?«
»Sicher. Die Möglichkeit, daß zwei nicht miteinander verwandte Personen das gleiche DNS-Fragment sowohl von mütterlicher wie väterlicher Seite haben, ist eins zu hundert. Wir untersuchen gewöhnlich vier verschiedene Fragmente und bedienen uns dabei verschiedener Oligos und unterschiedlicher Sonden. Das reduziert die Möglichkeit eines Irrtums auf eins zu hundert Millionen. Lisa wird drei weitere Tests machen, und für jeden braucht sie etwa einen halben Tag. Aber ich weiß, wie das Ergebnis aussehen wird. Und Sie ebenfalls, nicht wahr?«
»Ich fürchte ja.« Steve seufzte. »Ich sollte lieber anfangen, es zu glauben. Wo, zum Teufel, komme ich her?«
Jeannie blickte nachdenklich drein. »Etwas, das Sie erwähnten, geht mir nicht aus dem Kopf: ›Ich habe keine Geschwister^ Nach allem, was Sie mir über Ihre Eltern erzählten, sind sie die Art von Menschen, die sich über ein Haus voll Kinder, wenigstens drei oder vier, freuen würden.«
»Da haben Sie recht. Aber Mom hatte Empfängnisprobleme. Sie war dreiunddreißig und seit zehn Jahren mit Dad verheiratet, als sie mich bekam. Sie schrieb sogar ein Buch darüber: Es klappt nicht mit der Schwangerschaft – was tun? Es war ihr erster Bestseller. Von dem Honorar dafür kaufte sie ein Sommerhaus in Virginia.«
»Charlotte Pinker war bei Dennis’ Geburt neununddreißig. Ich wette, auch sie hatte Probleme mit der Empfängnis. Ich frage mich, ob das von Belang ist.«
»Wie wäre das möglich?«
»Ich weiß es nicht. Wurde Ihre Mutter einer besonderen ärztlichen Behandlung unterzogen?«
»Ich habe ihr Buch nie gelesen. Soll ich sie anrufen?«
»Würden Sie das?«
»Es ist ohnehin Zeit, meinen Eltern von diesem Rätsel zu er zählen.«
Jeannie deutete auf einen Schreibtisch. »Benutzen Sie Lisas Telefon.«
Er wählte ihre Nummer zu Haus. Seine Mutter hob ab. »Hi, Mom.«
»Hat sie sich über deinen Besuch gefreut?«
»Anfangs nicht, aber ich bin noch bei ihr.«
»Dann findet sie dich also nicht unsympathisch?« Steve blickte Jeannie an. »Nein, sie findet mich nicht unsympathisch, Mom, aber sie hält mich für zu jung.«
»Hört sie zu?«
»Ja, und ich glaube, ich bringe sie in Verlegenheit; das ist doch schon mal ein Anfang. Mom, wir sind im Labor und stehen vor einem Rätsel. Meine DNS scheint identisch mit der eines anderen Studienobjekts zu sein, eines Burschen namens Dennis Pinker.«
»Sie kann nicht identisch sein - dazu müßtet ihr eineiige Zwillinge sein.«
»Und das wäre nur möglich, wenn ihr mich adoptiert hättet.«
»Das haben wir aber nicht, Steve. Und ich habe auch keine Zwillinge geboren. Ich weiß nicht, wie ich mit zwei von deiner Sorte zu rechtgekommen wäre.«
»Mom, hattest du vor meiner Geburt eine besondere Therapie mit gemacht?«
»Ja. Der Arzt empfahl mir eine Klinik in Philadelphia, in der sich bereits mehrere Offiziersfrauen hatten behandeln lassen. Sie hieß Aventine-Klinik. Dort habe ich mich einer Hormontherapie unter zogen.«
Steve wiederholte das für Jeannie, und sie notierte es auf einem Notizblock.
Mom fuhr fort:
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