Der Dritte Zwilling.
recht - ist das der richtige Weg?«
»Bestimmt. Sie bildet sich ein, sie sei über eine biologische Anomalie gestolpert.
Also genau das, womit sich ein junger Wissenschaftler einen Namen machen kann. Sie hat keine Ahnung, worum es wirklich geht; sie glaubt, die Universität hat lediglich Angst vor schlechter Publicity. Wenn sie ihre Stellung verliert, verliert sie nicht nur die Mittel und Wege, sondern ebenfalls den Grund, ihre Forschung weiterzuführen. Außerdem wird sie zu sehr damit beschäftigt sein, eine neue Stellung zu suchen. Ich weiß zufällig, daß sie dringend Geld braucht.«
»Vielleicht hast du recht.«
Das weckte Berringtons Argwohn. Jim gab zu schnell nach. »Du beabsichtigst doch nicht, etwas auf eigene Faust zu unternehmen?« Jim wich der Frage aus.
»Du kannst sie feuern lassen?«
»Bestimmt.«
»Aber du hast mir am Dienstag gesagt, daß es eine Universität ist und nicht die Armee.«
»Das stimmt. Man kann die Leute nicht einfach anbrüllen und sie tun dann, was man befiehlt. Aber ich habe den größten Teil der vergangenen vierzig Jahre in der Uni verbracht. Ich weiß, wie die akademische Maschinerie arbeitet. Wenn es wirklich erforderlich ist, kann ich eine Assistenzprofessorin loswerden, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.«
»Okay.« Berrington runzelte die Stirn. »Wir ziehen doch hier an einem Strang, Jim?«
»Ja, sicher.«
»Okay. Schlaf gut.«
»Gute Nacht.«
Berrington legte auf. Inzwischen war sein Hühnchen Provencal wieder kalt geworden. Er leerte die Kasserolle in den Abfalleimer und ging zu Bett.
Er lag sehr lange wach und dachte über Jeannie Ferrami nach. Um zwei Uhr stand er auf und nahm eine Schlaftablette. Dann schlief er endlich ein.
Kapitel 28
Es war eine heiße Nacht in Philadelphia. Alle Türen und Fen ster in dem Mietshaus standen offen; denn eine Klimaanlage gab es hier nicht. Die Straßengeräusche waren selbst im obersten Stockwerk, in Apartment 5A, noch zu hören: Hupen, Lachen, Musikfetzen. Auf einem zerkratzten und mit Brandlöchern von Zigaret ten verunstalteten Schreibtisch aus billiger Kiefer läutete ein Telefon. Er griff nach dem Hörer.
»Hier Jim«, meldete sich eine Stimme wie ein Bellen. »He, Onkel Jim, wie geht’s dir?«
»Du machst mir Sorgen.«
»Wieso?«
»Ich weiß, was Sonntag abend passiert ist!«
Er zögerte, denn er wußte nicht, was er darauf sagen sollte. »Sie haben jemand dafür verhaftet.«
»Ja, aber seine Freundin hält ihn für unschuldig.«
»Na und?«
»Sie kommt morgen nach Philadelphia.«
»Warum?«
»Ich bin mir nicht sicher. Aber ich halte sie für eine Gefahr.«
»Scheiße!«
»Vielleicht möchtest du etwas dagegen unternehmen.«
»Was?«
»Das ist dir überlassen.«
»Und wie soll ich sie finden?«
»Kennst du die Aventine-Klinik? Sie liegt nicht weit von deiner Wohnung entfernt.«
»Na klar. Sie ist auf der Chestnut. Ich komm’ jeden Tag daran vor bei.«
»Sie wird um vierzehn Uhr dort sein.«
»Wie kann ich sie erkennen?«
»Groß, schlank, dunkles Haar, gepiercter Nasenflügel, ungefähr dreißig.«
»Solche Frauen gibt es viele.«
»Sie kommt wahrscheinlich in ihrem alten roten Mercedes.«
»Das könnte es etwas leichter machen.«
»Denk daran, daß der andere Bursche auf Kaution frei ist.«
Er runzelte die Stirn. »Na und?«
»Falls sie einen Unfall haben sollte, nachdem sie mit dir gesehen wurde …«
»Ich verstehe. Man wird annehmen, daß er es war.«
»Du hast schon immer schnell kapiert, mein Junge.«
Er lachte. »Und du warst schon immer sehr hinterhältig, Onkel.«
»Noch etwas.«
»Ich höre.«
»Sie ist schön. Also genieß es.«
»Tschüs, Onkel Jim. Und danke.«
DONNERSTAG
Kapitel 29
Jeannie hatte wieder diesen Thunderbird-Traum. Der erste Teil war etwas, das sich wirklich zugetragen hatte, als sie neun gewesen war und ihre Schwester sechs, und ihr Vater - eine Zeitlang - bei ihnen gelebt hatte. Er schwamm damals in Geld (erst Jahre später wurde Jeannie klar, daß es die Beute eines erfolgreichen Diebstahls gewesen sein mußte). Er fuhr in einem nagel neuen Ford Thunderbird vor, ganz in Türkis, sogar die Polsterung - der schönste Wagen, den sich eine Neunjährige nur vorstellen konnte. Sie machten alle einen Ausflug damit. Jeannie und Patty saßen vorne, zwischen Daddy und Mom, auf dem durchgehenden Sitz.
Als sie auf dem George Washington Memorial Parkway dahinglitten, hob Daddy Jean nie auf seinen Schoß und überließ ihr das Lenkrad.
Sie hatte damals
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