Der Dritte Zwilling.
»Die Behandlung war wirksam, und da bist du jetzt, die Frucht all dieser Bemühungen, und belästigst eine schöne Frau, die sieben Jahre älter ist als du, statt hier in Washington zu sein und für deine weißhaarige greise Mutter zu sorgen.«
Steve lachte. »Danke, Mom.«
»He, Steve?«
»Bin noch am Apparat.«
»Komm nicht zu spät heim. Du mußt gleich morgen früh einen An walt
aufsuchen. Wir wollen dich ab jetzt von Richtern und Staatsanwälten fernhalten, bevor du anfängst, dir Sorgen wegen deiner DNS zu machen.«
»Ich werde früh genug heimkommen. Bis bald.« Er legte auf.
»Ich werde sofort Charlotte Pinker anrufen«, meinte Jeannie. »Ich hoffe, sie schläft nicht bereits.« Sie schaute in Lisas Kartei nach, dann griff sie nach dem Hörer und wählte. Kurz darauf sagte sie: »Hallo, Mrs. Pinker, hier ist Dr. Ferrami von der Jones-Falls-Universität … Oh, danke, mir geht es gut. Wie geht es Ihnen
… ? Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen? Oh, das ist sehr liebenswürdig und verständnisvoll von Ihnen. Ja … Ehe Sie mit Dennis schwanger wurden, hatten Sie da eine besondere Art von Fruchtbarkeitsbehandlung?« Nach einer längeren Pause glühte Jeannies Gesicht vor Erregung auf. »In Philadelphia? Ja. Ich habe davon gehört … Hormontherapie. Das ist äußerst interessant, es hilft mir sehr. Noch einmal vielen Dank.« Sie legte auf. »Volltreffer! Charlotte ließ sich in derselben Klinik behandeln!«
»Das ist ja phantastisch«, freute sich Steve mit ihr. »Aber was bedeutet das?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Jeannie. Wieder griff sie nach dem Telefon und wählte 411. »Wie bekomme ich die Auskunft in Philadelphia? … Danke.«
Wieder wählte sie. »Bitte geben Sie mir die Nummer der Aventine-Klinik.« Eine Pause setzte ein. Sie blickte Steve an und sagte: »Wahrscheinlich gibt es sie schon seit Jahren nicht mehr.« Er beobachtete sie hingerissen. Ihr Gesicht strahlte vor Enthusiasmus, während ihre Gedanken ihren Handlungen vorauseilten. Sie sah umwerfend aus. Er wünschte, er könnte mehr tun, um ihr zu helfen. Plötzlich langte sie nach einem Bleistift und kritzelte eine Nummer. »Vielen Dank«, sagte sie ins Telefon und legte auf. »Es gibt sie noch!«
Steve blickte sie erwartungsvoll an. Das Rätsel seiner Gene ließ sich vielleicht lösen! »Es muß Unterlagen geben! Die Klinik muß Unterlagen haben. Dort können wir nach Hinweisen suchen!«
»Ich fahre hin!« Jeannie runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich habe eine Vollmacht von Charlotte Pinker - wir ersuchen jeden, den wir interviewen, eine zu unterzeichnen. Das gibt uns das Recht, medizinische Unterlagen einzusehen.
Könnten Sie Ihre Mutter noch heute abend bitten, uns eine solche Vollmacht auszustellen und sie mir zur JFU zu faxen?«
»Selbstverständlich.«
Wieder wählte sie und tippte die Nummern in fieberhafter Aufregung. Steve beobachtete sie anbetend. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie die ganze Nacht so weitermachen.
»Guten Abend, Mr. Ringwood, hier ist Dr. Ferrami vom Psychologischen Institut der Jones-Falls-Universität. Zwei meiner Studienobjekte wurden vor dreiundzwanzig Jahren in Ihrer Klinik behandelt. Es würde mir weiterhelfen, wenn ich Einblick in ihre Krankenberichte nehmen dürfte. Ich habe Vollmachten, die ich Ihnen im Voraus faxen könnte … Ja, das würde mir sehr helfen. Ginge es vielleicht schon morgen? … Sagen wir gleich um vierzehn Uhr? Sie sind sehr freundlich … Das werde ich tun. Vielen Dank. Auf Wiederhören.«
»Fruchtbarkeitsbehandlung«, murmelte Steve nachdenklich. »Habe ich in diesem Artikel im Wall Street Journal nicht gelesen, daß Genetico eine Reihe von Empfängnis-Kliniken gehören?«
Jeannie starrte ihn offenen Mundes an. »O mein Gott!« hauchte sie. »Das stimmt!«
»Ob es da wohl eine Verbindung gibt?«
»Darauf würde ich Gift nehmen.«
»Und wenn, dann …«
»Dann weiß Berrington Jones möglicherweise sehr viel mehr über Sie und Dennis, als wir ahnen.«
Kapitel 27
Es ist ein schrecklicher Tag gewesen, aber er hat gut geendet, dachte Berrington, als er aus der Dusche stieg.
Er betrachtete sich im Spiegel. Für seine neunundfünfzig Jahre war er großartig in Form: schlank, ohne ein Gramm Fett zuviel, gerade gewachsen, mit leichter Sonnenbräune und einem fast flachen Bauch. Sein Schamhaar war dunkel, doch das lag daran, daß er es färbte, um das peinliche Grau zu übertönen. Es war ihm wichtig, sich vor einer Frau ausziehen zu können, ohne das Licht
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