Der Dritte Zwilling.
Physikfakultät erfahren hatte.
Der Vorraum war voll von Halbwüchsigen in Shorts, die Schlange standen, um Geld aus den Bankautomaten abzuheben. Er ging weiter in die Cafeteria und schaute sich um. Jane saß in einer hinteren Ecke; sie las in einer Zeitschrift und aß Pommes frites mit den Fingern.
Das Ganze war eine Imbißhalle, wie Berrington sie auf Flughäfen und in Einkaufszentren gesehen hatte, mit einer Pizzabude, einer Eiscremebar und einem Burger King sowie der üblichen Cafeteria. Berrington nahm sich ein Tablett und begab sich in den Cafeteriateil. Hinter dem Glas einer Theke warteten ein paar müde Sandwiches und ein paar traurige Kuchenstücke auf ihre Käufer. Er schauderte; unter normalen Umständen wäre er eher in den nächsten Bundesstaat gefahren, als hier etwas zu sich zu nehmen.
Es würde schwierig werden. Jane war nicht sein Typ Frau. Das machte es noch wahrscheinlicher, daß sie bei der Disziplinaranhörung die falsche Partei ergriff.
Er mußte sie sich innerhalb kürzester Zeit gewogen machen. Dazu würde es seines ganzen Charmes bedürfen.
Er kaufte ein Stück Käsekuchen und eine Tasse Kaffee und trug es auf dem Tablett zu Janes Tisch. Er zitterte innerlich, zwang sich jedoch, entspannt zu wirken. »Jane«, sagte er, »welch angenehme Überraschung. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
»Sicher«, erwiderte sie freundlich. Sie legte ihre Zeitschrift zur Seite und nahm ihre Brille ab. Dunkelbraune Augen mit Lachfältchen kamen zum Vorschein.
Aber sie sah entsetzlich schlampig aus: Ihr langes graues Haar war mit einem in Farbe und Stoff undefinierbarem Lappen zusammengehalten, und ihre unförmige graugrüne Bluse wies an den Achselhöhlen Schweißflecken auf. »Ich glaube nicht, daß ich Sie schon einmal hier gesehen habe«, sagte sie.
»Ich war auch noch nie zuvor hier. Aber in unserem Alter ist es wichtig, nicht zu starr in seinen Gewohnheiten zu werden - finden Sie nicht?«
»Ich bin jünger als Sie«, entgegnete sie mild. »Obwohl man es mir vermutlich nicht ansieht.«
»Aber wie können Sie das sagen!« Er nahm einen Bissen des Käsekuchens. Der Boden war zäh wie Pappe, und die Käse-Sahne schmeckte wie Rasiercreme mit einem Schuß Zitrone. Es kostete ihn Mühe, den Bissen hinunterzuschlucken.
»Was halten Sie von Jack Budgens Vor schlag einer Biophysikbibliothek?«
»Sind Sie deshalb hergekommen, um mit mir zu reden?«
»Ich bin nicht hergekommen, um mit Ihnen zu reden, sondern um das Essen hier zu kosten. Hätte ich es lieber nicht! Es ist grauenvoll! Wie können Sie nur hier essen?«
Sie tauchte den Löffel in eine Art Dessert. »Ich bemerke gar nicht, was ich esse, Berry, ich denke an meinen Teilchenbeschleuniger. Er zählen Sie mir von der neuen Bibliothek.«
Berrington war früher einmal ebenso von seiner Arbeit besessen gewesen wie sie.
Aber er war dabei stets auf sein Äußeres bedacht gewesen und hatte nicht zugelassen, daß er wie ein Penner herumlief. Trotzdem, als junger Wissenschaftler hatte auch er die Erregung empfunden, die sich bei der Entdeckung geistigen Neulands einstellte. Wie auch immer, sein Leben hatte eine andere Richtung genommen. Seine Bücher waren Veröffentlichungen der Arbeiten anderer. Seit fünfzehn oder zwanzig Jahren hatte er keine eigene Arbeit mehr verfaßt. Einen Augenblick fragte er sich, ob er vielleicht hätte glücklicher sein können, wenn er eine andere Wahl getroffen hätte. Die schlampige Jane, die ungenießbares Zeug in sich hineinschob, während sie über Probleme der Kernphysik grübelte, strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die Berrington nie gekannt hatte.
Und es gelang ihm nicht, sie mit Charme zu becircen. Sie war zu weise.
Vielleicht sollte er ihr intellektuell schmeicheln. »Ich finde, Sie sollten einen größeren Input haben. Sie sind die führende Physikerin der Universität, eine der hervorragendsten Wissenschaftlerinnen der JFU - Sie sollten an dieser Bibliothek beteiligt sein.«
»Wird es sie denn überhaupt geben?«
»Ich glaube, Genetico wird sie finanzieren.«
»Also das ist einmal eine gute Neuigkeit. Aber was ist Ihr Interesse daran?«
»Vor dreißig Jahren machte ich mir einen Namen damit, daß ich anfing zu fragen, welche menschlichen Wesenszüge ererbt und welche erlernt sind. Dank meiner Arbeit und der von anderen wissen wir nun, daß das genetische Erbe eines Menschen bei einer ganzen Reihe psychologischer Wesenszüge stärker ist als seine Erziehung und Umwelt.«
»Natur über
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