Der Dritte Zwilling.
gratuliert seiner alten Flamme Salina Jones zu ihrem ›Emmy‹ in Zu viele Köche .«
Das Alibi war lückenlos. Ein besseres war kaum vorstellbar.
Wie war das möglich?
»In Ordnung, Mr. Stattner«, sagte Mish. »Wir werden Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
»Was soll ich denn angeblich getan haben?«
»Wir ermitteln in einer Vergewaltigung, die sich am Sonntagabend in Baltimore zugetragen hat.«
»Ich war’s nicht«, sagte Wayne.
Mish betrachtete die Kreuzigungsszene, was Wayne nicht entging. »Alle meine Opfer sind Freiwillige«, sagte er und musterte sie mit einem langen, anzüglichen Blick.
Sie errötete tief und wandte sich ab.
Jeannie fühlte sich am Boden zerstört. Alle ihre Hoffnungen hatten sich in nichts aufgelöst. Doch ihr Gehirn arbeitete weiter. Als sie sich erhob, wandte sie sich noch einmal an Wayne. »Darf ich Sie noch was fragen?«
»Aber sicher«, erwiderte er, zuvorkommend wie eh und je.
»Haben Sie Geschwister?«
»Nein, ich bin ein Einzelkind.«
»Als Sie auf die Welt kamen, war Ihr Vater beim Militär, stimmt’s?«
»Ja, er war Fluglehrer für Hubschrauberpiloten in Fort Bragg. Wo her wissen Sie das?«
»Wissen Sie vielleicht auch, ob Ihre Mutter Empfängnisprobleme hatte?«
»Seltsame Fragen für einen Ordnungshüter.«
»Frau Dr. Ferrami ist Wissenschaftlerin an der Jones-Falls-Universität. Ihre Tätigkeit steht in engem Zusammenhang mit dem Fall, den ich gegenwärtig bearbeite.«
»Hat Ihre Mutter sich jemals darüber geäußert, daß sie sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen hat?«
»Mir gegenüber nicht.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich sie fragen würde?«
»Meine Mutter ist tot.«
»Das tut mir leid. Und Ihr Vater?«
Wayne zuckte mit den Schultern. »Den können Sie meinetwegen anrufen.«
»Ja, das würde ich gerne.«
»Er lebt in Miami. Ich gebe Ihnen seine Nummer.« Jeannie reichte ihm einen Kugelschreiber. Wayne kritzelte die Telefonnummer auf den Rand einer Illustriertenseite und riß die Ecke ab.
Sie gingen zur Tür. »Ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit, Mr. Stattner«, sagte Herb.
»Bin immer für Sie da.«
Jeannie war fix und fertig. Im Aufzug fragte sie: »Was halten Sie von seinem Alibi?«
»Ich werd’s überprüfen«, sagte Mish. »Aber so, wie’s aussieht, ist es hieb- und stichfest.«
Jeannie schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, daß er unschuldig sein soll.«
»Der hat ‘nen Haufen Dreck am Stecken, Schätzchen - nur in unserem Fall war er’s nicht.«
Kapitel 43
Steve saß neben dem Telefon in der großen Küche seines Elternhauses in Georgetown und sah seiner Mutter zu, die gerade einen Falschen Hasen zubereitete. Er wartete auf Jeannies Anruf. Er fragte sich, ob Wayne Stattner tatsächlich sein Double war. Er fragte sich, ob Jeannie und Sergeant Delaware ihn tatsächlich in seiner New Yorker Wohnung finden würden. Und er fragte sich, ob Wayne die Vergewaltigung von Lisa Hoxton zugeben würde.
Mutter hackte Zwiebeln. Sie war wie vor den Kopf geschlagen gewesen, als sie erfuhr, was man ihr im Dezember 1972 in der Aventine-Klinik angetan hatte. Im Grunde hatte sie es gar nicht glauben können, sondern es nur provisorisch akzeptiert, weil sich damit im Gespräch mit dem Anwalt besser argumentieren ließ. Am Abend zu vor hatte Steve lange mit seinen Eltern zusammengesessen und mit ihnen über die seltsame Geschichte diskutiert. Mutter war sehr wütend geworden; die Vorstellung, daß Ärzte ohne Zustimmung ihrer Patienten Experimente an ihnen durchführten, gehörte zu jenen Dingen, die sie regelmäßig zur Weißglut brachten. In ihrer Kolumne kam sie immer wieder auf das Recht der Frauen zu sprechen, die Verfügung über den eigenen Körper zu bewahren.
Dad hatte sich überraschenderweise besonnener verhalten. Von einem Mann, dem eine Art Kuckucksei ins Nest gelegt worden war, hätte Steve eigentlich eine heftigere Reaktion erwartet. Aber Dad hatte unermüdlich vernünftige Argumente ins Feld geführt. Er hatte Jeannies Schlußfolgerungen hinterfragt und andere mögliche Erklärungen für das Drillingsphänomen in Erwägung gezogen. Am Ende war er zu dem Schluß gekommen, daß Jeannie wahrscheinlich recht hatte.
Andererseits gehörte Besonnenheit zu Dads Markenzeichen und war nicht unbedingt maßgebend dafür, wie es wirklich in ihm aus sah. Im Moment war er draußen im Garten und begoß still und friedlich ein Blumenbeet. Innerlich kochte er möglicherweise vor Wut.
Mom strich die
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