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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sich erstaunt um. »Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, Mr. Stattner?«
    »Ich besitze zwei Nachtclubs hier in New York. Das ist, offen gestanden, auch der Grund dafür, daß ich so großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit der Polizei lege. Meine Hände müssen absolut sauber bleiben, schon aus geschäftlichen Gründen.«
    Herb schnippte mit den Fingern. »Ja, richtig! Wayne Stattner. Über Sie stand doch etwas im New York Magazine . In einem Artikel über ›New Yorks junge Millionäre‹. Ich hätte den Namen wieder erkennen müssen.«
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Als Jeannie der Aufforderung folgen wollte, erkannte sie, daß die Sitzgelegenheit, auf die sie zusteuerte, ein elektrischer Stuhl war, ein Hinrichtungsgerät. Kurz entschlossen setzte sie sich woanders hin.
    »Das hier ist Sergeant Michelle Delaware von der Polizei in Baltimore.«
    »Baltimore?« fragte Wayne überrascht zurück. Jeannie suchte nach Zeichen der Angst in seinem Gesicht, aber er war offenbar ein guter Schauspieler. »Gibt’s da auch Verbrecher?« fragte er sarkastisch.
    »Ihre Haare sind gefärbt, nicht wahr?« fragte Jeannie.
    Mish streifte sie mit einem ärgerlichen Seitenblick. Jeannie sollte den Verdächtigen beobachten, nicht befragen.
    Aber Wayne hatte gegen die Frage nichts einzuwenden: »Sie haben einen scharfen Blick«, sagte er.
    Ich hatte recht, dachte Jeannie triumphierend. Er ist es. Sie sah auf seine Hände und mußte daran denken, wie sie ihr die Kleider zerrissen hatten. Jetzt bist du dran, du Schwein, dachte sie.
    »Wann haben Sie sie gefärbt?« fragte sie.
    »Beim erstenmal war ich fünfzehn«, sagte er.
    Lügner.
    »Schwarz war in, solange ich denken kann.«
    Am Donnerstag, als du mir deine Pranken untern Rock geschoben hast, und am Sonntag, als du meine Freundin Lisa in der Turnhalle vergewaltigt hast, waren deine Haare blond.
    Aber warum log er? Wußte er, daß sie hinter einem blonden Tatverdächtigen her waren?
    »Was soll die Fragerei?« sagte er. »Ist meine Haarfarbe ein Indiz? Ich liebe Geheimnisse.«
    »Wir werden Sie nicht lange aufhalten«, sagte Mish in energischem Ton. »Wir wollen nur wissen, wo Sie sich am letzten Sonntagabend um acht Uhr aufgehalten haben.«
    Jeannie fragte sich, ob er ein Alibi hatte. Er konnte ohne weiteres behaupten, mit ein paar Unterwelttypen Karten gespielt zu haben; die Kerle würden gegen die entsprechende Bezahlung alles bestätigen. Sicher ließ sich auch eine Nutte finden, mit der er angeblich im Bett war und die für einen guten Schuß jeden Meineid schwören würde.
    Doch Waynes Antwort überraschte sie völlig. »Kein Problem«, sagte er. »Ich war in Kalifornien.«
    »Kann das jemand bestätigen?«
    Er lachte. »Ja, ich habe schätzungsweise hundert Millionen Zeugen.«
    Jeannie beschlich ein unangenehmes Gefühl. Das war doch unmöglich. Er mußte der Vergewaltiger sein.
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Mish.
    »Ich war bei der Emmy-Verleihung.«
    Jeannie erinnerte sich, daß das Festbankett anläßlich der Emmy-Verleihung im Fernsehen übertragen wurde, als sie bei Lisa im Krankenhaus war. Es war doch ganz unmöglich, daß Wayne an der Feierlichkeit teilgenommen hatte. In der Zeit, die Jeannie gebraucht hatte, um zum Krankenhaus zu fahren, wäre er kaum zum Flugplatz gekommen.
    »Ich habe natürlich nichts gewonnen«, fügte er hinzu. »Das ist ja auch nicht meine Branche. Aber Salina Jones wurde ausgezeichnet. Sie ist eine alte Freundin von mir.«
    Sein Blick ruhte auf dem Ölgemälde, und Jeannie fiel auf, daß die Frau auf dem Bild der Schauspielerin ähnelte, die in der Seifenoper Zu viele Köche Babe, die Tochter des griesgrämigen Brian, spielte. Sie mußte für das Gemälde Modell gestanden haben.
    »Salina gewann den Preis für die beste Komödiendarstellerin«, sagte Wayne. »Als sie mit ihrer Trophäe in der Hand von der Bühne kam, küßte ich sie auf beide Wangen. Ein wunderbarer Augenblick - eingefangen von den Fernsehkameras und live in alle Welt übertragen. Ich habe ein Videoband davon. Und in People von dieser Woche ist ein Foto abgedruckt.«
    Er deutete auf eine Illustrierte, die auf dem Teppich lag.
    Jeannie sah ihre Felle davonschwimmen. Sie hob die Illustrierte auf. Das Foto zeigte Wayne im Smoking, der ihm unglaublich gut stand. Er küßte Salina, die ihre Emmy-Statuette in der Hand hielt.
    Sein Haar war schwarz.
    Die Bildunterschrift lautete: »Sonntagabend in Hollywood: Der New Yorker Nachtclub-Impresario Wayne Stattner

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