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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vergewaltiger. Was bleibt denn da für mich noch übrig?
    »Die Klon-Lösung liefert auch eine Erklärung dafür, daß ihr nicht alle am selben Tag geboren seid. Die Embryos wurden unterschiedlich lang im Labor aufbewahrt, bevor man sie den Frauen einpflanzte.«
    Warum hat es ausgerechnet mich getroffen? Warum kann ich nicht sein wie jeder andere Mensch?
    »Der letzte Aufruf! Ich muß zum Flugzeug!«
    »Ich möchte dich sehen. Ich fahre nach Baltimore.«
    »Okay. Mach’s gut!«
    Steve legte den Hörer auf. »Du hast das mitgekriegt, Mutter?«
    »Ja. Er sieht genauso aus wie du, hat aber ein Alibi. Also glaubt Jeannie, daß ihr vier sein müßt. Vier Klone.«
    »Wenn wir Klone sind, muß ich so sein wie die anderen.«
    »Nein, du bist anders, weil du mein Junge bist.«
    »Aber das bin ich doch gar nicht!« Er sah die schmerzverzerrte Miene seiner Mutter. Doch er litt selbst. »Ich bin das Kind zweier völlig fremder Menschen, die von Forschern im Dienst von Genetico ausgewählt wurden. Das sind meine Vorfahren.«
    »Du mußt anders sein als die anderen, weil dein Verhalten ganz anders ist.«
    »Aber beweist das auch, daß mein Wesen anders ist als das ihre? Oder habe ich nur gelernt, es zu verbergen, wie ein gezähmtes Tier? Hast du mich zu dem gemacht, was ich bin? Oder war es Genetico?«
    »Ich weiß es nicht, mein Sohn«, sagte Mom. »Ich weiß es einfach nicht.«

Kapitel 44
    Jeannie duschte, wusch sich die Haare und verwandte viel Sorgfalt auf ihr Augen-Makeup. Bewußt verzichtete sie auf Lippenstift und Rouge. Sie zog einen violetten Sweater mit V-Ausschnitt und hautenge graue Leggings an, aber weder Unterwäsche noch Schuhe. Sie steckte ihren Lieblingsstecker in die Nase, einen kleinen Saphir in Silberfassung. Sie sah zum Anbeißen aus. »Auf dem Weg zur Kirche, junge Dame?« fragte sie laut. Dann zwinkerte sie ihrem Spiegelbild zu und ging ins Wohnzimmer.
    Ihr Vater war wieder gegangen. Bei Patty, wo drei Enkelkinder ihn bei Laune hielten, gefiel es ihm besser. Während Jeannie in New, York war, hatte Patty ihn abgeholt.
    Außer auf Steve zu warten, gab es nichts zu tun. Jeannie versuchte, nicht an die große Enttäuschung zu denken, die sie am Vormittag er lebt hatte. Es reichte ihr.
    Sie war hungrig; den ganzen Tag lang hatte sie sich nur mit Hilfe von Kaffee auf den Beinen gehalten. Soll ich jetzt was essen, fragte sie sich, oder warten, bis er hier ist? Beim Gedanken an die acht Zimtschnecken, die er zum Frühstück verdrückt hatte, mußte sie lachen. War das erst gestern gewesen? Ihr kam es vor, als wäre das alles schon eine Woche her.
    Plötzlich fiel ihr ein, daß sie ja gar nichts zum Essen im Kühlschrank hatte.
    Angenommen, er kommt mit leerem Magen, und ich habe nichts da, dachte sie.
    Wie peinlich! Schnell schlüpfte sie in ein Paar Doc-Marten-Stiefel und rannte hinaus. Im Seven-Eleven an der Ecke Falls Road/Sechsunddreißigste Straße kaufte sie Eier, kanadischen Speck, Milch, einen Laib Siebenkornbrot, eine servierfertige Salatmischung, Dos-Equis-Bier, Ben-&-Jerry’s-Rainforest-Crunch-Eis-creme und noch einmal vier Packungen gefrorene Zimtschnecken.
    An der Kasse fiel ihr ein, daß Steve möglicherweise während ihrer Abwesenheit eintraf. Vielleicht ging er sogar wieder fort! Voll bepackt rannte sie aus dem Laden, fuhr wie eine Wahnsinnige nach Hause und sah ihn in ihrer Vorstellung schon ungeduldig vor der Tür warten.
    Doch vor ihrem Haus war niemand, und sein rostiger Datsun war nirgendwo zu sehen. Jeannie ging hinein und verstaute die Lebensmittel im Kühlschrank. Sie nahm die Eier aus dem Karton, holte das Bier aus dem Sechserpack und machte die Kaffeemaschine startklar. Dann war sie wieder arbeitslos.
    Ihr fiel auf, daß sie sich vollkommen untypisch verhielt. Sie hatte sich noch nie im Leben Gedanken darüber gemacht, ob ein Mann vielleicht Hunger haben könnte. Sie war immer davon ausgegangen - sogar bei Will Temple -, daß ein hungriger Mann sich allein was zu essen machen würde. War der Kühlschrank leer, so ging er eben zum nächsten Laden, und hatte der geschlossen, so holte er sich eben was in einem Drive-through, wo man bedient wurde, ohne auch nur sein Auto verlassen zu müssen.
    Und jetzt auf einmal dieser Anfall von Häuslichkeit! Steve hatte einen größeren Einfluß auf sie als andere Männer - und das, obwohl sie ihn erst seit ein paar Tagen kannte …
    Das Läuten an der Tür klang wie eine Explosion.
    Jeannie sprang auf. Ihr Herz klopfte heftig. Sie meldete sich an der

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