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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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verärgert drein, erhob aber keine Einwände. »Ich habe Miß Hoxton soeben gefragt, wie sie sich gegen den Angreifer gewehrt hat«, sagte er.
    »Haben Sie geschrien, Lisa?«
    »Einmal«, gab Lisa mit matter Stimme zur Antwort. »Als er mich zu Boden geworfen hatte. Dann hat er das Messer gezückt.«
    McHentys Stimme klang sachlich, und er blickte auf sein Notizbuch hinunter, während er seine Fragen stellte. »Haben Sie versucht, den Mann abzuwehren?«
    Lisa schüttelte den Kopf. »Ich hatte Angst, er würde mich mit dem Messer schneiden.«
    »Also haben Sie nach diesem ersten Schrei jede Gegenwehr aufgegeben?«
    Wieder schüttelte Lisa den Kopf und brach in Tränen aus. Jeannie drückte ihre Hand. Am liebsten hätte sie McHenty gefragt: »Was hätte sie denn Ihrer Meinung nach tun sollen?« Doch sie hielt den Mund. Sie war heute schon grob zu einem Jungen gewesen, der wie Brad Pitt aussah, hatte eine schnippische Bemerkung über Lisas Busen gemacht und hatte den Wachmann der Sporthalle angeschnauzt.
    Jeannie wußte, daß sie mit Beamten nicht besonders gut zurechtkam, und sie wollte sich diesen Polizisten, der nichts weiter versuchte, als seine Arbeit zu tun, nicht zum Feind machen.
    McHenty fuhr fort: »Hat er Ihnen gewaltsam die Beine gespreizt, bevor er in Sie eingedrungen ist?«
    Jeannie zuckte zusammen. Verflixt noch mal, hatten die denn keine weiblichen Cops, die Lisa solche Fragen stellen konnten?
    »Er hat meinen Oberschenkel mit der Messerspitze berührt«, sagte Lisa.
    »Hat er Sie gestochen? Geschnitten?« 
    »Nein.«
    »Demnach haben Sie die Beine freiwillig gespreizt.«
    Jeannie sagte: »Wenn ein Verdächtiger eine Waffe auf einen von euch Bullen richtet, schießt ihr ihn doch für gewöhnlich über den Haufen, stimmt’s? Würden Sie das auch als freiwillig bezeichnen?«
    McHenty bedachte sie mit einem zornigen Blick. »Überlassen Sie das bitte mir, Miß.« Er wandte sich wieder an Lisa. »Haben Sie überhaupt irgendwelche Verletzungen erlitten?«
    »Ja, ich blute.«
    »Als Folge des gewaltsamen Geschlechtsverkehrs?«
    »Ja.«
    »Wo genau sind Sie verletzt?«
    Jeannie platzte der Kragen. »Ich schlage vor, wir überlassen es dem Arzt, diese Frage zu klären.«
    McHenty blickte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Ich muß den Vorbericht schreiben, Werteste.«
    »Dann schreiben Sie, daß Lisa infolge der Vergewaltigung innere Verletzungen erlitten hat.«
    »Die Befragung nehme ich vor.«
    »Und ich sage Ihnen, daß Sie lieber verschwinden sollten, Mister.« Jeannie konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, McHenty anzuschreien. »Meine Freundin ist fix und fertig. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Ihnen ihre inneren Verletzungen schildern muß, wenn sie ohnehin von einem Arzt untersucht wird, der jeden Moment erscheinen muß.«
    McHenty starrte Jeannie vernichtend an, setzte die Befragung aber fort. »Mir ist aufgefallen, daß Sie rote, spitzenbesetzte Unterwäsche tragen, Miß Hoxton.
    Meinen Sie, das könnte bei dem Vorfall irgendeine Rolle gespielt haben?«
    Lisa schaute zur Seite. Ihre Augen schwammen in Tränen. »Wenn ich melden würde«, sagte Jeannie, »daß man mir meinen roten Mercedes gestohlen hat, würden Sie mich dann fragen, ob ich den Dieb dazu animiert habe, nur weil ich einen so schicken roten Wagen fahre?«
    McHenty beachtete sie nicht. »Kam der Täter Ihnen bekannt vor, Lisa? Ist er Ihnen vielleicht vorher schon einmal begegnet?«
    »Nein.«
    »Aber bei dem Rauch konnten Sie ihn doch bestimmt nicht deutlich erkennen.
    Außerdem hatte er ja einen Lappen oder ein Halstuch vordem Gesicht.«
    »Zuerst war ich so gut wie blind. Aber in dem Raum, in dem … es geschehen ist, war der Rauch nicht so dicht. Ich habe den Mann gesehen.« Lisa nickte, als wollte sie es sich selbst bestätigen. »Ich habe ihn gesehen.«
    »Demnach würden Sie ihn wiedererkennen?« Lisa erschauerte. »O ja.«
    »Aber Sie haben ihn nie zuvor gesehen? In einer Gaststätte oder einer Kneipe?«
    »Nein.«
    »Gehen Sie schon mal in die Kneipe, Lisa?«
    »Ja, sicher.«
    »In Singlekneipen und dergleichen?«
    »Was ist denn das für eine Frage, verdammt noch mal?« fuhr Jeannie dazwischen.
    »Eine Frage, wie die Anwälte der Verteidigung sie stellen«, sagte McHenty.
    »Lisa steht hier nicht vor Gericht! Sie ist nicht der Täter, sie ist das Opfer!«
    »Waren Sie noch Jungfrau, Lisa?«
    Jeannie stand auf. »Okay, jetzt reicht’s! Ich kann mir nicht vorstellen, daß so etwas sein darf. Man

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