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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Stiefel. Als er die Frauen sah, blickte er verwundert drein. »Alles in Ordnung!« rief Jeannie ihm zu. »Wir nehmen diesen Weg raus!« Dann stieg sie hinter Lisa die Leiter hinauf.
    Augenblicke später waren sie draußen an der frischen Luft. Jeannie war vor Erleichterung schwach und zittrig: Sie hatte Lisa aus dem Feuer gerettet! Aber jetzt brauchte die Freundin Hilfe. Jeannie faßte sie unter und führte sie zur Vorderseite des Gebäudes. Auf der Straße waren Löschzüge und Polizeifahrzeuge kreuz und quer abgestellt. Die meisten Frauen in der Menge hatten inzwischen irgendwelche Kleidungsstücke ergattert, um ihre Nacktheit zu bedecken; in ihrer roten Unterwäsche war Lisa eine auffällige Erscheinung. »Hat jemand ein Paar Shorts übrig oder sonst irgendwas?« bettelte Jeannie, als sie sich mit Lisa durch die Menge bewegte, doch die Versammelten hatten sämtliche Kleidungsstücke, die sie erübrigen konnten, bereits anderen gegeben. Jeannie hätte Lisa ihr eigenes T-Shirt gereicht, doch sie trug keinen BH darunter.
    Schließlich zog ein hochgewachsener Farbiger sein Oberhemd aus und gab es Lisa. »Aber ich möchte es wiederhaben. Es ist ein Ralph-Lauren-Modell«, sagte er. »Mitchell Waterfield, Fachbereich Mathematik.«
    »Ich werd’s mir merken«, sagte Jeannie dankbar. Lisa zog das Hemd an. Sie war klein, und es reichte ihr bis zu den Knien.
    Jeannie hatte das Gefühl, diesen Alptraum allmählich in den Griff zu bekommen. Sie führte Lisa zu den Notarztfahrzeugen. Drei Polizisten lehnten müßig an einem Streifenwagen. Jeannie wandte sich an den ältesten, einen dicken Weißen mit grauem Schnauzbart. »Diese Frau heißt Lisa Hoxton. Sie wurde vergewaltigt.«
    Jeannie rechnete damit, daß die drei Cops wie elektrisiert auf die Mitteilung reagierten, daß ein schweres Verbrechen begangen worden war, doch sie verhielten sich erstaunlich gelassen. Sie ließen sich einige Sekunden Zeit, die Nachricht in sich aufzunehmen. Jeannie war beinahe schon so weit, den Cops kräftig Bescheid zu sagen, als der Schnauzbärtige sich von der Kühlerhaube des Wagens erhob und fragte: »Wo ist es passiert?«
    »Im Maschinenraum des Schwimmbeckens. Er ist im Kellergeschoß der Sporthalle, im hinteren Teil.«
    Einer der anderen Polizisten, ein junger Farbiger, sagte: »Wahrscheinlich spritzen die Jungs von der Feuerwehr gerade die Beweisstücke den Bach runter, Sarge.«
    »Da hast du recht«, sagte der Altere. »Geh lieber mal da runter, Lenny, und sichere den Tatort.« Lenny eilte davon. Der Sergeant wandte sich an Lisa.
    »Kennen Sie den Mann, der Ihnen das angetan hat, Miß Hoxton?« fragte er. Lisa schüttelte den Kopf.
    »Er ist Weißer«, sagte Jeannie. »Ein großer Kerl. Mit einer roten Baseballmütze, auf der vorn das Wort ›Security‹ steht. Ich habe ihn kurz nach dem Ausbruch des Feuers in der Damenumkleidekabine gesehen. Und ich glaube, ich hab’ ihn hinter der Halle wegrennen sehen, kurz bevor ich Lisa fand.«
    Der Polizist streckte die Hand durchs Seitenfenster des Wagens und holte ein Funksprechgerät hervor. Eine Zeitlang sprach er hinein; dann ließ er das Gerät wieder im Auto verschwinden. »Wenn der Kerl blöd genug ist, die Mütze aufzubehalten, schnappen wir ihn vielleicht«, sagte er; dann wandte er sich an den dritten Cop. »Bring das Opfer ins Krankenhaus, McHenty.«
    McHenty war ein junger Weißer mit Brille. »Möchten Sie vorn oder hinten sitzen?« fragte er Lisa.
    Lisa erwiderte nichts, schaute nur ängstlich drein. Jeannie schaltete sich helfend ein. »Setz dich vorn hin. Du willst ja nicht wie eine Verdächtige aussehen.«
    Ein furchtsamer Ausdruck legte sich auf Lisas Gesicht, und endlich brachte sie ein paar Worte hervor. »Kommst du nicht mit?«
    »Wenn du möchtest, bleibe ich bei dir«, beruhigte Jeannie die Freundin. »Ich könnte aber auch rasch in meiner Wohnung vorbei, mir ein paar Sachen für dich schnappen, und dann zu dir ins Krankenhaus kommen.«
    Besorgt blickte Lisa auf McHenty.
    »Dir kann jetzt nichts mehr passieren, Lisa«, sagte Jeannie. McHenty öffnete die Tür des Streifenwagens, und Lisa stieg ein. »Welches Krankenhaus?« fragte Jeannie. » Santa Teresa.« McHenty setzte sich hinters Steuer. »Ich bin in ein paar Minuten da!« rief Jeannie durch das Glas des Seitenfensters, als der Wagen davonjagte.
    Im Laufschritt eilte sie zum Parkplatz des Instituts. Sie bedauerte jetzt schon, daß sie Lisa nicht begleitet hatte. Als der Streifenwagen losgefahren war, hatte Lisas

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