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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein paar hunderttausend Dollar im Jahr verdient. Jetzt bietet man jedem von uns sechzig Millionen – und wir sitzen hier und unterhalten uns darüber, das Angebot abzulehnen!«
    »Es ging uns bei der Sache nie ums Geld«, sagte Preston Barck.
    »Ich kann es immer noch nicht fassen«, erklärte Senator Proust. »Wenn ich ein Drittel eines Unternehmens besitze, das hundertachtzig Millionen Dollar wert ist, wie kommt es dann, daß ich in einem drei Jahre alten Crown Victoria durch die Gegend kutschiere?«
    Die drei Männer besaßen ein kleines Privatunternehmen für Biotechnik, die Genetico Corporation. Preston kümmerte sich um das Tagesgeschäft, Jim war in der Politik, und Berrington war Hochschullehrer. Doch die Übernahme der Genetico war Berringtons Baby. Auf einem Flug nach San Francisco hatte er den Generaldirektor des deutschen Pharmakonzerns Landsmann kennengelernt, und Berrington hatte ihm die Genetico dermaßen schmackhaft gemacht, daß der Mann ihm ein Angebot unterbreitet hatte. Nun mußte Berrington seine beiden Partner dazu bewegen, dieses Angebot anzunehmen. Es war schwieriger, als er erwartet hatte.
    Die Männer befanden sich im luxuriösen Arbeitszimmer eines Hauses in Rowland Park, einem noblen Vorort von Baltimore. Das Haus gehörte der Jones-Falls-Universität und diente als Unterkunft für Gastprofessoren. 
    Berrington, der Lehrstühle in Berkeley, Kalifornien, an der Harvard-Universität und an der Jones Falls innehatte, bewohnte das Haus jedes Jahr in den sechs Wochen, die er in Baltimore lehrte. Nur wenige Gegenstände im Zimmer waren sein Eigentum: der Laptop-Computer, ein Foto seiner Exfrau und ihres gemeinsamen Sohnes sowie ein Stapel seines neuesten Buches: Die Zukunft erben: Wie die Gentechnologie Amerika verändern wird. In einem Fernseher, bei dem der Ton abgestellt war, wurde die Emmy-Preisverleihung übertragen.
    Preston war ein dünner, ernster Mann. Wenngleich er zu den hervorragendsten Wissenschaftlern seiner Generation zählte, sah er aus wie ein Buchhalter.
    »Die In-vitro -Kliniken haben immer schon Geld einbracht«, sagte er nun. Die Genetico besaß drei solcher Kliniken, die auf In-vitro -Konzeption – die Zeugung von Retortenbabys – spezialisiert waren, ein Verfahren, das durch Prestons Forschungen in den siebziger Jahren erst möglich geworden war. »Die künstliche Befruchtung ist der größte Wachstumszweig der amerikanischen Medizin. Die Genetico wird Landsmann den Weg auf diesen riesigen neuen Markt eröffnen.
    Die Deutschen möchten, daß wir in den nächsten zehn Jahren fünf neue Kliniken jährlich eröffnen.«
    Jim Proust war ein glatzköpfiger, sonnengebräunter Mann mit großer Nase und dicker Brille. Sein grobschlächtiges, häßliches Gesicht war ein Geschenk für jeden politischen Karikaturisten. Er und Berrington waren seit fünfundzwanzig Jahren Freunde und Geschäftspartner.
    »Weshalb haben wir dann niemals Geld gesehen?« fragte Jim.
    »Weil wir es immer in die Forschung gesteckt haben.« Genetico besaß eigene Labors; überdies vergab das Unternehmen Forschungsaufträge an die biologischen und psychologischen Institute verschiedener Hochschulen.
    Berrington kümmerte sich um die Verbindungen der Genetico mit der akademischen Welt.
    Nun sagte er in verärgertem Tonfall: »Ich kann nicht begreifen, daß ihr diese große Chance nicht erkennt.«
    Jim wies auf den Fernseher. »Stell den Ton ein, Berry - dein großer Auftritt kommt.«
    Die Übertragung der Emmy-Verleihung war der Talkshow Larry King Live gewichen, und Berrington war der Gast. Er konnte Larry King nicht ausstehen - in Berrys Augen war der Bursche ein Linksliberaler -, doch seine Show bot die Möglichkeit, zu Millionen von Amerikanern zu sprechen.
    Berrington betrachtete sich auf dem Bildschirm. Ihm gefiel, was er sah. Er war ein kleinwüchsiger Mann, doch im Fernsehen wirkten alle gleich groß. Sein marineblauer Anzug sah schick aus; das himmelblaue Hemd harmonierte mit der Farbe seiner Augen, und die burgunderrote Krawatte flimmerte nicht auf dem Schirm. Überkritisch betrachtete er sein silbergraues Haar. Es war zu ordentlich; es machte beinahe den Eindruck, als wäre es toupiert: Er lief Gefahr, wie ein Fernsehprediger auszusehen.
    King, der sein Markenzeichen, die Hosenträger, trug, war in aggressiver Stimmung; seine rauhe Stimme klang herausfordernd. »Mit Ihrem letzten Buch, Professor, haben Sie erneut eine Kontroverse entfacht. Einige Leute sind der Ansicht, daß es sich dabei nicht

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