Der Dritte Zwilling.
sagte sie.
Steve wählte die Nummer. Niemand ging an den Apparat. Enttäuscht schüttelte er den Kopf. »Niemand zu Hause«, sagte er.
Auch Jeannie war im ersten Moment niedergeschlagen. Dann schnippte sie mit den Fingern. »Vielleicht arbeitet er.« Sie gab Steve die Nummer der Bar, und er wählte.
Ein Mann mit spanischem Akzent meldete sich. »Hier Blue Note .«
»Kann ich mit Hank sprechen?«
»Der soll eigentlich arbeiten, ist Ihnen das klar?« sagte der Mann gereizt.
Steve grinste Jeannie an und formte mit den Lippen den Satz: Er ist da! »Es ist sehr wichtig«, sagte er. »Ich halte ihn nicht lange auf.«
Eine Minute später tönte eine Stimme durch die Leitung, die genauso klang wie Steves eigene. »Ja? Wer spricht?«
»Hallo, Hank. Mein Name ist Steve Logan. Wir haben einiges gemeinsam.«
»Wollen Sie was verkaufen?«
»Ihre Mutter und meine Mutter wurden vor unserer Geburt beide in einem Krankenhaus namens Aventine-Klinik behandelt. Sie wird’s Ihnen bestätigen.«
»Ja, und?«
»Um’s kurz zu sagen: Ich verklage die Klinik auf zehn Millionen Dollar Schadensersatz, und es würde mich freuen, wenn Sie sich der Klage anschließen würden.«
Es entstand eine Pause. Der Mann dachte nach. »Ich weiß nicht, ob Sie mir was vormachen, Kumpel, aber wie dem auch sei - ich hab’ kein Geld für einen langen Rechtsstreit.«
»Die Kosten übernehme ich. Ich will kein Geld von Ihnen.«
»Und warum rufen Sie dann an?«
»Weil mein Fall noch klarer wäre, wenn ich Sie mit an Bord hätte.«
»Am besten schreiben Sie die Einzelheiten der Geschichte mal auf und schicken sie mir.«
»Das ist genau der Punkt. Ich brauche Sie hier in Baltimore, und zwar schon morgen mittag um zwölf im Stouffer-Hotel. Ich gebe eine Pressekonferenz, bevor ich die Klage einreiche. Und da hätte ich Sie gerne dabei.«
»Wer will denn schon nach Baltimore? Das ist schließlich nicht Honolulu.«
Spar dir deine Späßchen, du Armleuchter. »Im US Air-Flug um neun Uhr fünfundvierzig ist ein Platz für Sie reserviert. Ihr Ticket ist be zahlt - Sie können das bei der Fluggesellschaft nachprüfen. Sie brauchen es sich nur am Flughafen abzuholen.«
»Sie bieten mir an, die zehn Millionen Dollar mit mir zu teilen?«
»O nein! Sie bekommen Ihre eigenen zehn Millionen.«
»Was werfen Sie der Klinik vor?«
»Bruch einer ungeschriebenen Vereinbarung in betrügerischer Absicht.«
»Ich studiere Volkswirtschaft. Gibt es da nicht so etwas wie Verjährung? Alles, was schon dreiundzwanzig Jahren her ist …«
»Ja, eine Verjährungsfrist gibt es. Aber sie beginnt erst mit dem Tag, an dem der Betrug aufgedeckt wird. Und das war in diesem Fall vergangene Woche.«
Im Hintergrund hörte man die Stimme mit dem spanischen Akzent rufen: »He, Hank, es warten ungefähr hundert Kunden auf dich!«
»Langsam klingt das ein bißchen überzeugender, was Sie mir da erzählen«, sagte Hank ins Telefon.
»Soll das heißen, daß Sie morgen kommen?«
»Nein, verdammt noch mal! Das heißt, daß ich heute abend nach der Arbeit darüber nachdenken werde. Jetzt muß ich zurück an die Bar.«
»Sie können mich im Hotel erreichen«, sagte Steve, aber es war bereits zu spät.
Hank hatte schon aufgelegt.
Jeannie und Lisa starrten ihn an.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nichts Genaues«, sagte er frustriert. »Ich weiß nicht, ob ich ihn überzeugt habe oder nicht.«
»Wir müssen einfach abwarten und sehen, ob er auftaucht«, meinte Lisa.
»Womit verdient Wayne Stattner sein Geld?«
»Er besitzt mehrere Nachtclubs. Zehn Millionen hat er wahrscheinlich längst.«
»Dann müssen wir seine Neugier wecken. Hast du die Nummer?«
»Ja.«
Steve wählte. Ein Anrufbeantworter meldete sich. »Hallo, Wayne, mein Name ist Steve Logan, und es fällt Ihnen vielleicht auf, daß meine Stimme genauso klingt wie Ihre. Ob Sie’s glauben oder nicht -das liegt daran, daß wir identisch sind. Ich bin einsachtundachtzig groß, wiege sechsundachtzig Kilo und sehe genauso aus wie Sie, abge sehen von der Haarfarbe. Es gibt noch ein paar andere Merkmale, die wir wahrscheinlich gemeinsam haben: Ich bin allergisch gegen Macadamianüsse und habe keine Nägel an den kleinen Zehen. Beim Nachdenken kratze ich mit den Fingern der rechten Hand meinen linken Handrücken. Und jetzt kommt der Hammer: Wir sind keine Zwillinge! Es gibt noch mehr von unserer Sorte. Der eine hat am vergangenen Sonntag an der Jones-Falls-Universität ein Verbrechen begangen - deshalb bekamen Sie
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