Der Dritte Zwilling.
gestern Besuch von der Baltimorer Polizei. Morgen mittag um zwölf treffen wir uns im Stouffer-Hotel in Baltimore. Das ist eine wahnwitzige Geschichte, Wayne, aber ich schwöre Ihnen, daß jedes Wort stimmt. Rufen Sie mich oder Dr. Jeannie Ferrami im Hotel an oder kommen Sie einfach hin. Es verspricht, interessant zu werden.« Er legte auf und sah Jeannie an. »Was meinst du?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ein Mann wie er kann es sich leisten, plötzlichen Launen nachzugeben. Und als Nachtclubbesitzer hat er am Montagmorgen wahrscheinlich auch nicht allzuviel Unaufschiebbares zu tun. Andererseits - ich würde mich nicht allein aufgrund einer telefonischen Nachricht wie dieser ins Flugzeug setzen.«
Das Telefon klingelte. Automatisch griff Steve zum Hörer. »Hallo?«
»Kann ich Steve sprechen?« fragte eine ihm nicht vertraute Stimme.
»Am Apparat.«
»Hier ist Onkel Preston. Ich gebe dir deinen Vater.«
Steve hatte keinen Onkel Preston. Er konnte sich keinen Reim auf den Anruf machen und runzelte die Stirn. Einen Augenblick später meldete sich eine andere Stimme: »Bist du allein oder hört sie zu?«
Mit einem Schlag begriff Steve, worum es ging. Die Verblüffung wich; statt dessen erschrak er furchtbar. Er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte.
»Moment«, sagte er und legte die Hand über die Sprechmuschel. »Ich glaube, es ist Berrington Jones!« sagte er zu Jean nie. »Er hält mich offenbar für Harvey.
Was soll ich tun, verdammt noch mal?«
Jeannie breitete bestürzt die Hände aus. »Du mußt improvisieren!« sagte sie.
»Na, vielen Dank …« Steve nahm den Hörer wieder ans Ohr. »Äh … ja, hier Steve«, sagte er.
»Was ist denn los mit dir? Du bist ja jetzt schon stundenlang dort!«
»Ja, anscheinend …«
»Hast du herausgefunden, was Jeannie vorhat?«
»Ich … äh …, ja, das hab’ ich.«
»Dann komm gefälligst jetzt zurück und klär uns auf!«
»Okay.«
»Du wirst doch nicht festgehalten oder sonstwas?«
»Nein.«
»Ich nehme an, du hast sie gevögelt?«
»So könnte man es ausdrücken.«
»Dann zieh dir deine verdammten Hosen an und mach, daß du herkommst! Wir stecken ganz schön in der Scheiße!«
»Okay.«
»Wenn du jetzt auflegst, sagst du, das war ein Mitarbeiter des Anwalts deiner Eltern, der dir ausgerichtet hat, daß du in Washington ge braucht wirst, und zwar so schnell wie möglich. Das ist deine Legende. Mit der Ausrede kannst du dich sofort auf die Socken machen. Okay?«
»Ja, okay, ich beeil’ mich.«
Berrington beendete das Gespräch, und Steve legte auf.
Erleichtert ließ er die Schultern sinken. »Ich glaube, ich habe ihn an der Nase herumgeführt.«
»Was hat er denn gesagt?« wollte Jeannie wissen.
»Es war hochinteressant. Harvey wurde offenbar hierhergeschickt, um deine Absichten auszukundschaften. Die haben eine Heidenangst davor, was du mit deinen Informationen alles anstellen könntest.«
»›Die‹? Wen meinst du damit?«
»Berrington und ein Typ namens Onkel Preston.«
»Preston Barck, Vorstandsvorsitzender von Genetico. Und warum haben sie angerufen?«
»Aus Ungeduld. Berrington hatte es satt, länger zu warten. Er und seine Komplizen wollen offensichtlich unbedingt wissen, was los ist, damit sie entsprechend reagieren können. Er hat mir gesagt, ich soll so tun, als müßte ich Hals über Kopf zu einem Anwaltstermin nach Washington fahren. In Wirklichkeit soll ich auf schnellstem Wege zu ihm nach Hause kommen.«
Jeannie war sehr beunruhigt. »Das ist schlimm, sehr schlimm. Wenn Harvey sich nicht blicken läßt, dann weiß Berrington, daß irgend etwas faul ist. Genetico ist dann vorgewarnt, und wir haben keine Ahnung, wie die Leute darauf reagieren werden: Kann sein, daß sie die Pressekonferenz woanders abhalten, kann sein, daß sie die
Sicherheitsvorkehrungen verschärfen, damit wir nicht reinkommen. Es ist sogar möglich, daß sie die Veranstaltung ganz absagen und die Dokumente in irgendeiner Anwaltskanzlei unterzeichnen.«
Steve runzelte die Stirn und blickte auf den Boden. Er hatte eine Idee, zögerte aber noch, sie auszusprechen. Schließlich sagte er: »Dann muß Harvey eben nach Hause gehen.«
Jeannie schüttelte den Kopf. »Der liegt hier auf dem Teppich und hört uns zu. Der verrät doch alles.«
»Nicht, wenn ich an seiner Stelle gehe.«
Jeannie und Lisa starrten ihn völlig entgeistert an.
Er hatte noch keinen ausgefeilten Plan und dachte laut nach. »Ich fahre zu Berrington und gebe mich dort als
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