Der Dritte Zwilling.
vor laufenden Kameras verhaften.«
Steve nickte. »Das Problem liegt darin, daß du wahrscheinlich handeln mußt, bevor Landsmann und Genetico die Übernahme endgültig besiegeln. Wenn unsere Gegner erst das Geld haben, überstehen sie wahrscheinlich den ganzen Wirbel, den wir mit unserer Kampagne angezettelt haben. Außerdem weiß ich wirklich nicht, wie du innerhalb von ein paar Stunden einen Fernsehauftritt bekommen willst. Im Wall Street Journal steht, daß die Pressekonferenz von Genetico schon morgen früh stattfinden soll.«
»Vielleicht sollten wir unsere eigene Pressekonferenz abhalten?«
Steve schnippte mit den Fingern. »Jetzt hab’ ich’s! Wir funktionieren einfach ihre Pressekonferenz um.«
»Ja, das ist gut! Dann werden die Vertreter von Landsmann viel leicht gar nicht erst unterschreiben, und die ganze Übernahme platzt.«
»Und Berrington wird keine Millionen scheffeln.«
»Und Jim Proust wird nicht kandidieren.«
»Wir müssen verrückt sein«, sagte Steve. »Die zwei gehören zu den mächtigsten Männern Amerikas - und wir zwei bilden uns ein, wir könnten ihnen in die Suppe spucken.«
Unten an der Tür erklangen erste Hammerschläge. Mr. Oliver begann die Tür zu reparieren. Jeannie sagte: »Sie hassen Schwarze, weißt du. All dieser Scheißdreck mit guten Genen und zweitklassigen Amerikanern ist bloß Maskerade. Diese Clique besteht aus weißen Rassisten, die sich das Mäntelchen der modernen Wissenschaft umgehängt haben. Sie wollen Mr. Oliver zum Bürger zweiter Klasse machen. Zur Hölle mit ihnen. Ich bin nicht bereit, tatenlos dabeizustehen und mir das anzusehen.«
»Wir brauchen einen genauen Plan«, sagte Steve realistisch.
»Okay, fangen wir mal an«, sagte Jeannie. »Zuallererst müssen wir wissen, wo die Genetico-Pressekonferenz morgen stattfinden soll.«
»Vermutlich in einem Hotel in Baltimore.«
»Notfalls rufen wir bei jedem einzelnen an.«
»Am besten mieten wir ein Zimmer in dem Hotel.«
»Gute Idee. Ich schleiche mich dann irgendwie in den Veranstaltungsraum, pflanze mich mittendrin auf und halte eine Rede vor den versammelten Medienvertretern.«
»Die lassen dich bestimmt nicht ausreden.«
»Ich müßte eine gedruckte Presseerklärung dabei haben, die ich verteilen kann.
Doch im entscheidenden Augenblick trittst du mit Harvey auf. Zwillinge sind doch so fotogen. Alle Kameras werden sich sofort auf euch richten.«
Steve runzelte die Stirn. »Was willst du mit unserem Auftritt beweisen?«
»Den Umstand, daß ihr beiden völlig gleich ausseht. Das wird seinen Eindruck nicht verfehlen. Die Presseleute werden euch sofort Fra gen stellen - und es wird nicht lange dauern, bis sie herausfinden, daß ihr verschiedene Mütter habt. Sobald das raus ist, riechen sie Lunte - das heißt, sie wissen, daß es da ein Geheimnis zu lüften gibt. Mir ging es ja genauso. Und wie hierzulande die Präsidentschaftskandidaten durchleuchtet werden, das weißt du ja.«
»Noch besser war’s, wenn noch mehr Klone anwesend wären«, wandte Steve ein.
»Meinst du, wir könnten noch jemanden von den anderen auftreiben?«
»Versuchen können wir es allemal. Wir laden sie alle ein und hoffen, daß zumindest einer davon auch tatsächlich erscheint.«
Auf dem Boden öffnete Harvey die Augen und stöhnte.
Jeannie hatte ihn fast vergessen. Als sie ihn jetzt ansah, wünschte sie ihm von Herzen starke Kopfschmerzen, empfand aber gleich darauf Gewissensbisse wegen ihrer Rachsucht. »So, wie ich ihm über den Schädel gehauen habe, sollte er vielleicht einen Arzt aufsuchen.«
Harvey kam schnell wieder zu sich. »Mach mich los, du Drecksau!«
»Vergiß den Arzt«, erwiderte Jeannie.
»Mach mich los, oder ich schlitz’ dir die Titten mit einem Rasiermesser auf, sobald ich wieder frei bin.«
Jeannie stopfte ihm das Geschirrtuch in den Mund. »Halts Maul, Harvey«, sagte sie.
»Ich überlege schon, wie man ihn gefesselt ins Hotel schmuggelt«, sagte Steve.
»Ist sicher ‘ne interessante Aufgabe.«
Unten erklang eine Frauenstimme. Es war Lisa, die Mr. Oliver begrüßte. Kurz darauf betrat sie die Wohnung. Sie trug Blue Jeans und schwere Doc-Marten-Stiefel. Wortlos blickte sie Steve und Harvey an. Dann sagte sie:
»Mein Gott, es stimmt!«
Steve erhob sich. »Ich bin derjenige, den Sie bei der Gegenüberstellung identifiziert haben«, sagte er. »Überfallen hat Sie aber der da.«
»Harvey wollte mir das gleiche antun wie dir«, erläuterte Jeannie. »Steve trat die Tür ein und kam
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