Der Dritte Zwilling.
vorne. Neben dem Podium stand eine Frau im schwarzen Kostüm. Sie trug eine Designerbrille und ein Namensschild mit dem Schriftzug: GAREN BEAMISH Total Communications!
Es war die PR-Frau, die Jeannie bereits gesehen hatte, als sie den Hintergrund aufbaute. Neugierig blickte sie Jeannie an, hielt sie aber nicht auf. Auch sie glaubte – ganz in Jeannies Sinn –, daß irgend jemand beim Zimmerservice etwas bestellt hatte.
Vor den Männern auf dem Podium standen Namenskärtchen. Rechts saß Senator Proust, links Preston Barck. Der Mann in der Mitte, der gerade das Wort führte, war Michael Madigan. »Genetico ist nicht nur ein hochinteressanter Biotechnikbetrieb«, sagte er gerade in leierndem Ton.
Lächelnd stellte Jeannie das Tablett vor ihm auf den Tisch. Leicht überrascht sah er auf und unterbrach seine Rede für einen Augenblick.
Jeannie wandte sich an das Publikum. »Meine Damen und Herren«, sagte sie, »ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen.«
Steve saß auf den Badezimmerfliesen. Seine Linke war mit Handschellen an das Abflußrohr des Waschbeckens gefesselt. Wut und Verzweiflung beherrschten ihn. Er hatte es fast geschafft - doch Sekunden vor Torschluß war Berrington ihm dann doch noch auf die Schliche gekommen. Jetzt war er hinter Jeannie her und konnte, wenn er sie fand, den ganzen Plan vereiteln. Ich muß hier weg und sie warnen.
Das Rohr war am oberen Ende mit dem Waschheckenabfluß verbunden,
beschrieb eine S-förmige Kurve und verschwand am anderen Ende in der Mauer.
Unter abenteuerlichen Verrenkungen gelang es Steve, einen Fuß an das Rohr zu bekommen. Er holte aus und trat zu. Die gesamte Installation zitterte. Er trat ein zweites Mal zu. Der Mörtel am Übergang des Rohres in die Wand bröckelte.
Nach mehreren weiteren Tritten brach der Mörtel gänzlich weg, doch das Rohr selbst erwies sich als sehr stark.
Frustriert betrachtete er das andere Ende des Rohres. Vielleicht war der Anschluß am Waschbecken schwächer. Er packte das Rohr mit beiden Händen und rüttelte daran wie ein Besessener. Wieder wackelte alles - und wieder brach nichts.
Er konzentrierte sich auf das Rohrknie. Knapp oberhalb der Krümmung befand sich ein Verbindungsstück mit geriffeltem Rand. Hier schraubten die Klempner das Rohr auf, wenn die Krümmung verstopft war - nur verfügten sie auch über das entsprechende Werkzeug. Steve tastete mit der Linken nach dem Rändelrad und versuchte es aufzudrehen. Seine Finger rutschten ab, und er schürfte sich schmerzhaft die Knöchel auf.
Er klopfte von unten an das Waschbecken. Es bestand aus einer Art künstlichem Marmor und war ziemlich fest. Wieder fiel sein Blick auf die Verbindung zwischen Abfluß und Rohr. Gelang es ihm an dieser Stelle, die Dichtung zu brechen, so würde sich das Rohr wahrscheinlich herausziehen lassen. Er brauchte in diesem Fall nur noch die Handschelle abzustreifen und wäre frei.
Er veränderte seine Stellung, holte aus und trat von neuem zu.
Jeannie hatte das Wort an sich gerissen. »Vor dreiundzwanzig Jahren«, sagte sie, »hat Genetico an acht völlig arglosen Amerikanerinnen illegale und unverantwortliche Experimente durchgeführt.« Ihr Atem ging schnell. Sie bemühte sich, möglichst normal zu sprechen und ihre Stimme nach vorn zu bringen. »All diese Frauen waren mit Armee-Offizieren verheiratet.« Sie suchte Steve unter den Zuhörern, konnte ihn aber nirgends entdecken. Wo, zum Teufel, blieb er nur? Sie brauchte ihn – er war ihr Beweis!
Garen Beamish sagte mit zitternder Stimme: »Es handelt sich hier um eine private Veranstaltung. Bitte verlassen Sie sofort den Raum.«
Jeannie ignorierte sie. »Die Frauen hatten sich in der Genetico-Klinik in Philadelphia wegen Empfängnisproblemen einer Hormonbehandlung unterzogen.« Sie ließ ihre Entrüstung durchklingen. »Man hat ihnen, ohne ihr Einverständnis einzuholen, die Embryos wildfremder Menschen eingepflanzt.«
Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Reihen der anwesenden Medienvertreter.
Jeannie spürte, daß ihre Neugier geweckt war.
Sie hob die Stimme. »Mr. Preston Barck, den alle Welt für einen verantwortungsbewußten Wissenschaftler hält, war so besessen von seiner Pionierarbeit im Klonen, daß er eine befruchtete Eizelle siebenmal teilte, auf diese Weise acht identische Embryos erhielt und diese dann acht Frauen einpflanzte, welche nicht die geringste Ahnung hatten, was mit ihnen geschah.«
Jeannie entdeckte Mish Delaware. Sie saß ganz hinten und beobachtete Jeannies
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