Der Dritte Zwilling.
Jeannie zu.
Sie wandte sich wieder ans Publikum: »Ich hoffte, Ihnen zum Beweis zwei oder drei der Klone zeigen zu können, aber … sie sind noch nicht eingetroffen.«
Wieder lachten die Reporter, und Jeannie spürte, daß niemand im Saal sie mehr ernst nahm. Es war alles vorbei. Sie hatte verloren.
Der Wachmann packte sie am Arm und schob sie zur Tür. Sie hätte sich ohne weiteres von ihm befreien können, aber wozu?
Berrington lächelte, als sie an ihm vorbeigeführt wurde. Jeannie stiegen Tränen in die Augen, doch sie schluckte sie herunter und ging erhobenen Hauptes ihren Weg.
Ihr könnt mich alle mal, dachte sie. Eines Tages werdet ihr schon dahinterkommen, daß ich recht hatte.
Hinter sich hörte sie Garen Beamish sagen: »Mr. Madigan, wären Sie so gut, mit Ihren Ausführungen fortzufahren?«
Jeannie und der Wachmann hatten gerade die Tür erreicht, als diese sich öffnete und Lisa den Saal betrat.
Und unmittelbar hinter ihr ging einer der Klone! Jeannie hielt vor Aufregung die Luft an.
Das mußte George Dassault sein. Er war gekommen! Doch einer allein reichte noch nicht - sie benötigte mindestens zwei zum Beweis für ihre Behauptungen.
Wenn doch nur Steve endlich auftauchen würde! Oder Mr. Oliver mit Harvey!
Dann sah sie zu ihrer namenlosen Freude den zweiten Klon hereinspazieren.
Höchstwahrscheinlich war es Henry King. Jeannie schüttelte den Wachmann ab und schrie: »Schauen Sie! Schauen Sie, hier!«
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, da betrat schon ein dritter Klon den Konferenzsaal. An seinen schwarzen Haaren erkannte sie, daß es sich um Wayne Stattner handelte.
»Sehen Sie!« rief Jeannie »Hier sind sie. Sie sehen alle vollkommen gleich aus!«
Sämtliche Kameras schwenkten vom Podium ab und nahmen die Neuankömmlinge ins Visier. Blitzlichter flackerten auf: Auch die Fotografen hatten geschaltet und hielten die Szene fest.
»Ich habe es Ihnen ja gesagt!« sagte Jeannie triumphierend zu den Journalisten.
»Fragen Sie diese Herren jetzt nach ihren Eltern. Sie haben es hier nicht etwa mit Drillingen zu tun - ihre Mütter sind einander nie begegnet! Los, fragen Sie sie!«
Sie merkte, daß sie übertrieben aufgeregt klang und bemühte sich, ruhiger zu erscheinen. Es fiel ihr nicht leicht, so überglücklich wie sie war. Mehrere Reporter sprangen auf und gingen auf die drei Klone zu, um sie zu interviewen.
Der Wachmann ergriff wieder Jeannies Arm, doch diesmal war sie von einer Menschenmenge umgeben und kam gar nicht mehr frei.
Im Hintergrund war plötzlich Berrington zu hören. Er versuchte, sich im Stimmengewirr der Reporter Gehör zu verschaffen. »Meine Damen und Herren, wenn ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte …« Was zunächst noch wütend geklungen hatte, wirkte bald nur noch trotzig. »Wir würden jetzt gerne unsere Pressekonferenz fort setzen …« Es war sinnlos. Die Medienmeute hatte die wahre Story ge wittert. An irgendwelchen Reden bestand kein Bedarf mehr.
Am Rande ihres Blickfelds bekam Jeannie mit, daß Senator Proust aufgestanden war und unauffällig den Saal verließ.
Ein junger Mann stieß ihr ein Mikrofon entgegen und fragte: »Wie haben Sie von diesen Experimenten erfahren?«
»Mein Name ist Dr. Jean Ferrami«, sagte Jeannie ins Mikrofon. »Ich bin Wissenschaftlerin am Institut für Psychologie der Jones-Falls-Universität. Bei meiner Arbeit stieß ich zufällig auf diese Gruppe von jungen Männern, die eineiige Zwillinge zu sein schienen, aber nicht miteinander verwandt waren. Ich begann zu recherchieren. Als Professor Jones dahinterkam, versuchte er meine Entlassung durchzusetzen, weil er nicht wollte, daß die Wahrheit ans Tageslicht kam. Es gelang mir trotzdem herauszufinden, daß die Klone das Ergebnis eines von Genetico durchgeführten Experiments waren.« Sie sah sich um.
Wo blieb Steve?
Nach einem letzten heftigen Tritt sprang das Abflußrohr unter einem Schauer von Mörtelbrocken und Marmorsplittern aus dem Anschluß auf der Unterseite des Waschbeckens. Steve zog es mit aller Kraft her unter und führte die Handschelle durch den entstehenden Zwischenraum. Jetzt war er frei. Er stand auf.
Um die am Gelenk baumelnde Handschelle zu verbergen, steckte er die linke Hand in die Hosentasche und verließ den Toilettenraum.
Die Prominentensuite war inzwischen leer.
Er trat auf den Korridor hinaus. Er hatte keine Ahnung, was ihn im Konferenzsaal erwartete.
Neben der Prominentensuite befand sich eine Tür mit der Aufschrift »Regency Room«.
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