Der Dritte Zwilling.
Schämen Sie sich darüber, wie Sie von meinem Projekt erfahren haben?«
»Ich schäme mich für gar nichts!« entgegnete die Reporterin scharf.
In Jeannie stieg Zorn auf. Für wen hielt diese Frau sich? »Tja, irgend jemand hat hier ein schlechtes Gewissen. Warum sollten Sie mir sonst verschweigen, wer er ist? Oder sie.«
»Ich muß meine Quellen schützen.«
»Wovor?« Jeannie wußte, daß es besser gewesen wäre, den Hörer aufzulegen.
Sich die Presse zum Feind zu machen, konnte nur Nach teile bringen. Aber das Verhalten dieser Frau war unerträglich. »Wie ich schon sagte, ist an meinen Methoden nichts auszusetzen. Ich verletze kein Persönlichkeitsrecht, dringe in keine Privatsphäre ein. Also frage ich Sie, weshalb Ihr Informant den Geheimnisvollen spielt.«
»Die Leute haben Gründe …«
»Sieht so aus, als wäre bei Ihrem Informanten die Boshaftigkeit der Grund, nicht wahr?« Noch als Jeannie diese Worte aussprach, fragte sie sich: Weshalb sollte jemand mir das antun wollen?
»Kein Kommentar.«
»Kein Kommentar, hm?« sagte Jeannie spöttisch. »Den Spruch muß ich mir merken.«
»Dr. Ferrami, ich möchte Ihnen für die freundliche Zusammenar beit danken.«
»Nicht der Rede wert«, sagte Jeannie und legte auf.
Lange Augenblicke starrte sie auf das Telefon. »Jetzt sag mir mal einer, was das sollte«, murmelte sie.
MITTWOCH
Kapitel 20
Berrington Jones schlief schlecht.
Er verbrachte die Nacht mit Pippa Harpenden. Pippa war Sekretärin am Physikalischen Institut. Viele Professoren hatten sich schon um Verabredungen mit ihr bemüht, auch ein paar verheiratete, doch Berrington war der einzige, mit dem sie ausging. Um sie zu beeindrucken, hatte er sich in Gala geworfen, sie in ein in Times Restau rant geführt, exquisiten Wein bestellt und mit einem Anflug von Schadenfreude die neidischen Blicke der Männer seines Alters genossen, die mit ihren häßlichen alten Frauen dinierten. Dann hatte er sie nach Hause gebracht, Kerzen angezündet, einen seidenen Pyjama angezogen und sie langsam und mit Bedacht geliebt, bis sie vor Lust stöhnte.
Danach aber war er um vier Uhr früh aufgewacht, von Gedanken über das mögliche Scheitern seines Plans bedrängt. Hank Stone hatte gestern nachmittag den billigen Wein des Verlegers nur so in sich hineingegossen; wie leicht mochte er da in seinem Suff sein Gespräch mit Berrington vergessen haben! Und selbst, wenn er sich daran erinnerte, konnten die Herausgeber der New York Times sich immer noch dagegen entscheiden, die Story zu bringen. Sie könnten Ermittlungen anstellen und erkennen, daß kaum etwas gegen Jean nies Arbeitsweise einzuwenden war. Oder sie könnten sich ganz einfach Zeit damit lassen und sich erst nächste Woche damit befassen, wenn es bereits zu spät war.
Nachdem er sich immer wieder herumgeworfen und -gewälzt hatte, murmelte Pippa: »Fühlst du dich nicht gut, Berry?«
Er streichelte ihr langes blondes Haar, und sie gab schlaftrunken ermunternde Laute von sich. Sex mit einer schönen Frau tröstete gewöhnlich über vieles hinweg, aber er spürte, daß es in diesem Fall nichts nützen würde. Es gab zu viel, was ihm zu schaffen machte. Es wäre zwar eine Erleichterung gewesen, mit Pippa über seine Probleme reden - sie war intelligent und würde verständnisvoll und mit fühlend sein -, aber er konnte solche Geheimnisse niemandem anvertrauen.
Schließlich stand er auf, um sein morgendliches Jogging hinter sich zu bringen.
Als er zurückkehrte, war sie bereits fort und hatte sich mit ein paar netten Worten auf einem Kärtchen bedankt, das in einen hauchdünnen, schwarzen Nylonstrumpf gewickelt war.
Die Haushälterin kam wenige Minuten vor acht und bereitete ihm ein Omelett.
Marianne war ein zierliches, nervöses Mädchen von der Karibikinsel Martinique.
Sie sprach nur wenig Englisch und hatte panische Angst, nach Hause zurückgeschickt zu werden, was sie außerordentlich gefügig machte. Sie war hübsch, und Berrington vermutete, wenn er sie anwiese, ihm einen zu blasen, würde sie annehmen, das gehöre zu ihren Pflichten als Universitätsangestellte. Er tat das natürlich nicht; mit einer Hausangestellten zu schlafen war nicht sein Stil.
Er duschte, rasierte sich und kleidete sich in einen respekteinflößenden dunkelgrauen Anzug mit kaum merklichen Nadelstreifen, ein weißes Hemd und einen schwarzen Binder mit winzigen roten Tupfen. Seine goldenen Manschettenknöpfe trugen sein Monogramm. Er steckte ein feines, weißes
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