Der Druiden-Schatz
am Klang der Stimme heraus, um welche Gefühle es sich handelte.
Und Guywano schrie einige Worte dazwischen. Er unterbrach damit stets ihren Dialog.
Gnade kannte er nicht.
Dann war es soweit. Die Wolke senkte sich auf die Druidin nieder, die einmal Königin gewesen war. Sie war ein wenig zerflattert und dünner geworden, so daß es mir gelang, durch sie zu schauen. Hinter ihr sah ich das Gesicht des alten Druiden wie durch einen Vorhangschleier. Es kam mir verzerrt vor, war zu einer grünlich schimmernden, grinsenden Fratze geworden, in der Hohn und Vernichtungswille standen. Die Berührung der Wolke beendete das Leben der Frau. Ich hörte ihren Schrei.
Durch Mark und Bein ging er. Die Wolke hielt Chilea völlig bedeckt. Der Körper bewegte sich so, als würde er von heftigen Stromstößen durchgepeitscht. Er wältzte sich von einer Seite auf die andere, drückte sich manchmal in die Höhe, um im nächsten Moment wieder zurückzufallen.
Es war ein schrecklicher Todeskampf, den Chilea letztendlich verlor. Als die dunkle Wolke allmählich zur Seite wehte, lag ein erstarrter Körper auf dem Boden.
Guywano hatte sein Ziel erreicht.
Ich hockte hinter dem Farnkraut und spürte die Kälte auf dem Rücken. Es war ein Gefühl der Angst, denn in diesem Reich war ich der Fremdling, den es zu vernichten galt, wenn man ihn entdeckte. Und so lauerte ich.
Der alte Druide, den ich als Mörder erlebt hatte, stieß einen lauten Ruf aus. Erhallte gegen den düsteren Himmel und verklang irgendwo im Druidenland.
War das das Ende?
Damit rechnete ich, aber Teil zwei der Beerdigung mußte noch folgen. Zunächst einmal verschwand die Wolke. Der Druide holte sie zu sich, und als sie zwischen seinen Händen ihren Platz gefunden hatte, verging sie im selben Augenblick.
Nun wandte er sich Chilea zu.
Er selbst übernahm diesen Teil, bückte sich und hob die Tote an, als wäre sie leicht wie eine Feder. Seine Diener schufen respektvoll Platz, damit er mit seiner Last auf die Truhe zugehen konnte. Der Deckel war gekippt. Noch immer funkelte und glänzte das Geschmeide in all seiner Pracht. Chilea hatte es so geliebt, nun konnte sie es mit in ihr Grab nehmen.
Die Leiche fiel nach unten.
Ich zuckte zusammen, als ich den Laut hörte, der beim Aufprall des Körpers entstand. Ein Bein wurde noch nach vorn geschlagen und hing im Kniegelenk über. Es pendelte, und der Fuß schlug mit der Hacke gegen die Außenwand der Kiste.
Guywano hob ihn an. Er knickte das Bein, und auch das andere und preßte den Körper gewaltsam in die Truhe.
Dann schloß er den Deckel. Mit einem dumpfen Laut fiel er auf das Unterteil. Für mich hatte das Geräusch etwas Endgültiges an sich. Dennoch sollte ich mich getäuscht haben, die Beerdigung war noch nicht beendet.
Zunächst nahm alles seinen normalen Gang. Guywano, der mächtige Druide, strich mit beiden Händen über die Truhe. Er versiegelte sie auf gewisse Art und Weise. Dann gab er seinen Dienern den Befehl, diesen seltsamen Sarg anzuheben und in die Grube hinabzulassen. Das taten sie auch.
Vier Männer packten die schwere Kiste, die in der Erde verschwand. Niemand sprach dabei, ich vernahm dennoch seltsame Laute. Sie klangen dumpf, erinnerten mich an jemand, der schreien wollte, es aber nicht konnte, weil ein Handrücken vor seine Lippen gepreßt wurde und diese Schreie zum Großteil unterdrückte.
Aus der Truhe waren sie geklungen…
Mir rann es kalt den Rücken hinab, denn ich glaubte jetzt daran, daß Chilea noch nicht tot gewesen war. Man hatte die Druiden-Königin lebendig begraben.
Eine grausame Strafe. Für mich konnte es keine schlimmere geben. Die Truhe verschwand, und die Diener des Druiden begaben sich daran, die Öffnung mit den bloßen Händen zuzuschaufeln. Alle arbeiteten mit, nur Guywano nicht.
Er stand wie ein König ein paar Schritte vom Grab entfernt und schaute zu.
Dabei glitt sein Blick auch zu mir herüber.
So rasch es ging, tauchte ich unter. Ich hatte das Gefühl, dennoch von ihm gesehen worden zu sein und wartete zitternd darauf und mein Kreuz hart umklammernd, was geschah.
Nichts passierte.
Guywano schien mich übersehen zu haben, so daß ich es riskierte und den Kopf vorsichtig wieder anhob.
Die Diener des Druiden hatten zügig gearbeitet und das Grab fast schon wieder zugeschaufelt. Nur noch wenig Erde mußten sie aufnehmen. Sie arbeiteten weiterhin mit den bloßen Händen. Bei mir war das beklemmende Gefühl der Angst allmählich gewichen. Dieser Druide Guywano,
Weitere Kostenlose Bücher