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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegen 21 Uhr ins Hotel Fortuna in der Nathan Road. Hinter dem Fortuna beginnt das Gewirr der alten Chinesenstadt. Ein Rikschafahrer holt Sie ab. Was dann mit Ihnen passiert, weiß keiner, auch ich nicht. Ich gestehe, unser Beschattungsdienst wird Schwierigkeiten haben, Ihnen auf der Spur zu bleiben.
    Es kann also durchaus sein, daß wir Sie aus den Augen verlieren und Sie völlig ohne Schutz sind. Das ist Ihr Risiko, wenn Sie Yang Lan-hua privat sprechen wollen. Zwischen den Dschunken von Yau Ma Tei hilft Ihnen ohnehin keiner, da kommt auch ein Polizeiboot nicht durch. Außerdem haben die ›Wasserleute‹ ihre eigenen Gesetze. Uralt und grausam, aber wirksam! So sind zum Beispiel Diebstähle zwischen den Dschunkenbewohnern fast unbekannt – wehe dem, der dabei erwischt wird! Wir haben Diebe aus dem Taifunhafen gefischt, denen die Finger der rechten Hand nicht abgehackt, sondern abgebrannt worden waren! Anschließend hatte man die Männer mit einer Seidenschnur erdrosselt. Bei solchen Aktionen in der Schwimmenden Stadt bleibt uns Polizisten nur noch übrig, einen unbekannten Toten mehr zu registrieren. Völlig sinnlos, da Nachforschungen anzustellen!«
    »Mir scheint, Sie tun alles, mich von einem Besuch in Yau Ma Tei abzuhalten«, sagte Dr. Merker säuerlich.
    »Im Gegenteil, ich will, daß Sie Yang treffen.«
    »Das ist doch nicht uneigennützig?!« Merker sah Ting Tse-tung mit geneigtem Kopf an. »Sie verkuppeln doch nicht als reiner Menschenfreund!«
    »Nein!« Ting wurde ernst. »Ich denke an den Tod von Yangs Geliebtem. Als erfahrener Bauingenieur und Architekt fällt man nicht so einfach von einem Hochhausneubau. Auch Yang ist dieser Ansicht. Ehrlich: Ich verspreche mir etwas davon, wenn Sie mit Yang bekannt werden …«
    »Und die Polizei diese Bekanntschaft ganz diskret unters Volk bringt. Ting, Sie haben mich schon einmal als Lockvogel benutzt – das hier geht mir zu weit! Ich bin doch kein Köderwurm an der Polizeiangel!«
    »Sie sind so unkompliziert und dem Hongkong-Leben gegenüber so herrlich naiv, daß Sie sich geradezu anbieten.«
    »Danke! Ich bin für Sie also ein nützlicher Idiot?!«
    »Idiot möchte ich nicht stehenlassen. Nützlich – ja!«
    Ting schwieg. Die Anzüge Dr. Merkers wurden abgeholt zur weiteren Laboruntersuchung. Der Radiorecorder ging zur Beschallung mit. Man wußte ja nicht, ob die Anzüge noch weitere Überraschungen enthielten. Als Ting dann weitersprach, klang es in dem plötzlich stillen Zimmer, als brülle er.
    »Unser unsichtbarer Partner war also immer dabei, als Sie bei McLindlay die rauschende Festnacht verlebten. Er hat alles mitgehört, was Sie und Ihre Umgebung redeten. Über was haben Sie sich unterhalten? Und mit wem?«
    »O Himmel, wie soll ich das noch wissen? Ich habe mit vielen über vieles gesprochen.«
    »Auch über unseren Fall, die unbekannte Mörderin?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Sie glauben, Flitz! Könnte es aber möglich sein?«
    »Kaum. Das war kein Thema in dieser Gesellschaft.«
    »Da haben Sie wieder recht. Wann werden Sie Betty Harpers oder McLindlay wiedersehen?«
    »Wann ich will. Ein Anruf, und der Rolls-Royce holt mich ab.« Dr. Merker stieß sich von der Wand, an die er sich gelehnt hatte, ab. »Übrigens haben Sie sich geirrt, Ting.«
    »Wobei?«
    »Ich wurde doch überwacht. Denken Sie an das Auto, das mich verfolgte, als ich abends bei Ihnen war.«
    »Das war die letzte Beschattung. Seitdem hat man Sie in Ruhe gelassen. Das wird anders werden, wenn sie merken, daß die Mikrofone ausgefallen sind. Dann spielen wir das schöne Spiel: Wer beobachtet wen? Zumindest über Ihre Beobachter werden wir dann mehr erfahren.«
    »Und Sie glauben, ich überlebe Ihre geniale Strategie?«
    »Ihr Humor ist wohltuend, Flitz.« Ting Tse-tung legte den Arm um Dr. Merkers Schulter. »Man wird Sie nicht antasten. Nach dem, was wir als Gerücht ausgestreut haben, sind Sie für die andere Seite viel zu wertvoll. Was werden Sie jetzt bis 21 Uhr tun?«
    »Mit meiner Pistole üben … ungeladen. Schnelles Schießen ohne zu zielen, nur nach Augenmaß.«
    »Sie werden im Ernstfall immer der Langsamere sein, Flitz. Denken Sie sich lieber etwas Schönes für Yang aus. Keine Blumen … das ist phantasielos. Auch keine Pralinen … schadet der Figur.« Ting schüttelte den Kopf. »Nicht auszudenken, wenn Sie mit Ihrem neuen Anzug zu Yang gegangen wären. Dann hätte man herausbekommen, wo sie wohnt.«
    »Das weiß keiner?«
    »Nein! Beim ›Seevolk‹ von Yau Ma

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