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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gefunden.«
    »Sie sind verrückt nach Yang, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Lügen Sie nicht. Jeder Mann ist verrückt nach ihr.«
    »Aber ohne Chancen, wie ich gehört habe. Vor allem ein Weißer …«
    »Sie kennen die Geschichte von ihrem Geliebten, dem Architekten?«
    »McLindlay hat sie mir erzählt.«
    »Das ist pikant! McLindlay erzählt sie!« Ting drehte den Fernseher an. Noch war die Werbesendung dran, mit westlicher Musik unterlegt. »Der rätselhafte Tod ihres Geliebten hat sie verschlossen wie eine Auster gemacht.«
    »Tod? Von einem Tod ist nichts erzählt worden«, sagte Dr. Merker. Er wischte sich betroffen über das Gesicht. »Ich muß berichtigen, Ting … nicht McLindlay hat mir von Yang erzählt, sondern Betty Harpers. Kein Ton, daß der Geliebte von Yang gestorben ist.«
    »Er wurde umgebracht!« Ting sagte es ganz ruhig, es war ja sein Metier, mit Toten umzugehen. »Er starb standesgemäß: Als Architekt stürzte er vom Rohbau eines neununddreißig Stockwerke hohen Wolkenkratzers. Berufsunfall … Nur ein Vorarbeiter war bei ihm, und der schwor alle Eide, daß dem Herrn Architekten plötzlich schwindlig geworden sei. Er habe noch zugreifen wollen, aber da sei der Arme schon durch die Luft gesegelt.« Ting hob die Schultern. »Was will man da machen, Flitz?«
    »Und wenn es wirklich ein Betriebsunfall war?«
    »Glauben Sie daran, nachdem James McLindlay von Yang eine Ohrfeige bekommen hatte? McLindlay bot ihr eine weiße Hochsee-Motorjacht an, mit zehn Mann Besatzung, als ständigen Wohnsitz … und sie spuckte ihm ins Gesicht. Drei Tage später segelte ihr Geliebter vom Hochhaus …«
    »Sie trauen McLindlay zu, daß er …«, fragte Merker entsetzt.
    Ting winkte ab. »Ich habe nur Gedanken laut ausgesprochen, Flitz. Unter guten Freunden. Offiziell gibt es überhaupt keinen Verdacht, nicht den geringsten Zweifel an McLindlays Integrität. Seine Milliarden machen ihn unangreifbar.«
    Dr. Merker starrte auf den Bildschirm. Eine Schrifttafel zeigte die Musik-Show an. Von flimmernden Sternen umgeben leuchtete der Name Yang Lan-hua.
    »Jetzt kommt sie!« sagte er, heiser vor Erregung.
    »Ja, jetzt kommt sie.« Ting beugte sich zu Merker vor. »Wollen Sie Yang kennenlernen?«
    Merker zuckte hoch. »Ting! Das werfen Sie einfach so hin? Das können Sie möglich machen …?«
    »Ich kann in einem bestimmten Rahmen in Hongkong alles.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Sie lebt jetzt in der Schwimmenden Stadt von Yau Ma Tei. Auf einer der Dschunken, die dort zu Tausenden ein Lebensreich für sich gebildet haben.«
    »Da wird man mich nie hineinlassen.«
    »Wenn Yang Sie als Gast auf ihre Dschunke bringen läßt, wird man übersehen, daß Sie kein Chinese sind.«
    »Sie erzählen Märchen, Ting …«
    Ting lächelte und breitete beide Arme zu dem Fernseher aus. »Da ist es – das Märchen. Psst – ich schweige ja! Ich störe Ihren Herzschlag nicht mehr! Aber wenn Sie wollen, werden Sie übermorgen durch die Schwimmende Stadt gerudert …«
    Auf dem Bildschirm erschien Yang Lan-hua. Es war Dr. Merker, als lächle sie nur ihn an. So blöd kann ein Mann sein …
    Ting Tse-tung hatte nicht zuviel versprochen, er hielt sein Wort. Schon am nächsten Morgen rief er im Queen Elizabeth Hospital an und erwischte Merker im Keller bei seinen Versuchstieren. Er untersuchte gerade mit Viren infizierte Ratten, und Ting mußte warten, bis Merker sich aus seiner Schutzkleidung geschält und mit einem Sterilmittel gewaschen hatte.
    »Hat man aufgrund Ihres dummen Gerüchtes endlich die Polizei in die Luft gesprengt?« fragte Merker sarkastisch. »Oder konnten Sie die Bombe entschärfen?«
    »Sie tickt noch, mein lieber Flitz«, antwortete Ting fröhlich, »und Sie sitzen drauf! Morgen um 21 Uhr werden Sie von einer Rikscha abgeholt, in die Chinesenstadt gefahren, dort umgeladen und zu den Dschunken von Yau Ma Tei gerudert. Yang empfängt Sie …«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, Ting!« rief Merker entgeistert.
    »Dazu sind Sie mir zu schwer. Gewöhnen Sie sich daran, daß Ting sein Wort immer einlöst. Ich habe mit Yang gesprochen. Und was soll ich Ihnen sagen: Sie erinnert sich an Sie! Bei ihrem Auftritt in der Festung von McLindlay saßen und standen Sie immer neben Betty Harpers. Stimmt's?«
    »Ja.«
    »Nun bekommen Sie vor Wonne bloß keinen Infarkt! Sie fielen Yang nicht durch Schönheit, sondern durch Ihre Ungelenkheit auf, sich in solchen Kreisen zu bewegen. Außerdem behauptet sie, Sie hätten schöne Augen. Das hat mich

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