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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein paar Worte in einem chinesischen Dialekt zu Yang Lan-hua, eine Mitteilung, die sie mit unbewegtem Gesicht entgegennahm, und erklärte dann auf englisch, warum es unmöglich gewesen sei, die elektrischen Geräte mitzunehmen. Dr. Merker wurde sehr nachdenklich.
    »Wenn es möglich ist, Minisender in meine Geräte einzubauen, dann muß im Hospital jemand mit unseren unbekannten Gegnern zusammenarbeiten«, sagte er.
    »Oder es ist jemand, der ungehindert zu dir kommen kann.« Yang gab Ling einen Wink. Unter tiefen Verneigungen verließ er das Zimmer.
    »Ich habe nie Besuch im Zimmer empfangen. Mit Ausnahme von Kommissar Ting Tse-tung.«
    »Da haben wir schon einen!«
    »Das ist lächerlich.«
    »Natürlich. Denk ganz scharf nach: Wer war noch bei dir im Zimmer?«
    »Der Chefarzt! Der Erste und Zweite Oberarzt … alles Engländer. Sie scheiden aus.«
    »Warum?«
    »Yang, du glaubst doch wohl nicht, daß …«
    »Warum nicht?« Sie setzte sich auf einen der eingenähten Koffer und schloß die Augen bis auf einen Schlitz. »Sei nicht so hochmütig, Liebling, und behaupte, ein Weißer sei nicht bestechlich! Bei der tödlichen Aktion, die hier durchgezogen wird, spielt Geld keine Rolle. Geld ist sogar das Unwichtigste … aber nicht bei denen, die die Kleinarbeit leisten. Stell dir vor, man bietet dem Zweiten Oberarzt bare 10.000 Dollar für einen einzigen Dienst: In deinem Radio einen Sender unterzubringen. Ist das nicht einfach verdientes Geld? Auch ein Arzt kann 10.000 Dollar nebenbei gut gebrauchen.«
    »Das ist absurd. Ich kenne meine Kollegen im Hospital zu gut.«
    »Auch du kannst einem Menschen ins Gesicht sehen … nicht hinter die Stirn! Wer war noch bei dir?«
    »Niemand.«
    »Nicht eine Frau?«
    »Nein!«
    »Eine Krankenschwester …«
    »Die hatten natürlich immer Gelegenheit, ins Zimmer zu kommen.«
    »Aha! Und es waren Chinesinnen?«
    »Meistenteils.«
    »Siehst du, wie groß der Kreis jetzt schon ist? Denk weiter nach, Schatz.«
    »Zweimal war Dr. Wang An-tse bei mir zu Besuch.«
    »Auch ein Chinese.«
    »Wang kommt auf keinen Fall in Betracht. Er hat für die Polizei viele Obduktionen gemacht, er ist ein guter Arzt, ein ehrgeiziger Wissenschaftler, er hat mir am Anfang viel geholfen … nur suchte er am verkehrten Ende. Künstlerpech! Wang scheidet aus!«
    »Du darfst jedenfalls nie wieder an Land!« sagte Yang. »Nicht offiziell und nicht eher, als bis wir unsere Gegner erkannt haben und uns vor ihnen schützen können.«
    »Das gilt auch für dich!« sagte Dr. Merker hart. »Auch du bleibst jetzt auf der Dschunke.«
    Sie lächelte unergründlich, nickte leicht, ging dann zu dem Lager mit den Seidenkissen und der Seidendecke und zog sich aus. »Morgen ist wieder ein schwerer Tag. Wir sollten schlafen.«
    »Ich mache mir Sorgen um Mei Ta-kung.«
    »Nicht nötig, mein Schatz.« Sie lag in betörender Nacktheit in den Kissen und dehnte und reckte sich wie eine Katze. »Mei ist am sichersten. Ihn kennt an Land niemand. Und im Bordell von Madame Yo herrscht eine strenge Ordnung. Dort können Mörder verkehren, aber gemordet wird woanders, nicht bei Madame! Schon bei den Alten Chinesen war das Hurenhaus so sicher wie der Tempel. In dieser Tradition lebt Madame Yo und genießt ihr hohes Ansehen.«
    »Ich habe Angst, daß Mei nach einigen Gläsern aus der Rolle fällt.«
    »Nicht dort, Fritz.« Sie winkte ihm, und als er ans Bett trat, hielt sie seine Hand fest und küßte sie. »Mei sucht Rache für seine Tochter. Das ist eine heilige Aufgabe, die er nicht in Whisky ertränkt! Komm, ich bin so müde, und ich will dich fühlen …«
    Es war eine kurze Nacht, aber sie schliefen, ineinander verschlungen, so fest, daß sie Dr. Meis Rückkehr nicht hörten und auch nicht den gedämpften kurzen Paukenwirbel, mit dem er seinen ersten Erfolg feierte.
    In den nächsten drei Wochen wurden auf Transportsampans Holzbalken, Bretter, Bleche, Spanplatten, Leim, Farbe, sanitäre Installationen, Kupferrohre und eine Menge anderes Baumaterial zu Dr. Meis Dschunke gefahren. Ein kleines Heer von Arbeitern riß die alten Aufbauten ab und schuf nach Dr. Merkers Plänen ein völlig neues Oberdeck mit einem großen, hellen Untersuchungszimmer, einem Operationsraum, einem Bestrahlungszimmer, einem Büro und zehn Kabinen zur Einzelbehandlung, wobei unter Deck die ›Sprechstunde‹ weiterging und die Schlange der wartenden Kranken nie abriß, die jetzt statt Lebensmittel und Alkohol gute harte Dollars mitbrachten, damit ›ihr‹

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