Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
geistiger Energie und Gedanken ich in diesem Becken produzierte, obwohl es keinerlei Austausch mit der Außenwelt gab. Ja, ich konnte meinen Geist fast als eine Art Bildschirm vor mir sehen, auf den Gedanken und Bilder projiziert wurden. Und ich begann die Kraft meines eigenen Willens zu spüren, diese Projektionen irgendwie unter Kontrolle zu halten.
Drei Stunden lang war ich da drinnen. Und als ich wieder herausstieg, strömten all die Farben und Töne auf mich ein. Ich nahm sie wahr wie niemals zuvor, genoss ihren Reichtum und ihre Schönheit. Und ich registrierte, dass die Projektionen meines Bewusstseins, die mir im Tank so klar vor Augen gestanden hatten, auch außerhalb davon weiterprojiziert wurden. Aber außerhalb des Tanks fehlte die weiße Fläche, die Leere. Stattdessen legten sich meine Projektionen nun über alles, was meine Sinne gerade so aufnahmen. Damit wurde ein Stück weit vertuscht, dass ja ein großer Teil der Informationen, die ich über sie aufnahm, in Wirklichkeit aus mir selbst kam. Dies war eine äußerst hilfreiche Erkenntnis, die mir in meinem weiteren Leben sehr nützlich sein sollte.
Ich begeisterte mich für Alan Watts und, als Kind der 1960er, natürlich auch für Drogen. Watts stammte wie ich aus einem christlichen Umfeld, war sogar Chorknabe gewesen, bevor er sich dem Buddhismus zuwandte, und konnte daher christliche und buddhistische Mythologie zueinander in Beziehung setzen. Er warf auch Trips und ließ sich, wie ich, voll auf den Zeitgeist ein.
Wahrscheinlich ist ja jeder, den wir treffen, unser Guru und bringt uns was bei. Aber es ist schon, wie du sagst: Wenn ich an ein anderes Ufer will und danach noch mal ein anderes, dann wechsle ich das Boot, die Ruder und auch die Leute, mit denen ich zusammen bin. Apropos Boot: Ich liebe den Ausdruck trim tabbing , der das feine Austarieren der Steuerung durch Trimmflächen ( trim tabs ) bezeichnet und von Buckminster Fuller bekannt gemacht wurde. Riesige Hochseetanker benötigen nämlich riesengroße Ruder, um wenden zu können. Ingenieure entdeckten aber, dass es viel zu viel Energie kostet, diese riesigen Ruder zu drehen. Stattdessen erfanden sie die Trimmfläche, ein winziges Ruder, das an dem großen Ruder befestigt ist. Das kleine Ruder dreht nun das große, und das große Ruder wendet das Schiff.
Buckminster Fuller meinte nun, wir alle seien Trimmflächen. Und Veränderung der Gesellschaft bedeute, zu erkennen, dass man mit etwas Größerem verbunden ist. Gern stelle ich mir vor, dass wir zwei, du und ich, Trimmflächen sind und andere Leute dazu bewegen, ebenfalls Trimmflächen zu werden, um dieses große Schiff ein wenig in die Richtung zu drehen, in die wir gemeinsam steuern wollen.
3 Du bist wirklich echt uncool, Dude
JEFF: Die hippe Gegenkultur jeder Generation verfügt über Ausdrücke und Sprüche, die für mich poetische Weisheit besitzen: Wörter wie dig (checken, geil finden), groovy (cool, geil) oder grok (schnallen, kapieren). Ein anderer Ausdruck ist karass aus Kurt Vonneguts Katzenwiege (1985). Dein karass ist deine Lebensfamilie, die nicht unbedingt die biologische sein muss. Es können sogar Leute dazugehören, die du verabscheust, die sich aber dennoch überaus stark in deinem Umfeld bemerkbar machen.
Dig (checken, kapieren) ist mehr als understand (verstehen). Ich will gern checken, kapieren, wo ich bin und was ich mache, ich jamme gern mit mir selber. Wenn sich also Anspannung breitmacht, fällt mir das auf. Du willst dich aufregen? Kannst du machen; ja, sieh zu, wie stocksauer du werden kannst . An manchen Tagen erlaube ich mir, damit zu spielen und richtiggehend auszuflippen. Bei der Schauspielerei geht es darum, sich selbst auszutricksen, seine Phantasie so einzusetzen, dass sie alles umfasst. Dazu muss man aber nicht unbedingt Schauspieler sein; du kannst immer mit deinen Gefühlen tanzen.
Aber sogar Spielen und Jammen erfordern schließlich eine gewisse Übung, nicht wahr? Die Vorbereitung ist mir wirklich wichtig, vor allem wenn ich mich angespannt oder ängstlich fühle.
BERNIE: Üben ist ganz entscheidend, bevor man mit anderen Musikern jammt oder improvisiert. Doch sobald man mal losjammt, passiert etwas, auf das man sich nicht vorbereitet hat und sich auch nicht vorbereiten kann. Alles gerät in Bewegung, und auf einmal entsteht dabei ein neuer Song, ein neuer Riff, und man lässt sich von ihm davontragen, weil man eben jammt.
Und solche Dinge passieren auch im wirklichen
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