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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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Lamed-Waw Zaddikim. Sie sind einfach, bescheiden und so gut, dass Gott ihretwegen die Welt weiterbestehen lässt, statt sie zu zerstören. Aber weil ihr Leben so unauffällig ist, weiß niemand, wer sie sind. Es könnte der Pizzaausfahrer sein, der Kassierer in einem chinesischen Imbiss, der Fensterputzer oder die Frau, die uns in der Post Briefmarken verkauft.
    JEFF:   Du magst ja auch das Wort Mensch , ein deutsches Wort und zugleich der jiddische Begriff für einen grundanständigen, zutiefst humanen Menschen. Es gehört eine Menge dazu, ein solcher Mensch zu sein, aber der Betreffende weiß nicht, dass er etwas Besonderes ist, er lebt einfach nur sein Leben.
    Was aber heißt das nun? Mein Leben ist ja nicht einfach nur mein Leben: Alles, aber auch alles hat mich bis zu diesem Punkt gebracht; meine Eltern, die Eltern meiner Eltern, alle, die ihnen vorausgegangen sind, ebenso wie auch alles andere in meinem Leben.
    BERNIE:   Äonen von Karma, Jahrtrillionen von DNA, der Lauf des gesamten Universums – alles führt zu diesem Moment. Was tust du also? Du tust einfach. Ich glaube, dieser humane Mensch verheddert sich nicht in der Frage, wie er etwas oder was er überhaupt tun sollte.
    JEFF:   Und Der Dude packt das, oder im englischen Original: The Dude abides . Nach der offiziellen Definition des Merriam-Webster bedeutet das Verb to abide so viel wie geduldig auf etwas zu warten, etwas ohne Einwand hinzunehmen, beharrlich zu sein, und es dann auf diese Weise quasi zu »packen«. Das ist keine kleine Leistung, vor allem in einer Kultur, die so erfolgsbesessen, auf Sofortbefriedigung ausgerichtet und ungeduldig ist wie die unsere. Echtes Abiding, also Standhalten, geduldiges Hinnehmen, »Packen« ist eine spirituelle Gabe, die große Meisterschaft voraussetzt. Die Moral von der Geschichte ist dabei für mich: Sei freundlich. Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst. Du weißt nie, wann sich der Fremde, der dir auf der Straße begegnet, womöglich als verkappter Engel – oder aber als der Dude – entpuppt. »Wahrlich, ich sage euch: Was immer ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan«, sagt Jesus. Ob der Dude nun ein Lamed-Wawnik …
    BERNIE:   … oder ein Lamed-Lovnik …
    JEFF:   Ob er nun ein verkappter Engel oder nur ein herzensguter Loser ist, wir sollten ihn so behandeln, wie er uns behandelt: mit Respekt und Mitgefühl. Wir alle sollten jeden, der uns begegnet, als rechtschaffene Seele behandeln, um deretwillen die Welt standhält, überdauert, es »packt«. Das ist ganz Dude.
    BERNIE:   Gleichzeitig aber ist der Dude uns auch ziemlich ähnlich. Es gibt Sachen, die regen ihn auf, etwa wenn ihm jemand auf seinen Teppich pinkelt. Er hängt seinen Gedanken nach, schlägt sich mit Enttäuschungen rum, genau wie wir, doch er macht sie nicht zum Ausgangspunkt seines Handelns. Er handelt immer aus dem Moment heraus.
    JEFF:   Er zieht sein Ding durch, er ist sehr authentisch, aber das Chaos des Lebens wirft ihn immer wieder aus der Bahn. Heiter rudert er sein Boot dahin, doch ständig passiert etwas Neues, und er muss seinen Kurs korrigieren.
    BERNIE:   Weil es nirgendwo den perfekten Platz gibt. Eine der ersten Lehren Buddhas lautete, Leben sei Leiden. Damit meinte er aber nicht nur herzzerreißendes, schmerzliches, traumatisches Leid, sondern etwas noch Grundlegenderes. Es spielt keine Rolle, wie gut wir es haben oder dass wir im Grunde glücklich sind. Tag für Tag passieren Dinge, die uns unzufrieden machen oder enttäuschen.
    Und so beginnt der Film mit ein bisschen Leiden für den Dude, weil ihm jemand auf den Teppich gepinkelt hat, den Teppich, der das Zimmer erst richtig gemütlich gemacht hat. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er sein Boot nur heiter stromabwärts gerudert, seine Bäder genommen, seine White Russians getrunken, Walgesänge gehört und gebowlt. Aber jetzt ist etwas passiert, sodass er eine kleine Korrektur vornimmt und losgeht, um den reichen Lebowski zu treffen. Von diesem Punkt nimmt der Film einen erneuten Ausgang. Genau an dem Punkt, wo der Teppich ihn nicht mehr ärgert, taucht etwas Neues auf. Und als ihn auch das nicht mehr aufregt, gibt es wieder etwas anderes. Dauernd passiert etwas, und das Leiden verschlimmert sich. Weshalb? Weil der Dude jedes Mal erwartet, dass nun aber wirklich nichts mehr schiefgehen wird. Er ist wie wir alle, bildet sich ein, dass gleich um die Ecke irgendein perfekter Ort auf ihn

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