Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Leben. Ich kann so viel wie nur möglich planen und vorbereiten, doch dann spaziere ich die Straße hinunter, latsche auf eine Bananenschale, und jamme dann eben mit der.
JEFF: Das Leben liefert dir eben immer wieder Steilvorlagen, genau wie beim Dude. Oh, das hast du also auf die Reihe gekriegt? Hm, wie wär’s denn damit? Es bietet sie einfach an. Wenn du offen bist, ist das kein Problem. Nimm etwa Orson Welles. Haben wir vielleicht viele Filme produziert, die besser sind als Citizen Kane ? Wie alt war er, als er bei diesem Film Regie führte, fünfundzwanzig? Mann! Gregg Toland, der wunderbare Kameramann, drehte den Film, und Orson Welles wollte, dass Gregg Tolands Name neben seinem im Filmabspann erschien, weil Toland für die Endfertigung dieses Films so wichtig gewesen war. Toland empfand genauso gegenüber Welles. Er fand es toll, dass Welles so neu im Filmgeschäft war und noch so offen war. Welles hatte keinen Schimmer vom Filmemachen. Das Gleiche habe ich auch bei anderen Leuten festgestellt, die zum ersten Mal Regie führen. Der Jam-Faktor ist ungeheuer hoch; sie wissen noch nicht, was sie nicht dürfen, was gar nicht geht.
Interessant ist es auch, zu sehen, wie verschiedene Leute, einschließlich meiner selbst, auf Druck reagieren. Den Druck, der auf Regisseuren lastet, kann man sich vorstellen. Sie haben nur eine begrenzte Zeit und ein begrenztes Budget, um einen Film zu verwirklichen, und jeden Tag eine Unmenge um die Ohren. Wie soll ich das bloß schaffen? Ich hab das doch noch nie gemacht . Ständig tauchen neue Probleme auf, die sie immer mehr stressen.
Bei einem meiner Film sagte ich schon ganz zu Anfang, als ich das Drehbuch las: »Irgendwas stimmt nicht bei dieser letzten Szene, die für meine Figur die Hauptszene ist.« Die Regisseurin und die Drehbuchautoren pflichteten mir bei und meinten, man werde das im Laufe der Dreharbeiten gemeinsam korrigieren. Doch der Dreh schritt voran, ohne dass dafür je Zeit blieb. Wenn man einen Film dreht, ist das wie beim Selektieren von Kriegsverletzten: Man muss tun, was gerade ansteht, und ein Problem folgt aufs nächste. Dennoch sprach ich die Regisseurin immer wieder darauf an.
Während wir uns zunehmend dem Dreh der bewussten Szene am Filmende näherten, wehrte sie nur noch ab, wenn ich an sie herantrat, als wolle sie mir sagen: »Halt deine verdammte Klappe, Donny!« Sie hatte einen herrlichen Humor, nannte mich Fürst der Ideen. Aber mich deprimierte das. Wie sollte ich bloß damit umgehen?
Ein Teil des Problems besteht darin, sich zu kümmern. Einerseits will man sich ja kümmern, doch wenn das Ziel zu eng gesteckt ist, kann einem die Kümmerei auch im Weg stehen. Häufig schreibe ich das Wort ziellos in meine Drehbücher, um mich daran zu erinnern, mein Ziel nicht so eng zu fassen, dass ich es womöglich verfehle. Es ist ein bisschen wie beim Meisterbowler, der am Ende nicht mal mehr seinen Ball loslassen konnte.
Ich wurde also immer verkrampfter, und sie hob jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeikam, abwehrend die Hand. Es waren nur noch ein paar Tage bis zum Dreh der Szene, und ich konnte nicht mehr schlafen. Ich wachte mitten in der Nacht auf und sagte mir schließlich: »Jetzt reicht’s aber, nun komm, hör auf damit. Du versuchst, Orangensaft aus Äpfeln zu pressen; überleg dir, was zu tun ist.« Und da kam ich auf die Idee, andere um Hilfe zu bitten.
Mit dem Kameramann, dem Produzenten und dem technischen Berater verstand ich mich gut. Ich trat an sie heran und sagte: »Lasst mich doch mit euch zusammenarbeiten und der Regisseurin dabei helfen, den bestmöglichen Film zu machen.« Und genau das taten sie; sie wurden zu meiner virtuellen Regisseurin. Am Ende war die Szene zwar noch immer nicht perfekt, aber sie war besser geworden. Statt sie also perfekt zu machen, machte ich sie brauchbar, allerdings erst, nachdem ich besoffen, unter Druck und so sehr von der Rolle war, dass ich nicht mehr schlief. Und dabei ging es nur um Nebensächlichkeiten. Wenn es aber um die wirklich wichtigen Dinge geht, kann es einen erdrücken. Es ist so ähnlich wie das, was der Fremde im Big Lebowski sagt: »Es gibt Tage, da verspeist du den Bären, und Tage, da wirst du eben vom Bären verspeist.« Alles wird irgendwie völlig irre, nicht wahr? Und was machst du dann? Du registrierst: Oh ja, so also verhalte ich mich in solchen Situationen. Interessant. Aber will ich das auch? Ist es die beste Art, das hier zu überstehen? Vielleicht sollte ich ja einfach nur
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