Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
Vom Netzwerk:
wartet, wo alles okay sein wird; er muss nur um diese Ecke biegen. Und dann geschieht wieder etwas, und dann noch mal etwas anderes.
    Aber der Dude ist ja geduldig und »packt« so was, und deshalb braucht er nicht allzu lange, um sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Anders als sein Kegel-Kumpel Walter. Walter spielt Dudes großartigen Gegenpart: So läuft das nicht, Mann . Er ist wie der ganze Rest von uns. Jemand hat gerade erfahren, dass er Krebs hat, dass seine Frau ihn wegen eines anderen verlassen oder dass er seinen Job verloren hat. Ständig passiert Unerwartetes, also das, was der Buddha meinte, als er von Leiden sprach. Und was sagen wir? So läuft das nicht, Mann . Aber so ist das Leben, permanenter Wechsel, ständiges Auf und Ab. Und wie der Dude müssen wir es irgendwie packen. Walter jedoch kann nicht akzeptieren, dass das Leben so ist. Und deshalb leidet er weiter.
    JEFF:   Ich liebe die Szene, wo der Dude gegenüber Walter völlig ausrastet: »Krieg dich endlich wieder ein!«
    Und Walter antwortet: »Ruhiger als du.«
    »Walter, krieg dich jetzt endlich wieder ein.«
    »Ruhiger als du.«
    Die Leute halten den Dude für so unerschütterlich und gelassen, aber in der Szene ist er wirklich nervös. Und in der Tat handelt der gesamte Film von diesem lockeren, relaxten Typen, den das Leben ganz schön aus der Fassung bringt. Aber das ist ihm nicht etwa peinlich. Er versucht nicht, irgendeiner Rolle gerecht zu werden, er ist immer der Dude.   
    Das kann ich gut nachvollziehen, weil ich wirklich auf Ruhe und Wohlbehagen stehe. Und ein Teil unseres Wohlgefühls beruht darauf, dass wir die Erwartungen erfüllen, die andere in uns setzen. Viele Leute denken zum Beispiel, dass ich dieses Rollenbild verkörpere, dass ich der Dude bin. Aber das stimmt natürlich nicht. Ich habe zwar was vom Dude in mir, aber ich bin mehr und anders als er. Ich kann angespannt und nervös sein, und anders als der Dude fühle ich mich nicht immer wohl dabei, anderen diese Risse in meiner Persönlichkeit zu zeigen.
    Ich gebe dir ein Beispiel. In mehreren Filmen hat Thomas Nellen mich frisiert und geschminkt. Er ist ein wunderbarer Typ, ein Schweizer, überaus akribisch, ein großer Künstler, und während ich geschminkt werde, reden wir gern und tauschen uns aus. Zu seinen Aufgaben gehört es, meinem Aussehen im Film Stetigkeit und Stimmigkeit zu verleihen. Beispielsweise muss mein Haar für jede Szene richtig aussehen. Wenn es also für die Figur, die ich spiele, auf eine bestimmte Weise geschnitten ist und diese Figur altert, dann muss auch das Haar altern. Wird die Figur im Film aber nicht älter, dann darf sich auch das Haar nicht verändern, obwohl sich die Dreharbeiten vielleicht über Monate hinziehen. Und vergiss nicht, die ganze Zeit über wird niemals in der späteren Reihenfolge der Szenen gedreht, das Haar muss also für jede einzelne der an diesem Tag gefilmten Szenen stimmen. Thomas’ Aufgabe ist es, auf all diese kleinen Details zu achten. Winzige Details – vor allem darum geht es beim Filmemachen. Es ist so ähnlich wie bei einem Zauberkunststück. Wenn man eine Illusion erzeugt, will das Publikum nicht wissen, wie man es macht. Wenn einer eine falsche Nase trägt, willst du nicht die Ansatzlinie zwischen der echten und der falschen Nase erkennen, du willst, dass alles echt wirkt, und deswegen muss alles stimmen. Gibt es auch nur die kleinste Abweichung, verfängt der Zauber nicht mehr, und das Publikum steigt aus.
    Am Ende eines besonders stressigen Tages will Thomas mir also die Haare ein bisschen stutzen. Ist ja auch seine Aufgabe, nicht wahr? Und er ist sehr respektvoll. »Wann willst du dir denn die Haare schneiden lassen, Jeff? Sie werden immer länger.«
    Aber ich habe da diesen Tic mit meinen Haaren, der bis in meine Kindheit zurückreicht, wo es mich beim Haareschneiden immer verrückt machte, wenn mir diese abgeschnittenen Haare unters Hemd rutschten. Ich kriegte sie nie wieder weg. Und man fühlt sich ja auch ein bisschen wie Samson: Man lässt sich die Haare schneiden und verliert seine Kraft. Oder es ist wie bei diesen abergläubischen Anwandlungen beim Sport, wenn jemand meint: »Hey, willst du nicht mal diese Socken waschen?« Und du sagst: »Nein, das sind meine Glückssocken, lass sie in Ruhe.« Und er sagt: »Aach, komm schon, wasch deine Socken. Was macht das denn schon aus?« Und du regst dich auf: »Lass meine Socken in Ruhe, Mann!«
    All das schwingt irgendwie mit. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher