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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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Schauspieler auch ein Innenleben hat, dem der Maskenbildner nicht im Weg stehen sollte? Man kann die Sache noch so aufblasen und sich nach Kräften verteidigen, aber eigentlich will man damit nur die Befangenheit und Verlegenheit verdrängen, nicht wahr? Bei Thomas löste ich das Ganze, indem ich einfach ich war und nicht irgendwas zu erfüllen versuchte.
    Dem Dude aber ist sein Unbehagen nicht peinlich. Er ist authentisch, und er und Walter jammen miteinander. Er kann richtig sauer werden auf Walter, aber er mag ihn trotzdem. Ich liebe diese Szene, wo sie sich am Ende umarmen, der Dude völlig mit Donnys Asche überstäubt, seine Sonnenbrille mit einer dicken Ascheschicht überzogen.
    BERNIE:   Außerdem mag ich am Dude, dass er nie »eine Ratte in die Ecke treibt«. Kennst du den Ausdruck? Wenn Leute Dinge tun, die uns nicht passen, stellen wir ihnen manchmal eine Falle, um ihnen zu zeigen, wie falsch sie liegen oder wie böse sie sind. Es ist, als lockte man eine Ratte in eine Falle. Wenn man eine Ratte in eine Ecke treibt, die ihr keinen Ausweg mehr bietet, dann greift sie an. Den Dude wirst du niemals bei so was erwischen. Er kann zwar durchaus selbstherrlich sein, aber er lässt dem anderen immer einen Ausweg. Walter dagegen versucht ständig, die Ratte zu fangen, und drängt dabei Leute in Situationen, in denen sie dann zurückschlagen müssen.
    JEFF:   Wir müssen Auswege lassen. Heißt es nicht im Zen, dass man sich auslöschen soll? Ich meine, nicht buchstäblich, aber dass man sein Ego, seine Identität auslöschen soll. Ist das nicht der Ausweg im Zen?
    BERNIE:   Viele der alten Zen-Meister redeten so. Um erleuchtet zu werden, die Einheit des Lebens zu erfahren, so glaubten sie, müsse man Körper und Geist aufgeben. Aber es gibt einen leichteren Ausweg, und der besteht in der Erkenntnis: Oh, das ist vielleicht deine Meinung , und genau das sagt der Dude im Film: »Das ist deine Meinung, Mann.« Wenn du das sagst, gibt es immer einen Ausweg. Wenn wir bestimmte Dinge als die Wahrheit betrachten, dann werden wir für sie kämpfen und töten, aber es fällt schwer, sich wegen einer bloßen Meinung zu streiten.
    JEFF:   Meinungen kann man respektieren. Ihr habt beide dasselbe Ding laufen, nur hast du deine Version davon und der andere seine.
    BERNIE:   Eine der berühmtesten Zen-Gestalten Chinas kennt man unter dem Namen Huineng, Sechster Patriarch. Huineng war zunächst ein Bauernjunge, der nicht lesen und schreiben konnte und Holz sammelte, um seine Mutter und sich selbst zu ernähren. Eines Tages geht er auf den Markt, um sein Holz zu verkaufen, und hört einen Mönch eine Zeile aus dem Diamant-Sutra rezitieren: »Nirgends verweilend, erwecke den Geist.« Wenn du nirgends verweilen kannst, erweckst du den Geist des Mitgefühls. Da haben wir also diesen Burschen, der vom Buddhismus keinen Schimmer hat, einen Holzsammler, aber als er diesen Vers hört, erlebt er eine tiefe Erleuchtung.
    JEFF:   Wusste er denn, was die Worte bedeuteten?
    BERNIE:   Nein. Erleuchtung geschieht nicht, weil man ein paar Worte versteht. Man könnte sagen, dass die Worte die Verwandlung auslösten, aber im Grunde war es sein ganzes Leben, das ihn in die Bereitschaft versetzte, einen Vers zu hören und dabei eine tiefe Erleuchtung zu erfahren.
    Also fragte er den Mönch, wo er dies gehört habe, und der Mönch sagte, oben im Norden gäbe es ein Kloster, in dem solche Dinge gelehrt würden. Er wandert nach Norden, und der Kloster-Abt fragt ihn: »Was willst du hier? Du kommst aus dem Süden.« Zu jener Zeit betrachteten die Nordchinesen die Südchinesen als minderwertig. Der Geschichte zufolge antwortete Huineng: »Was den Weg betrifft, gibt es keinen Unterschied zwischen Norden und Süden.« Das wahre Wesen des Weges, des Lebens, besteht darin, dass alles eins ist. Es gibt keine Unterschiede.
    Wie sich herausstellte, stand der Abt im Begriff, sich zur Ruhe zu setzen, und suchte einen Nachfolger. Es war ein großes Kloster mit Mönchen, von denen einige seit zwanzig, dreißig Jahren praktizierten. Und natürlich glaubten alle, dass einer von ihnen die Führung übernehmen werde. Doch Huinengs Antwort genügte dem Abt, um seinen Nachfolger in ihm zu erkennen. Dennoch schickte er ihn, anstatt ihn ins Kloster aufzunehmen, zum Arbeiten in die Reismühle.
    Eines Nachts ging der Abt zur Reismühle und erzählte Huineng, dass er ihn zu seinem Nachfolger machen wollte, dem nächsten in der Nachfolgelinie der Zen-Meister.

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