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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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kommt, können wir ja auch immer dazulernen, nicht wahr? Nehmen wir an, eine Person betrinkt sich. Sie wacht mit einem Kater auf und denkt: Oh je, das war wohl keine so gute Idee . Sie lernt etwas dazu.
    BERNIE:   Es sei denn, sie säuft gerne bis zur Bewusstlosigkeit und will das Ganze immer wieder machen. Hängt sie auch weiter an dieser Art von Triebbefriedigung, dann kann nichts Neues ans Tageslicht kommen, da sie nun mal darauf fixiert ist und versuchen wird, es wieder zu tun.
    Die andere Möglichkeit wäre, dass eine junge Frau morgens aufwacht und denkt: Unfassbar, was ich da gemacht habe, wie verkorkst bin ich eigentlich? Wenn sie sich allerdings zwanghaft in die Sache hineinsteigert, kommt auch sie nicht weiter. Ob so oder so, sie muss loslassen, nur so wird sie ihr Leiden verringern können. Irgendwelchen Erwartungen, die sie womöglich an sich stellt, wird sie das zwar nicht näherbringen, doch im Großen und Ganzen wird sie sich in eine Richtung bewegen, wo sie weniger leidet. Das ist nur meine Meinung, aber auch eine treibende Kraft für meine Praxis.
    JEFF:   In den Vier Edlen Wahrheiten 17 sagt Shakyamuni Buddha, das Leben sei Dukkha , Leiden. Verrät er auch, ob es eine Möglichkeit gibt, sich gänzlich vom Leiden zu befreien?
    BERNIE:   Er hat gesagt, es gebe einen Grund für das Leiden und daher auch einen Weg aus ihm heraus, der in der Letzten der Vier Edlen Wahrheiten beschrieben wird.
    JEFF:   Gibt es Menschen, die sich komplett vom Leiden verabschiedet haben?
    BERNIE:   Das würde ich stark bezweifeln. Wenn ich unterrichte, begegne ich allen möglichen Vorstellungen über Verblendung und Erleuchtung. So verlange ich etwa von meinen Schülern, dass sie sich die Namen all der Menschen aufschreiben, die sie für vollkommen erleuchtet halten, und auf einer zweiten Liste die Namen all derjenigen, die sie für verblendet halten. In der Regel stellt sich heraus, dass auf ihrer Liste der vollkommen erleuchteten Menschen nur solche Leute stehen, denen sie noch nie begegnet sind; meist sind sie auch schon seit ein- oder zweitausend Jahren tot wie Shakyamuni Buddha, Jesus, Moses oder ähnliche Leute. Wen immer sie dagegen kennen beziehungsweise wer noch gesund und bei Kräften ist, der wird gewöhnlich auf der verblendeten Seite einsortiert.
    »Verblendung ist Erleuchtung«, sagte Eihei Dogen und meinte damit: Das war’s auch schon, Mann. Du musst dich nicht erst irgendwohin begeben, damit das Leiden endet.
    JEFF:   Was ist der Unterschied zwischen Verblendung und Illusion?
    BERNIE:   Ganz früher, als meine Kinder noch klein waren, habe ich gezaubert. Ich denke, wenn ich etwas so arrangiere, dass sich das Gesehene von dem tatsächlich Geschehenden unterscheidet, dann schaffe ich eine Art Illusion. Irgendwelche Ideen oder Vorstellungen jedoch, die man für wahr hält, alles, woran man sich krampfhaft festklammert, ist Verblendung.
    JEFF:   Filmemachen ist voller Zauber, voller Magie. Eigentlich gibt es zwei Sorten davon. Die eine ist die, von der du gesprochen hast, bei der wie durch eine Art Taschenspielertrick eine Illusion geschaffen wird. Im Filmgeschäft zeigt sich dieser Typ von Magie in den Spezialeffekten und in der Maske, bei der das Publikum nicht zwischen echter und falscher Nase unterscheiden kann. Aber es gibt auch noch eine andere Magie, die ich die echte nenne, den wirklichen Zauber, die Alchemie, wenn all diese Künstler zusammenkommen, ihre besten Ideen und Fähigkeiten in einen Topf werfen und dann etwas dabei herauskommt, mit dem niemand gerechnet hätte. Etwas, was die menschliche Erfahrung auf so tiefe und bedeutsame Weise reflektiert, dass es die Herzen aller berührt, die den Film sehen.
    Erleuchtung hat etwas Zauberisches.
    BERNIE:   Und es gibt sie in unterschiedlichen Intensitäten und Tiefen. Wenn ich an diesem Knochensack-Bernie hänge und ihn mit meinem Selbst identifiziere, so gebe ich mich einer Täuschung hin, und was immer ich tue – all meine liebevollen Handlungen – sind auf die Sorge um dieses Klappergestell ausgerichtet.
    Heute denke ich: mein Ich, das ist meine Familie, meine Gemeinschaft, ja, eigentlich das gesamte Universum. Sie alle stellen immer tiefere Ebenen der Erleuchtung dar. Doch egal, wie weit ich gehe, auch wenn ich inzwischen erkenne, dass mein Ich das gesamte Universum umfasst und ich daher für alle und alles arbeite, so ist auch dies noch immer eine Täuschung, der ich anhänge. Quasi eine Art Tarnkappe, die ich allem überziehe,

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