Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
was ich bin. Und solange das so weitergeht, halte ich mich im Bereich des Wissens auf, das sich mit dem Reich der Verblendung deckt.
Ein Fels hat sein Stadium der Erleuchtung; eine Küchenschabe hat ihres; Hitler hatte seines. Wir haben unser Erleuchtungsstadium, und unsere Zen-Praxis besteht darin, die Verblendungen immer mehr loszulassen und in einen Zustand des Nichtwissens einzutauchen. Deswegen sprechen wir von kontinuierlicher Praxis.
Solange du dich als getrennt von etwas anderem erfährst, verharrst du in Wahn und Illusion. Und wie ich schon sagte: Noch nie habe ich eine Person getroffen, die sich nicht in gewissem Sinne als abgetrenntes Ich empfindet, wie schwach dieses Bewusstsein auch sein mag. Die Realität aber ist, dass du selbst alles bist, das gesamte Universum. Und dass folglich Illusion auch Erleuchtung ist.
Aber das alles sind nur Worte. Das alles ist und bleibt theoretisch, bis ich wirklich erfahre, worüber ich hier spreche. So kann ich etwa denken: Die Menschen töten einander, überall gibt es nur Täuschung und Illusion, und gerade das ist Erleuchtung, genauso wie irgendwelche Zellen in meinem Körper andere Zellen töten, wie alles ein einziges Chaos und dennoch ein einziger Körper ist; alles dennoch Bernie ist . Das ist eine Abstraktion; es fühlt sich unwirklich an, bis du es tatsächlich erlebst.
JEFF: Täuschung und Erleuchtung geschehen gleichzeitig.
BERNIE: Sie sind zwei Seiten derselben Medaille. Was immer du tust, reflektiert dein Erleuchtungsstadium. Du hilfst dem Menschen auf, der auf der Straße zu Boden fällt, weil du weißt, dieser Mensch bist du. Du sagst nicht: »Ich bin hingefallen, zu dumm«, und gehst weiter. Dein Erleuchtungsgrad bestimmt also, was du tust.
Und während du etwas tust, kommt neuer Scheiß ans Licht, du hast ein neues Erleuchtungsstadium erreicht, und deine Praktiken und Handlungen sind nun andere. Gegenwärtig hilfst du vielleicht nur der Person, die in deiner Straße zu Boden stürzt, aber nicht jemandem in einem anderen Viertel, weil dieser andere nicht dein Nachbar ist. Die Zeit vergeht, neuer Scheiß kommt ans Licht, und nun siehst du, dass du nicht nur dein Nachbar bist, sondern jede Person, die auf der Straße zu Boden stürzt. Du befindest dich in einem neuen Stadium der Erleuchtung, sodass sich auch deine Übungen und Handlungen verändern. Deswegen sagen wir, dass du, sobald du den Fluss überquert hast, das Boot zurücklassen sollst. Schlepp es nicht mit, denn du bist nun an einem neuen Ort, welches also sind die hier geeigneten Übungen?
All das ist nicht so leicht zu erkennen, also such dir einen Führer oder Lehrer, von dem du dich abstoßen kannst; es ist schwer, das alles alleine zu schaffen. Und es ist gut, jemanden zu haben, der ehrlich mit dir ist und dich darauf hinweist, wo du auf einen Holzweg geraten bist oder nicht loslassen kannst.
Der Dalai Lama wiederholt im Grunde nur, was der Buddha gesagt hat. Immer wieder erklärt er uns, dass alle das Leiden verringern wollen, dass alle sich Liebe und Glück wünschen. Können wir uns nicht darauf verständigen, statt einander zu töten und zuzusehen, wie Kinder hungern?
Du kannst dir den Bodhisattva als Don Quijote, den Mann von La Mancha denken, der sowohl verblendet als auch erleuchtet war, weswegen sein Lied in dem Musical ja auch »The Impossible Dream« heißt. Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen .
JEFF: Ist die Vorstellung, sie erlösen zu müssen, nicht irgendwie vermessen?
BERNIE: Irgendwie schon. Und ich habe mit dem Gedanken gespielt, das Gelübde abzuwandeln. Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, ihnen allen zu dienen . Das klingt nicht ganz so vermessen und machbarer. Aber ob du ihnen dienst oder sie erlöst: Du hilfst Menschen zu begreifen, dass es nicht eine Wahrheit gibt, dass alles, was sie oder andere glauben, lediglich Meinungen sind. Wenn Menschen das kapieren, dann sind sie erlöst und frei.
JEFF: Was, wenn jemand an Krebs erkrankt ist und unter starken Schmerzen leidet, ist das auch nur eine Meinung? Wie werden diese Menschen erlöst?
BERNIE: Menschen zu erlösen hat nichts mit einer Veränderung des Bestehenden zu tun. Erlösen heißt: sehen, was ist.
»Okay, ich habe Krebs. Was mache ich denn jetzt?«
»Eine Chemotherapie.«
»Das ist eine Meinung. Wie könnte eine andere lauten?«
»Zu einem indianischen Heiler gehen und seine Medizin einnehmen.«
»Das ist eine andere Meinung. Gibt es
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