Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
Schlachtfeld und im Straßenkampf vorzüglich gebrauchen kann. Wir haben sogar ein paar Sachen, die Eurem Halbling passen könnten. Er wird ja schließlich nicht den ganzen Tag lang durch die Kanalisation krabbeln, oder? Sind eigentlich für Knappen gedacht.«
Rough zielte mit der Armbrust abwechseln auf Milo und das Pferd, auf dem er saß. Wahrscheinlich sollte es aussehen wie eine Spielerei unter harten Kerlen. Bei den meisten Männern schien es auch so anzukommen, wie die Grunzlaute und Lacher bewiesen, doch Milo fühlte sich mit einem Mal nicht mehr wie ein Gefährte, sondern doch eher wie ein Gefangener.
»Tagsüber halten wir ihn meist in einer Kiste«, schnaubte Rough. »Die kleinen Viecher neigen dazu, alles anzunagen. Da istes schon besser, man lässt sie nicht frei herumlaufen. Flinke Finger haben sie auch, also passt lieber auf, wo Ihr Eure Börse tragt.«
Das war eindeutig ein Schlag unter die Gürtellinie, befand Milo. Solche Sprüche wurden natürlich immer irgendwo geklopft, doch selten so offen ins Gesicht eines Halblings. Unter Trunkenbolden in irgendwelchen dunklen Spelunken, zum Besten gegeben von irgendwelchen Selbstüberschätzern, die dachten, ihre Rasse sei die einzig wahre.
Kosten jedenfalls schien dies Gehabe zu gefallen. Und es schien ihm noch mehr zu gefallen, als Rough einen vollen Beutel Münzen aus der Tasche zog.
»Unbestritten eine wirklich gute Arbeit«, sagte Rough und legte die Armbrust zurück auf den Wagen. »Ich glaube, ich werden sie nehmen.«
»Und braucht Ihr noch etwas für Eure Männer? Oder den kleinen Nager?«, sagte Kosten, der ein gutes Geschäft witterte.
»Ich meinte nicht nur die Armbrust. Ich meinte alles.«
Für den Augenblick eines Herzschlages leuchteten die Augen des Händlers wie zwei Edelsteine, doch dann fiel der Zweifel über ihn her wie die gierigen Hände eines Zwerges nach den Gemmen.
»Nichts lieber als das, doch ich bezweifle, dass Ihr über genügend Gold verfügt, um Euch alles leisten zu können.«
Milo konnte nicht genau sagen, ob der Händler zu diesem Zeitpunkt schon ahnte, dass sein Geschäft in die verkehrte Richtung lief, doch als Rough ihm urplötzlich einen Dolch an die Kehle setzte, war es eindeutig.
Roughs Kameraden zogen ebenfalls ihre Klingen blank und schnappten sich jeweils die Händler und Wagenlenker, die ihnen am nächsten standen. Keiner aus der Karawane hatte Zeit, auf den Überfall zu reagieren. Die Handvoll Männer, die keine Klinge an der Kehle sitzen hatten, schienen mit sich zu hadern, was sie unternehmen sollten. Um das Leben ihrer Kollegen aber nicht zu gefährden, entschlossen sie sich, klein beizugeben. Sie nahmendie Hände von den Schwertgriffen und hielten sie halbhoch, ihre Handflächen zeigend.
»Ehrlich gesagt, war ich davon ausgegangen, dass Ihr uns Eure Waren allein der guten Sache wegen überlasst«, knurrte Rough.
»Und was für eine Sache soll das sein?«, keuchte Kosten.
»Den Schreiberlingen, wie ihr sie nennt, eine faire Chance zu geben, für ihre Überzeugung einzustehen und Euer Leben zu retten. Wenn das nicht ein paar Wagenladungen Waffen und Rüstungen wert ist, dann weiß ich auch nicht. Wie denkt Ihr darüber?«
Kosten wechselte zwischen Kopfnicken und Schütteln hin und her, gerade so viel, dass die Spitze der Klinge an seinem Hals die Haut nicht ritzte.
»Ich wusste, dass Ihr ein vernünftiger Mann seid. Ich sage Euch jetzt, wie es weitergeht. Ihr fahrt genau wie geplant nach Zargenfels hinein. Meine Männer und ich werden bei Euch mitfahren, damit Ihr nicht versehentlich verkehrt abbiegt und zufällig auf eine Patrouille Regorianer trefft. Sobald wir das Stadttor passiert haben, haltet Ihr Euch südlich. Ihr werdet, ohne anzuhalten, bis zu dem kleinen Handwerksmarkt nahe der Stadtmauer fahren. Ihr stellt Eure Wagen direkt unter dem Wehrgang ab. Ab dann heißt es nur noch, warten und hoffen, dass keine dummen Zufälle passieren. Habt Ihr alles verstanden?«
Kosten nickte vorsichtig, um nicht doch noch Bekanntschaft mit dem Dolch an seinem Hals zu machen.
Rough teile seine Männer den verschiedenen Wagen zu. Mit gezückten Dolchen und Kurzschwertern hockten sie hinter den Kutschböcken und gaben acht, dass sich alle an den Plan hielten. Milo sollte vorn auf dem ersten Wagen bei Kosten und einem weiteren Kaufmann Platz nehmen. Rough und einer seiner Männer saßen hinter ihnen, geschützt vor neugierigen Blicken unter Plane und Spriegel.
Eine halbe Stunde später setzten sich die Wagen
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