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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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verbittert fest. »Sag mir, von wem du ihn hast.«
    Milo überlegte kurz und kam dann zu dem Schluss, dass es nicht unbedingt klug war, von Trollen und Goblins zu erzählen.
    »Unser Meister Gindawell hat ihn mir gegeben und mich auf diese Reise geschickt.«
    »Was genau hat er gesagt, als er dir den Ring gab?«, wollte Narik wissen.
    »Er sagte, ich solle in Zargenfels nach meiner Mutter suchen. Es sagte es in caryndischer Sprache. Ceeth mùe fammamè, such in Zargenfels. Das war alles.«
    »Das war alles?«, fragte Narik verblüfft. »Nichts über das Amulett und seine Bedeutung. Weiß deine Mutter vielleicht etwas darüber?«
    »Das würde mich wundern«, sagte Milo. »Sie ist schon seit vielen Jahren tot.«
    »Ein Halblingspriester, ein mysteriöses Symbol, um das sich alle streiten, eine tote Mutter und der Sohn, der nach ihr sucht«, sinnierte Narik. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Der Halbling sah aus, als wolle er noch etwas hinzufügen, überlegte es sich dann aber scheinbar anders. Verstohlen warf er einen Blick in ihre Richtung, und Dorn wurde sich bewusst, dass Senetha den kleinen Kerl die ganze Zeit über anstarrte.
    »Rough, teile die Beute unter den Männern auf«, befahl Narik. »Die Großen und Kräftigen bekommen Schwerter und Äxte, die schmächtigen Bögen oder Armbrüste. Die Rüstungsteile gehen an die Kämpfer mit Nahkampfwaffen, die anderen brauchen nichts. Ist das so in Eurem Sinne, Söldner?«
    Dorn hatte sich daran gewöhnt, dass Narik ihn nicht mit Namen ansprach. Das war seine Art, ihm zu zeigen, dass er nicht dazugehörte und auch nicht willkommen war. Wenn Dorn gekonnt hätte, hätte er dem Fatzke den impliziten Wunsch, er solle verschwinden, sofort erfüllt.
    »Ihr kennt Euch mit Menschenführung aus, Gelehrter. Und was Eure Kampfstrategie angeht, kann ich nur hoffen, dass die Wagen bis oben hin voll mit Kurzbögen und Pfeilen sind, denn das einzige Schwert, das ihr für diesen Haufen braucht, halte ich bereits in der Hand.«
    »Söldner wissen nicht, was Überzeugung aus einfachen Menschen machen kann. Gemeinschaftlich für etwas einstehen und sich gegen die Ungerechtigkeit erheben kann mächtiger sein als jedes Schwert.«
    Narik gab den Rebellen ein Handzeichen, zu den Wagen der Händler vorzurücken. Langsam drängte sich die Menge an ihnen vorbei.
    »So etwas erzählen Feldherren immer, wenn sie keine Münzen haben, um uns zu bezahlen«, erwiderte Dorn, doch Narik hatte sich schon von ihm abgewandt und ließ sich berichten, wie die Wagen der Händler geöffnet wurden, um das Beutegut zu verteilen.
    Die ersten Rebellen drängelten sich dicht um die Seitenwände, um Schwert, Schild oder Bogen in Empfang zu nehmen. Kaum jemand beschwerte sich. Die meisten schienen zufrieden mit dem, was sie bekamen. Nur ein junger Mann wurde ungehalten, als man ihm einen Bogen in die Hand drückte.
    »Ich bin weder ein Schwächling noch ein Feigling«, beschwerte er sich. »Gib mir ein Schwert, ich will meinen Mann stehen gegen diese Regorianer. Sie haben meine Frau zum Verhör mitgenommen. Seit sie wieder da ist, spricht sie kein einziges Wort mehr und weint den ganzen Tag. Nur Regor weiß, was sie ihr angetan haben. Ich werde diesen Kerlen zeigen, dass es ein Fehler war, sich an meiner Familie zu vergreifen.«
    Ratlos blickte der Händler, der die Waffen von seinem Wagen aus verteilte, zu Rough hinüber. Erst als dieser nickte, bekam der junge Mann sein Schwert.
    Dorns Blick fiel wieder auf den Halbling, der sich gerade die umliegenden Gebäude ansah und sich bemühte, dabei möglichst unauffällig zu sein. Er hatte gesagt, man hätte ihn gefangen genommen. Er war also nicht freiwillig bei diesen Leuten. Würde er versuchen, zu fliehen?
    Da tauchte plötzlich am Ende der Straße, die aus Norden kam, der Schein von Licht auf und erhellte die Fassade des Gebäudes ander Ecke. Lange, dünne Schatten zeichneten sich schwach auf der Häuserwand ab. Einen Atemzug später bogen die ersten Fackelträger aus einer Nebengasse auf die gepflasterte Hauptstraße ein. In breiter Front marschierten sie auf den Handwerksmarkt zu. Metall blinkte im Schein der Flammen   – Schwerter, Rüstungen und blank polierte Schilde.
    »Regorianer! Stadtwachen! Das ist eine Falle!«, brüllte Dorn.
    Plötzlich herrschte Chaos auf dem Platz. Die Rebellen, die noch keine Waffe hatten, stürzten auf die Wagen der Händler zu, um noch irgendetwas zu ergattern. Die anderen stürmten nach vorn, um sich den Gegnern zu stellen.

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