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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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einschüchternd wirkte, konnte von Tieren ganz anders aufgenommen werden. Die beiden Männer im Sattel rissen an den Zügeln ihrer Pferde, um zu verhindern, dass sich ihre Tiere wegdrehten und Dorn so die Möglichkeit gaben, ihnen in den Rücken zu fallen. Den dritten Mann traf es härter. Sein Tier scheute und stieg auf die Hinterläufe. Der Arm des Rebellen wurde durch den Zügel in die Höhe gerissen, und er tänzelte unbeholfen auf einem Bein. Sein Schwert sackte zu Boden,während er versuchte, sein Handgelenk aus der ledernen Schlaufe zu befreien.
    Dorn war mit einem Ausfallschritt heran und bohrte seinem Gegner den Stahl in die ungeschützte Brust. Die Klinge kam erst zu einem Stopp, als die Spitze auf die gehärtete Rückseite des Lederpanzers traf. Dorn riss die Waffe wieder heraus und warf sich gegen die Brust des Pferdes. Das Tier geriet ins Straucheln, insbesondere weil immer noch der sterbende Mann am lang gestreckten Arm in den Zügeln hing. Pferd und Reiter prallten gegen das Gespann neben ihnen. Beide Tiere verloren den Halt und stürzten zu Boden. Der tote Mann in den Zügeln wurde wie eine Puppe herumgeschleudert, der andere wurde unter seinem Pferd begraben.
    Dorn sprang zurück, um nicht von den schweren Hufen getroffen zu werden, und kam dabei dem letzten Gegner gefährlich nahe. Im letzten Moment riss der Söldner das Schwert über die Schulter und parierte einen Schlag gegen seinen Hals. Stahl kratzte über Stahl, als sich die Klingen umeinander drehten.
    Dorn packte den Kopf des Pferdes an der Trense, tauchte unter dem Hals des Tieres hindurch und zog es mit sich. Dann wechselte er schlagartig die Richtung, schoss an der Flanke des Pferdes hoch und bohrte dem Reiter seine Klinge in den Hals.
    Ohne dem Mann, der mit beiden Händen versuchte, das spritzende Blut aus seinem Hals zurückzuhalten, noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stürmte Dorn auf Rough zu.
    Der Anführer der Wahrheitssuchenden schien mit der Situation mehr als überfordert. Taumelnd und schwankend ließ er seine Klinge durch die Luft sausen. Blut rann an seinem unbrauchbaren Schwertarm herunter. Dorn hatte keine Mühe, die Schläge zu parieren. Man sah förmlich, wie er auf den richtigen Moment wartete, dem Schauspiel ein Ende zu setzen. Mit einem gewaltigen Hieb gegen Roughs Klinge, verschaffte er sich den Freiraum, den er brauchte. Ein Dolch blitzte in seiner Hand auf, und mit einem weiteren Schritt auf seinen Gegner zu bohrte sich der Stahl in dessen Bauch.
    Rough taumelte rückwärts. Der Dolch steckte noch immer in seinem Unterleib. Er stürzte zu Boden und umfasste den Griff der Waffe. Er versuchte, sie herauszuziehen, doch seine Kräfte schwanden. Dann schloss er die Augen, ließ sein Schwert aus der Hand gleiten und hauchte seinen letzten Atemzug aus.
    Die Schreie des Mannes, der unter seinem Pferd begraben worden war, gellten über den Platz. Das Tier hatte sich bereits wieder aufgerappelt und stand mit aufgeblähten Nüstern an einer Hausmauer.
    Dorn gönnte sich keine Verschnaufpause. Er fuhr herum und rannte auf den Mann zu, der mit verdrehten Beinen am Boden lag und schrie. Mit einem Satz war er über ihm und schlug ihm den Schwertknauf gegen die Schläfe.
    Sofort kehrte Ruhe auf dem Platz ein.
    »Nehmt euch jeder ein Pferd, und dann nichts wie weg von hier«, schnaubte Dorn.
    Senetha hatte sich an den Fuß der Stadtmauer zurückgezogen. Den ganzen Kampf über hatte sie nicht einen Zauber gewirkt, um Dorn zu helfen. Und auch jetzt stand sie nur da und blickte ihren Geliebten traurig an.
    Unsicherheit stieg in Milo auf. War es richtig, zu den Elfen zu reisen? Was, wenn das Lamm in Zargenfels zu finden war und die Reise ins Moor sich als Zeitverschwendung herausstellte? Xumita und Gindawell hatten ihn beide in diese Stadt geschickt, nun hatte er beschlossen, sie mit leeren Händen wieder zu verlassen. Und was war mit Dorn und Senetha, konnte er ihnen trauen?
    Es half nichts, er würde all das nicht herausfinden, indem er hier herumstand. Wer nicht sehen kann, muss sich langsam vorantasten , hatte Meister Gindawell ihm einmal gesagt. Denn wer stehen bleibt, wird ewig blind sein .

28. RUBINIA
    »Zweihunderteinundachtzig«, verkündete Rubinia traurig. »Vierunddreißig haben sie getötet, und vier sind immer noch verschwunden   – Olma Furtfuß und ihre drei Söhne. Moos Furtfuß haben wir vorhin begraben. Er hat es nicht geschafft. Die Wunde war zu tief.«
    Othman wirkte nachdenklich. »Hm, vier fehlen also.

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