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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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er am Ufer zusammen. Milo und Dorn ließen ihn dort liegen, wo er hingefallen war, und kümmerten sich um den nächsten Versinkenden. Im Handumdrehen hatten sie den zweiten Zwerg ans Ufer gerettet. Milo half ihm, sich hinzusetzen. Der Zwerg schien sich aller Ausrüstung und schwerer Kleidung im Sumpfloch entledigt zu haben, um nicht sofort zu versinken. Außer einem Leinenhemd und einer einfachen Schnürbundhose unter Unmengen von Morast trug er nichts weiter. Er krümmte sich unter einem Hustenanfall.
    »Ja, spuck alles aus«, versuchte Milo ihm Mut zu machen und klopfte mit der flachen Hand auf den breiten Zwergenrücken.
    Ein stechender Schmerz ließ ihn seine Hand zurückziehen und verwundert betrachten. Die Dunkelheit wollte jedoch nicht viel preisgeben, darum tastete der Halbling den Zwergenrücken vorsichtig ab. Mittig zwischen den Schulterblättern ragte ein spitzer Dorn aus dem Rücken.
    »Was hast du da?«, fragte Milo den Zwerg, der seinen Hustenanfall überwunden zu haben schien. Dann bemerkte er, dass ›überwunden‹ vielleicht nicht das richtige Wort für jemanden war, dem man einen Pfeil durch die Brust gejagt hatte.
    »Jemand hat auf sie geschossen«, verkündete Milo. Er wollte Dorn gerade um Hilfe bitten, als er sah, wie der Söldner den langen Birkenast von sich warf und in der Mitte des Sumpfloches versenkte.
    »Was machst du da? Wir brauchen den Ast, um die anderen herauszuholen!«, schrie Milo Dorn an, bis er erkannte, dass dort, wo eben noch die zwei Zwergenköpfe aus dem Sumpf geragt hatten, mehrere bunt gefiederte Pfeilschäfte im Moor versanken.
    Milo fuhr herum zu dem Zwerg, den sie zuerst gerettet hatten. Er lag flach auf dem Boden, Arme und Beine von sich gestreckt. Zwei Pfeile ragten aus seiner Brust.
    »Was ist hier los?«, schrie er.
    Dorn und Senetha standen wie angewurzelt.
    »Du wolltest zu den Elfen?«, sagte Dorn kühl. »Du hast es geschafft. Sie haben uns gefunden.«
    Aus dem Dunkel lösten sich mehrere Gestalten und traten in den Lichtkegel von Senethas Zauber.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, flüsterte Milo, der ebenfalls in der Bewegung erstarrt war.
    »Versuchen, nicht zu sterben, wird für den Anfang vollkommen ausreichen«, sagte Dorn.

31. DER WISSENDE
    Durch das Fenster der kleinen Kammer im ersten Stock fiel ein unwirkliches rotes Licht. Der bescheidene Gasthof mit seinen zwölf Zimmern war der ganze Stolz seines Besitzers, Owen Tyr. Zwanzig Jahre lang hatte ihm die Vermietung von Zimmern und der Ausschank von Rotwein im Schankraum des Erdgeschosses sein Einkommen gesichert. Nordblick hatte er ihn genannt, weil das Haus so stand, dass man von den oberen Zimmern einen guten Blick auf den Graurücken, den Gebirgszug im Norden hatte. Zwanzig Jahre lang hatte Owen Tyr rechnen, kalkulieren, mit den Weinhändlern neue Preise vereinbaren und die Mundpropaganda anheizen müssen, damit er etwas für sein Alter zur Seite legen konnte. Niemand hätte ihm abgesprochen, dass er ein Händchen für solche Dinge besaß. Zwanzig Jahre lang gab ihm die kleine Truhe, die er in seinem Schlafgemach unter den Dielenbrettern versteckt hatte, Recht. Von Jahr zu Jahr füllte sie sich weiter und gab Owen das Gefühl, einem unbeschwerten Leben entgegenzusehen. Bis vor zwei Tagen.
    Kurz vor Sonnenuntergang hatten fünf Regorianer den Schankraum betreten. Ihre Stimmung war angeheizt gewesen, da sie Nacht für Nacht in den Straßen gegen die Rebellen hatten kämpfen müssen. Der Widerstand war größer, als erwartet, und somit die Hoffnung auf ein paar schnell verdiente Münzen für das Verscheuchen von Schreiberlingen und Kesselflickern verpufft. Auch in den eigenen Reihen gab es Verluste, und das drückte schwer auf die Stimmung der Söldner. Um ihr hart verdientes Geld nicht gleich wieder zum Fenster hinauszuwerfen, gab es dieses ungeschriebene Gesetz, dass Regorianer in den Gasthäusern und Schenken kostenlos speisen und trinken konnten. Dies hatte sich auch als allgemein gängiges Prozedere durchgesetzt   – nur OwenTyr hatte davon noch nichts gehört. Er weigerte sich beharrlich, die Regorianer unentgeltlich zu bewirten. Es kam zu einem Wortgefecht, dann zu einem Handgemenge und schließlich zur Festnahme und Verurteilung von Owen Tyr. Als Grund gaben die Regorianer an, dass Owen den Rebellen Unterschlupf gewährte. Die Verhandlung war schnell und das Urteil hart. Owen musste für zwei Jahre in den Kerker, und er wurde enteignet.
    Narik nahm diese erneute Ungerechtigkeit der

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