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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Stollen, die sie auf der Suche nach Rubinen, Opalen und Erzen durch reinstenGranit getrieben hatten. Den Ruhm dafür heimsten die Baumeister ein, meist betagte Zwerge mit fetten Wänsten und einer Leidenschaft für Starkbier. Die eigentliche Anerkennung hätte aber den vielen Männern des bärtigen Volkes gelten müssen, die Tag und Nacht mit Spitzhacken und Hämmern den Fels bearbeiteten und dafür sorgten, dass die Stollen weiter vorangetrieben wurden. Doch statt Glanz und Gloria bekamen sie lediglich das, womit das Leben harte Arbeit immer bezahlt: Schwielen und Muskeln. Und Letzteres trieb jedem Betrachter den kalten Schweiß auf die Stirn. Oberarme, Brust- und Nackenmuskeln brachten Ausmaße hervor, die man sonst nur auf Abbildungen in der großen Bibliothek in Zargenfels sehen konnte, wenn man in den Büchern nach dämonischen Wesenheiten suchte. Und die beiden Zwerge, die Tislo, Nelf und Oda gerade ihre Aufwartung machten, hätten noch jeden Dämon das Fürchten lehren können. Einer von ihnen hieß Dorimbur, der andere Tomdrin. Sie waren die Vorarbeiter hier unten und gleichzeitig die Aufseher für die Gefangenen.
    »Na, ihr kleinen Langfinger, habt ihr wieder Kraft geschöpft?«, brummte Dorimbur. »Wir haben eine neue Aufgabe für euch und werden eine kleine Reise unternehmen.«
    »Wie hätten wir zu Kräften kommen können?«, wetterte Nelf. »Ihr habt uns weder Essen noch Trinken gegeben, und mit Verlaub, Schlafen ist hier bei der Kälte und auf dem harten Boden so gut wie unmöglich.«
    Dorimbur warf den dreien wortlos ein zugeschnürtes Bündel und einen Wasserschlauch hin. Sogleich reichten die Halblinge den Wasserschlauch herum, während Nelf ungestüm an der verknoteten Kordel des Beutels zerrte. Mit einem hektischen Griff ins Innere holte er einige verbrannte Brotkrusten hervor. Vorsichtig schnupperte er daran.
    »Dinkelbrot«, stöhnte er und rümpfte die Nase. »Und dann auch nur die verbrannte Kruste. Backt ihr euer Brot auf der Esse neben den Schwertern und Äxten? Was habt ihr mit dem Rest gemacht?«
    »Ihr bekommt das oder gar nichts«, schnaubte Tomdrin. »Das Weiche und Unverbrannte ist für die, die arbeiten.«
    Nelf rang sich ein Lächeln ab und reichte Oda einen ausgehöhlten Knust.
    »Wenn du ihn nicht kauen kannst, nimm ihn einfach als Helm«, frotzelte er und barg weitere Kostbarkeiten aus dem Rationsbeutel.
    »Ein Wetzstein«, rief er entzückt aus.
    »Das ist ein Kanten Käse«, erklärte Tomdrin.
    »Oh«, stöhnte Nelf, »lass mich raten, es ist ein altes Erbstück, der Familienkäse sozusagen.«
    »Iss ihn, oder lass es«, bekam er zur Antwort.
    »Nein, nein, ist schon gut«, sagte er eilig. »Nur zu Hause bauen wir daraus normalerweise unsere Wehrwälle.«
    Die beiden Zwerge sahen zu, wie die Halblinge die übrigen Brotkrusten verschlangen und mit dem letzten Schluck Wasser versuchten, ihren Durst zu stillen.
    »Können wir dann?«, fragte Dorimbur, nachdem nichts mehr übrig war. »Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Kommt schon, bewegt euch!«
    Mit steifen Gelenken erhoben sich die drei Halblinge und folgten ihren Bewachern. Der Blindstollen war kaum länger als ein paar Steinwürfe und besaß nur einen Bruchteil der Breite und Höhe eines Haupttunnels, durch den die Zwerge das abgebaute Geröll an die Oberfläche schafften. Insgesamt mussten hier unter Tage etwa fünftausend Zwerge ihre tägliche Arbeit verrichten, und weitere tausend waren damit beschäftigt, Bäume zu fällen, zu jagen oder Handel zu treiben. Wenn man dann noch die Frauen, Kinder und Greise hinzurechnete, war das Volk der Graumarkzwerge rund zehntausend Mann stark. Dies hätte sicherlich anders ausgesehen, wenn die Zwerge im Graurücken nur auf Geröll gestoßen wären. Doch da das Massiv durchzogen war von Silberadern und Edelsteindrusen, hatten die Zwerge hier ein richtiges Bollwerk errichtet. Um nicht auf alle Annehmlichkeiten ihrer Heimat zu verzichten, entschlossen sie sich, gefasste Langfinger, Wilderer undunliebsame Spione zu ihren Sklaven zu machen, bis die Strafe abgebüßt war, was bei den strengen Gesetzen der Zwerge eine lange Zeit sein konnte. Nelf, Oda und Tislo waren vom Rat der Zwerge zu je sechs Jahren Zwangsarbeit verdonnert worden, und die Strafe war nur deshalb so milde ausgefallen, weil sie die Beute sofort herausgerückt hatten, als man sie gefangen nahm.
    Der Haupttunnel war schnell erreicht, und ein Pony mit einachsigem Karren wartete bereits auf sie. Zusammen mit den Zwergen

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