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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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von Hass verblendet. Der Rat hat zwar zugestimmt, die Grenzen unseres Landes neu abzustecken. Aber Mondur der Große selbst hat darauf hingewiesen, dass dies in Frieden und Einklang mit den anderen Völkern zu geschehen hat. Dorimbur missbraucht die Entscheidung des Rates für seine persönlichen Zwecke. Dies hier ist kein Erkundungstrupp. Das ist eine Armee.«
    Umrin war offensichtlich alt, und seine Konstitution schien schnell nachzulassen, sodass seine Söhne wieder von ihm ablassen konnten. Was jedoch durch sein Alter nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war, war seine Stimme.
    »Dorimbur Stollenstolz, du dummer Narr«, keifte er. »Wenn du glaubst, du kannst mit deinen verblendeten Jüngern quer durch das Land ziehen und allen anderen ins Gesicht spucken, ohne dass es weitreichende Konsequenzen für dich und alle anderen Zwerge unseres Volkes haben wird, bis du genauso dumm wie dein Vater damals. Muss ich dich daran erinnern, wie viel Blutvergießen deine Familie durch ihre Verbohrtheit schon heraufbeschworen hat. Willst du ein zweiter Balir Stollenstolz werden? Ist es das, was deine Mutter dir beigebracht hat?«
    Dorimbur wirbelte herum. Die geflochtenen roten Zöpfe seines Bartes schwangen über seine Schulter hinweg. In der Hand hielt er eine der Schaufeln, die er gerade zuvor auf den Karren zurückgelegt hatte. Den Schwung nutzend, schlug er sie Umrin gegen den Kopf, der daraufhin wie ein Sack Kartoffeln in sich zusammenfiel und liegen blieb. Die Wucht des Schlages ließ den Schaufelstiel bersten. Die herumstehenden Zwerge stoben auseinander, nur Umrins Söhne beugten sich besorgt über ihren Vater. Keiner der beiden besaß genügend Mut, es mit Dorimbur aufzunehmen. Erst recht nicht, wenn er so wütend war wie jetzt gerade.
    Dorimbur hob den abgebrochenen Schaufelkopf auf, warf ihn mit dem geborstenen Stiel auf den Wagen und trotte wutschnaubend wieder zurück zu seinem Karren, ohne Umrin oder seine Söhne auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.
    »Das hätten wir geklärt«, brummte er, als er zu Tomdrin und den drei Halblingen auf den Karren kletterte.
    »Ihr habt ihn umgebracht«, keuchte Oda, die von so viel Wut und Aggression ganz geschockt war.
    »Unsinn!«, sagte Dorimbur. »Umrin ist genau wie wir ein Zwerg vom Graurücken. Es bedarf mehr als eines Schaufelhiebes, um uns zur Strecke zu bringen. Ich habe lediglich seinen Gedanken einen kleinen Anstoß gegeben.«
    »Dass ich mich glücklich schätze, bei den Zwergen in Gefangenschaft zu sein, wäre vielleicht übertrieben«, flüsterte Nelf seinem Bruder zu, »aber wir haben es auf jeden Fall besser erwischt als die, gegen die Dorimbur in den Krieg ziehen will.«

10. MILO
    Milo hatte die Karte von Meister Othman vor sich auf dem Waldboden ausgebreitet. Den Weg nach Zargenfels kannten die beiden zwar, doch Othman hatte ihnen geraten, nicht den Weg am Schwarzwassersee entlang zu nehmen, weil das Gewässer durch die starken Regenfälle der letzten Tage über die Ufer getreten war und die Wege darum herum unpassierbar gemacht hatte. Der Zauberer hatte ihnen eine Route weiter südlich auf der Karte gezeigt, die nicht mehr als einen halben Tagesmarsch länger war.
    »Vielleicht gibt es ein Boot am Schwarzwassersee, das wir uns ausleihen können«, schlug Bonne vor und tippte mit dem Finger auf einen dunklen Fleck mitten auf der Karte.
    »Vielleicht wachsen uns auch Flügel, und wir können über ihn hinwegfliegen«, frotzelte Milo. »Wer sollte ein Boot dort zurückgelassen haben? Im See gibt es keine Fische, die man angeln könnte, und man würde auch nicht viel Zeit sparen, wenn man ein Boot anstatt der Straße nehmen würde.«
    »Vielleicht jemand, der gerne Boot fährt«, gab Bonne zu bedenken.
    »Wir gehen hier entlang, wie Meister Othman es uns geraten hat«, sagte Milo und zeichnete den Weg mit dem Finger auf der Karte nach. »In zwei Tagen sollten wir es aus dem Düsterkrallenwald herausgeschafft haben, und dann nehmen wir die Oststraße nach Zargenfels. Mit etwas Glück finden wir noch ein einigermaßen freundliches Wirtshaus auf dem Weg, in dem wir in der Nacht schlafen können.«
    »Und wenn nicht? Vielleicht hätten wir doch lieber im Krähenturm bleiben sollen«, stöhnte Bonne. »Tante Rubinia hätte uns bestimmt ein Zimmer hergerichtet. Ich habe immer noch den Geruch ihres leckeren Blaubeerkuchens in der Nase. Wir hätten einDach über dem Kopf, könnten am Ofen sitzen und würden den ganzen Tag mit ihren Kochkünsten verwöhnt

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