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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sausen. In dem alten Maultier steckten doch noch mehr Kraft und Ausdauer, als man ihm ansehen konnte. Immer schneller donnerten die schweren Hufe auf den Waldboden und trommelten ihren eigenen Kriegstanz.
    Schlachtrösser wurden jahrelang dafür ausgebildet, Reihen von Kriegern zu durchbrechen. Manche Tiere schafften es nie, ihre Angst vor dem Hindernis zu überwinden, und drehten vorher ab oder scheuten und warfen ihre Reiter aus dem Sattel. Anscheinend hätte man sich das Abrichten der Pferde sparen können, indem man altersschwache Maultiere einsetzte. Vielleicht sah Malwin die beiden Zwerge nicht, vielleicht hatte er auch mehr Angst vor Rubinias Gerte, oder er war einfach nur sturer als die Bärtigen, auf jeden Fall galoppierte er ungebremst in die Barriere aus Stahl, Knochen und Fleisch.
    Einen berittenen Angreifer zu stoppen war eine der ersten Lektionen, die ein Krieger lernen musste. Pferde waren ein leichtes Ziel und durch einen gezielten Schlag schnell zu Fall zu bringen, wenn man einmal von den schwer gerüsteten Schlachtrössern der Ritter absah. Ein Gespann zu stoppen war etwas ganz anderes, wenn man nicht von dem Wagen überrollt und zermalmt werden wollte.
    Dummerweise war dies keines der großen Halblingsgeheimnisse, sondern schien sich auch schon bei den Zwergen herumgesprochen zu haben. Die beiden Bärtigen wichen nach links und rechts an den Wegesrand aus und zeigten dabei all ihr Können. Der Karren bockte wie ein Wildpferd, das das erste Mal geritten wurde. Holzspeichen splitterten, als die schwere Axt des einen Zwerges in das hölzerne Rad fuhr und es beinahe von der Achse riss. Das Gefährt begann zu schlenkern und brach seitlich ins Dickicht des Waldes aus. Rubinia riss die Zügel herum und schaffte es gerade noch, den Karren wieder zurück auf den Wegzu bringen. Beinahe wäre sie heruntergeschleudert worden. Als sie den Karren wieder unter Kontrolle hatte, tauchte direkt neben ihr ein dunkler Schatten auf. Einer der Zwerge schien es geschafft zu haben, bei voller Fahrt aufzuspringen und sich an den Kutschbock zu krallen. Dass sie noch am Leben war, verdankte sie allein dem Umstand, dass der Zwerg beide Hände brauchte, um sich festzuhalten.
    Rubinia tat alles dafür, dass nur eine dritte Hand ihn retten konnte. Gerade aus dem Dickicht mit Brombeerbüschen, Efeu und Farnen heraus, lenkte sie den Karren jetzt zur anderen Seite ins Gestrüpp hinein.
    Der Zwerg presste sich dicht an die Seitenwand und versuchte, sich nach hinten auf die Ladefläche zu rollen. Stachelige Brombeerzweige zerrten und rissen an seiner Kleidung und schrammten über seinen ledernen Brustpanzer.
    Offensichtlich hatte Oda den blinden Passagier auch entdeckt. Auf dem Rücken liegend, trampelte sie mit den Füßen auf den Zwerg ein. Dem Bärtigen blieb nichts anderes übrig, als die Tritte hinzunehmen. Immer noch brauchte er beide Hände, um sich an das Gefährt zu klammern. Zwei schwere Treffer mit der Hacke hintereinander waren jedoch zu viel für ihn. Er rutsche ab, verlor den Halt und krachte in einen ausgetrockneten Holunderstrauch am Wegesrand, dessen brechende Äste sich anhörten wie nasses Reisig, das man in ein Feuer warf, dessen gierige Flammen sich darüber hermachten.
    Rubinia trieb Malwin noch ein weiteres Mal an. Mit etwas Glück kamen die beiden Zwerge nicht so schnell wieder auf die Beine und würden endlich hinter dem Karren zurückbleiben und die Verfolgung abbrechen.
    Rubinia schöpfte Hoffnung, als sie die Anhöhe erreichten, die aus der Senke führte. Soweit sie sich erinnerte, lag direkt dahinter ein recht langes gerades Wegstück, das gut einzusehen war. Dort würden ihre Verfolger keine Strecke gutmachen können. Zu spät fiel ihr jedoch ein, dass zwischen Anhöhe und gerader Streckenoch eine recht enge Kurve lag, die man besser nicht zu schnell nahm. Ächzend rumpelte der Karren über die Anhöhe. Rubinia riss gerade noch rechtzeitig die Zügel herum, um nicht vom Weg abzukommen und gegen einen großen Felsen zu prallen. Der Karren neigte sich zur Seite, und ein Rad hing in der Luft. Rubinia verlagerte instinktiv ihr Gewicht. Hinter ihr waren nur die Entsetzensrufe ihrer beiden Passagiere zu hören. Oda gab einen schrillen Schrei von sich, während sich Aschgrau mit einem »Oh, oh« begnügte.
    Der Karren holperte auf einem Rad durch die Kurve, gewann das Gleichgewicht zurück und richtete sich wieder auf. Rubinia wurde auf der Sitzbank hin und her geschleudert. Nur mit Mühe konnte sie sich

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