Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Heath’ Gegenwart den Mund aufzumachen, weil er fürchtete, unversehens mit der Wahrheit herauszuplatzen. Er hatte größte Mühe, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, und vernachlässigte seine Patienten. Immer und immer wieder hatte er die Zusammensetzung der Arzneien, die er Ebenezer gegeben hatte, überprüft, aber nichts Auffälliges gefunden.
Edward drehte sich zu Heath. »Was hast du dir nur dabei gedacht, als du vorhin von der Trauerfeier weggegangen bist? Das war respektlos, weißt du das?«
»Ich konnte mir deine Lobrede einfach nicht mehr länger anhören«, erwiderte Heath. »Wir wissen beide, dass mein Vater ein furchtbarer Mensch war, er hat als Freund versagt, und er hat als Vater versagt. Und was Martindale Hall anbelangt, sein großer Traum und das prächtigste Anwesen in ganz South Australia, so hat er es lieber einer Frau vermacht, die er kaum kannte, als seinem Sohn, seinem eigen Fleisch und Blut!«
Edward konnte seine Verbitterung verstehen. Er hatte aber auch Ebenezer verstanden, der es Heath sehr übel genommen hatte, dass er sich ständig in seine Ehe mit Meredith eingemischt hatte. Vater und Sohn waren sich einfach zu ähnlich, beide waren eigensinnig und aufbrausend. Edward fand es traurig, dass sie die Gelegenheit, miteinander zu reden und ihre Meinungsverschiedenheiten zu bereinigen, vertan hatten. Er beschloss, das Thema zu wechseln. »Wer war eigentlich die Frau, mit der du gesprochen hast?«
»Abigail Scottsdale«, raunte Heath und nahm Edward ein wenig beiseite, damit sie nicht belauscht werden konnten.
Edward riss die Augen auf. »Was? Was wollte sie denn hier?«
»Ich habe gestern auf Bungaree Station mit ihr gepicknickt. Ich fühlte mich aber nicht so besonders und bin ziemlich plötzlich gegangen, und jetzt wollte sie wissen, ob alles in Ordnung ist.«
Edward verstand überhaupt nichts mehr. Wieso picknickte Heath mit Ebenezers Witwe? Und warum interessierte sie sich dafür, wie es ihm ging? »Das war aber sehr aufmerksam von ihr«, sagte er vorsichtig.
Heath merkte, dass er dem Anwalt eine Erklärung schuldig war. »Ich wollte herausfinden, wie viel sie weiß. Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt, zum Beispiel, was sie machen würde, wenn sie von jemandem, den sie nicht ausstehen kann, ein Vermögen erbte.«
»Das war aber verdammt leichtsinnig! Wenn sie dich nun durchschaut hätte?«
Heath winkte ab. »Sie hat keinen blassen Schimmer von dem Testament, so viel steht fest. Ich hatte eigentlich gehofft, sie würde entgegnen, dass sie das Erbe ausschlagen würde.«
»Und?«, fragte Edward, neugierig geworden. »Hat sie das gesagt?«
»Nein. Sie sagte, sie würde sich ein Haus kaufen, aber den Rest dafür verwenden, Menschen in Not zu helfen. Verstehst du, wenn sie das Geld, das rechtmäßig mir gehört, in die Finger bekommt, wird sie es verschleudern! Um den Armen zu helfen!« Heath war außer sich.
Edward zuckte die Achseln. »Das ist ihr gutes Recht.« Er fand das sogar bewundernswert, hütete sich aber, es laut zu sagen.
Heath stöhnte auf. »Wie kannst du so etwas sagen?«
»Heath, sie kann mit ihrem Erbe tun und lassen, was sie will. Du weißt, dass ich sie bald von ihrer Erbschaft in Kenntnis setzen muss.« Er hatte nicht die Absicht, seine Pflicht zu vernachlässigen. Abigail Scottsdale war Ebenezers Erbin. Daran war nicht zu rütteln, egal, wie lange Heath das Unvermeidliche hinauszuzögern versuchte.
Heath ballte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste. »Martindale sollte rechtmäßig mir gehören, Edward. Das weißt du so gut wie ich.«
»Ich kann deine Gefühle verstehen, Heath, aber es gibt nichts, was wir dagegen tun können.«
»Es gibt vielleicht etwas, was ich dagegen tun kann«, sagte Heath langsam.
»Ich wüsste nicht, was. Ebenezer hat in seinem Testament eindeutig festgelegt, dass du hundert Pfund erhalten sollst, falls er selbst zum Zeitpunkt seines Todes verheiratet ist und seine Frau seinen ganzen Besitz erbt. Das Testament ist hieb- und stichfest. Kein Gericht der Welt würde deiner Klage stattgeben, falls es das ist, was du im Sinn hast.«
»Verschone mich mit deinen juristischen Feinheiten, Edward. Ich habe an etwas ganz anderes gedacht. Wie wäre es, wenn ich Miss Scottsdale heiratete?«
»Was?« Edward traute seinen Ohren nicht.
»Als ihr Ehemann könnte ich frei über ihren gesamten Besitz einschließlich der Mine verfügen. Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, jemals zu heiraten, aber wenn es nicht anders geht … Sie ist
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