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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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schwarzen Leichenwagen, vor den vier Rappen gespannt waren, nach Martindale Hall. Es war nicht Heath’ Idee gewesen, seinen Vater auf seinem Land zu beerdigen. Ebenezer selbst hatte das in seinem Testament so festgelegt, und Edward Martin, sein Anwalt und Testamentsvollstrecker, sorgte dafür, dass sein Wille erfüllt wurde.
    Ebenezer hatte bereits einige Jahre zuvor den Platz für eine kleine Kapelle und das Familiengrab ausgesucht. Erst kurz zuvor hatte er die Pläne für den Bau der Kapelle genehmigt, mit dem im Lauf der nächsten Monate begonnen werden sollte und den er nun nicht mehr erleben würde. Für ihn hatte festgestanden, dass er noch einmal heiraten und weitere Kinder haben würde, einen Sohn, der den Fortbestand des Hauses Mason sichern sollte. Und alle, er selbst, seine künftige Frau und seine Kinder, sollten einmal auf diesem Stück Land ihre letzte Ruhe finden.
    Nach seiner Heirat mit Meredith hatte sich die Beziehung zu Heath rapide verschlechtert, und Ebenezer fürchtete, sein Sohn könne ihn eines Tages aus purer Gehässigkeit auf dem Friedhof von Burra bei den Armen verscharren lassen. Deshalb hatte er in seinem Testament vorsorglich bestimmt, dass er auf seinem Land beerdigt werden wollte. Heath hätte tatsächlich nicht gezögert, seinen Vater dort unter die Erde zu bringen, weil auf dessen Anordnung auch seine Mutter dort beigesetzt worden war. Als Ebenezer das Land, auf dem Martindale Hall entstehen sollte, gekauft hatte, hatte Heath’ Mutter noch gelebt. Heath hatte nicht vergessen, dass sein Vater es abgelehnt hatte, die Gebeine seiner Mutter nach der Errichtung von Martindale Hall zehn Jahre später auf seinen Grund und Boden umzubetten.
    Ebenezers zweite Frau Meredith, die erste Herrin von Martindale Hall, hätte zwar Anspruch auf eine Grabstätte dort gehabt, aber nach ihrem tragischen und viel zu frühen Tod hatte ihr Vater darauf bestanden, sie auf dem Friedhof neben der Kirche von Saddleworth, deren Pfarrer er war, beizusetzen. Dort hatte auch Meredith’ Mutter ihre letzte Ruhe gefunden. Da die Ehe nur kurz gewesen war und Meredith ihm keine Kinder geboren hatte, hatte Ebenezer keine Einwände gehabt.
    Nicht viele Trauergäste nahmen an Ebenezers Beerdigung teil: Winston, der Butler, Mrs. Hendy, die Haushälterin, Louise, das Dienstmädchen, sowie Alfie, zwei Köche, zwei Stallburschen und mehrere Gärtner. Edward Martin und Dr. Mead waren ebenfalls anwesend. Frank Bond und die Angestellten der Mine hatten einen Kranz geschickt. Man hatte ihnen wie auch allen anderen Arbeitern und Angestellten in Ebenezers verschiedenen Betrieben mitgeteilt, dass die Beerdigung im engsten Kreis stattfinde.
    Den Trauergottesdienst hielt Reverend Hicks. Als er geendet hatte, wandte er sich an Heath und fragte ihn, ob er ein paar Worte sagen wolle. Heath zögerte, dachte daran, seiner Wut über seinen Vater freien Lauf zu lassen, verneinte dann aber. Sowohl Winston als auch Mrs. Hendy nahmen ihm das übel. Edward, der mit Heath’ Reaktion gerechnet hatte, hatte eine kleine Rede vorbereitet.
    »Wenn Sie erlauben, würde ich gern ein paar Worte sagen«, wandte er sich an die Trauergäste.
    Heath senkte den Kopf und biss die Kiefer aufeinander.
    Edward räusperte sich. »Ebenezer Mason war mein Klient, aber auch mein Freund«, begann er. »Er war ein vielschichtiger Mensch, ein schwieriger, aber faszinierender Charakter und ein Mann, dessen Ansprüche nicht leicht zufrieden zu stellen waren. Niemand wird das bestreiten. Er ließ Nähe nur ungern zu und knüpfte im Laufe seines Lebens nur wenige echte Freundschaften. Aber trotz seiner Fehler und Schwächen als Freund, Vater oder Arbeitgeber muss man ihm Bewunderung zollen für das, was er geschaffen hat. Als armer Mann kam er nach Australien, er besaß nichts als einen Traum, und er setzte alles daran, diesen Traum zielstrebig durch harte Arbeit zu verwirklichen. Das ist ihm ohne jeden Zweifel gelungen. Wir alle sind Zeugen seines Erfolges. Sein ehrgeizigstes Ziel war der Bau eines prachtvollen Herrenhauses, und Martindale Hall ist sicherlich eines der prächtigsten Anwesen, wenn nicht gar das prächtigste in ganz South Australia …«
    Während Edward fortfuhr, die Leistungen seines Freundes zu preisen, schäumte Heath innerlich vor Wut. Er sei seinem sauberen Vater so gleichgültig gewesen, dass er ihm nicht einmal sein »prachtvolles Herrenhaus« hinterlassen habe, hätte er am liebsten hinausgeschrien. Doch er beherrschte sich. Zu diesem Zeitpunkt

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