Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
wieder ein. Ihm war vor lauter Wut tatsächlich übel gewesen. »Es war nichts Ernstes, alles wieder in Ordnung.« Er konnte kaum glauben, dass sie den weiten Weg von Bungaree nach Martindale Hall gekommen war, nur um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Ihr mitfühlendes, argloses Wesen würde ihm die Verwirklichung seiner Pläne, sich sein Erbe zu sichern, sehr erleichtern.
Abbey bemerkte den fragenden Blick, den Heath ihrem Begleiter zuwarf. »Das ist übrigens Pater John Quinlan.«
»Freut mich«, sagte Heath und gab dem Geistlichen die Hand.
»Wir haben uns einen schlechten Zeitpunkt für unseren Besuch ausgesucht«, sagte Abbey. »Ich hatte wirklich keine Ahnung …«, verlegen brach sie ab. »Bitte entschuldigen Sie.«
Ihr Bedauern war echt, Heath konnte es ihr ansehen. »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.« Er sah zum Friedhof hinauf, wo die Trauergemeinde sich langsam auflöste.
»Wir werden jetzt besser wieder gehen, Heath.« Abbey war untröstlich, dass sie ihn von der Trauerfeier weggeholt hatte. »Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist.«
»Danke, Abbey, das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen. Darf ich Sie auf eine Tasse Tee einladen? Mrs. Hendy wird uns welchen aufbrühen.«
»Ich weiß nicht recht … Ich will wirklich nicht stören.« Abbey hatte die Haushälterin in schlechter Erinnerung und scheute vor einer Begegnung mit ihr zurück.
»Sie stören keineswegs. Gehen Sie doch schon vor. Ich muss noch etwas mit dem Arzt und dem Anwalt meines Vaters besprechen, aber ich komme gleich nach.«
Abbey nagte zweifelnd an ihrer Unterlippe.
Heath sah sie fast flehentlich an. »Ich würde mich wirklich freuen, Abbey.«
»Na schön.« Sie nickte widerstrebend. Heath würde die Ablenkung sicherlich guttun.
»Fein. Dann bis gleich.«
Als Heath außer Hörweite war, sagte Pater Quinlan: »Sie sollten das Haus nicht betreten, wenn Sie sich nicht dazu in der Lage fühlen, Abbey.« Er konnte ihr ansehen, wie sie davor zurückscheute.
»Mir ist wirklich nicht danach zumute, aber ich glaube, Heath braucht jetzt jemanden zum Reden.«
Der Pater nickte. »Sie sind ein liebes Ding, Abbey.« Ihre Selbstlosigkeit imponierte ihm. Er zog eine Taschenflasche unter seinem Hemd hervor. »Hier, nehmen Sie einen Schluck. Das wird Ihre Nerven beruhigen.«
Die Versuchung war groß, aber Abbeys Vernunft siegte. »Nein danke, Pater John. Ich kann mir doch nicht jedes Mal, wenn es nötig ist, Mut antrinken. Sonst ende ich noch als Alkoholikerin.« Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, als ihr bewusst wurde, der Pater könnte das als Beleidigung auffassen. Sie wurde rot.
Doch John Quinlan ging mit einem Achselzucken darüber hinweg. »Ein kleiner Schluck Whiskey dann und wann hat noch keinem geschadet«, meinte er gelassen und schnalzte mit der Zunge, um das Pferd antraben zu lassen.
In diesem Moment kam Abbey ein Gedanke: Vielleicht gab es einen Grund dafür, dass Pater John so oft zur Flasche griff.
Samuel McDougals Helfer schaufelte das Grab, das er tags zuvor ausgehoben hatte, wieder zu. Erde polterte auf Ebenezers Sarg. Während die Dienstboten ins Herrenhaus zurückkehrten, warteten Edward Martin und Vernon Mead auf Heath, der in diesem Augenblick auf sie zugelaufen kam. Dem jungen Mason fiel sogleich die fahle Gesichtsfarbe des Arztes auf.
»Geht es Ihnen nicht gut, Dr. Mead?«
Das war eine glatte Untertreibung. Vernon schnappte zitternd nach Luft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Doch, doch«, beteuerte er. »Wenn ich noch irgendetwas für Sie tun kann …«
»Nein danke«, sagte Heath schroff. »Nachdem Sie bei der Autopsie nichts Verdächtiges feststellen konnten, wie ich gehofft hatte …«
»Heath!«, fiel Edward ihm scharf ins Wort. »Du musst die Wahrheit endlich akzeptieren. Dein Vater hatte ein schwaches Herz und starb an Herzversagen.«
Heath murmelte etwas Unverständliches.
»Ich werde jetzt besser gehen«, murmelte Vernon, der fürchtete, gleich zusammenzuklappen. Er wandte sich um und wankte davon.
»Der Tod deines Vaters hat ihn ganz schön mitgenommen«, meinte Edward. Er sah dem Arzt nach, der vornüber gebeugt auf seinen Einspänner zusteuerte. In den letzten Tagen schien er um zwanzig Jahre gealtert zu sein.
»Findest du?«, murmelte Heath abwesend.
»Sieh ihn dir doch an. Ich glaube, als sein Arzt fühlt er sich irgendwie schuldig am Tod deines Vaters.«
Vernon machte sich in der Tat schwere Vorwürfe. Er wagte kaum noch, in
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