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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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kannte noch niemand außer ihm und Edward Martin den Inhalt des Testaments, und das sollte vorerst auch so bleiben.
     
    Abbey schlug das Herz bis zum Hals, als sie das Tor von Martindale Hall passierten. Obwohl sie sich innerlich darauf vorbereitet hatte, überkam sie ein beklemmendes Gefühl, als Erinnerungen an jenen Abend mit dem alten Mason und an ihre Flucht tags darauf in ihr aufstiegen. Aber sie machte sich Sorgen um Heath, dessen merkwürdiges Benehmen und überstürzter Aufbruch am Tag zuvor ihr keine Ruhe gelassen hatten.
    Auch wenn Clementine ihn in wenig schmeichelhaftem Licht dargestellt und damit Jacks Anspielung auf seinen Ruf als Schürzenjäger bestätigt hatte, musste Abbey wissen, ob es ihm gut ging und er nicht etwa ernsthaft erkrankt war. Gleich als Erstes an diesem Morgen hatte sie Jack gefragt, ob er ihr einen Buggy leihen könnte, damit sie nach Martindale fahren und sich davon überzeugen konnte, dass mit Heath alles in Ordnung war. Jack hatte bejaht, aber eine Bedingung gestellt: Pater Quinlan müsse sie begleiten. Das war Abbey gar nicht recht gewesen, weil sie wusste, dass jeder Mann für die Arbeiten an den Wassergräben gebraucht wurde, aber Jack hatte darauf bestanden. Insgeheim war Abbey froh darüber. Falls sie im letzten Augenblick den Mut verlieren sollte, würde sie den Pater zum Haus hinaufschicken, damit er sich nach Heath’ Befinden erkundigte.
    John Quinlan spürte Abbeys nervöse Unruhe und tätschelte ihr beruhigend die Hand, als sie die Auffahrt zum Herrenhaus hinauffuhren. Er hatte zwar ein schlechtes Gewissen, weil er den anderen jetzt nicht schon morgens beim Brunnenbau helfen konnte, war auf der anderen Seite aber auch nicht böse deswegen: In der Gluthitze in dem steinharten Boden zu graben war alles andere als ein Vergnügen.
    Abbeys Blick fiel auf eine Anhöhe in einiger Entfernung, auf der sich eine kleine Menschenmenge versammelt hatte. »Was ist denn da drüben los?«, fragte sie den Pater, zeigte mit dem Finger und schirmte mit der anderen Hand die Augen gegen die Sonne ab.
    Pater Quinlan folgte ihrem Blick und blinzelte. »Ist das nicht ein Leichenwagen? Vielleicht wird Ebenezer Mason zu Grabe getragen, was meinen Sie?«
    »Ach herrje!« Abbey machte ein bestürztes Gesicht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er auf seinem Land beerdigt werden würde. »Wir kehren besser wieder um. Wenn das wirklich seine Beerdigung ist, will ich auf keinen Fall hier sein.«
    Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig, darin stimmte Pater John ihr zu. Er zog die Zügel an, um den Wagen zu wenden.
    Genau in diesem Moment schaute Heath in Richtung Auffahrt, sah den Buggy und erkannte Abbey. Aber wer war der Mann neben ihr? Da er ohnehin genug hatte von Edwards Lobeshymne auf seinen Vater, wandte er sich ab und ging den Hügel hinunter auf die Auffahrt zu. Die Trauergäste starrten ihm fassungslos nach.
    Abbeys Anblick löste widerstreitende Empfindungen in Heath aus. Sie war zweifellos ein reizendes, natürliches Mädchen, aber er wusste aus Erfahrung, dass der Schein trügen konnte. Das war etwas, das Meredith ihn gelehrt hatte: Hinter ihrem bezaubernden Äußeren hatte sich eine gerissene, intrigante Person verborgen. Er hatte geglaubt, nach ihrem tödlichen Sturz vom Dach könne ihm niemand mehr sein Erbe streitig machen. Was für ein fataler Irrtum!
    Abbey berührte Pater Quinlans Arm. »Warten Sie! Da kommt Heath. Wir können jetzt nicht mehr weg.« Es war ihr schrecklich unangenehm, dass sie in die Beerdigung hineingeplatzt war. Nervös beobachtete sie, wie er näher kam.
    »Abbey! Was machen Sie denn hier?«, fragte Heath überrascht. Misstrauen schwang in seiner Stimme mit. Als er jedoch in ihre lebhaften blauen Augen blickte, die selbst an diesem trüben Tag zu leuchten schienen, vergaß er für einen Moment alles um sich herum.
    »Ich … ich habe mir Sorgen um Sie gemacht, deshalb wollte ich mich vergewissern, dass es Ihnen gut geht.«
    Heath sah sie scharf an. »Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte er wachsam. Was wollte sie hier? Hatte sie gehofft, das Testament würde nach der Trauerfeier verlesen werden? »Wussten Sie, dass mein Vater heute hier beerdigt wird?«
    »Nein, sonst wäre ich nicht hergekommen.«
    Heath machte ein verwirrtes Gesicht. »Ich verstehe nicht. Wieso waren Sie dann in Sorge um mich?«
    »Sie hatten es gestern auf einmal so eilig, Sie sagten, Sie fühlten sich nicht wohl, wissen Sie nicht mehr?«
    »Ach so, ja, richtig.« Jetzt fiel es ihm

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